Ostermontag – endlich endlich lachte die Sonne einmal wieder in meine Dachfenster hinein. Ich hatte Lust auf eine Wanderung. Spontan fiel mir eine Runde aus meinem Wanderführer „Westliche Alb“ von Dieter Buck (s. Bücherei) ein.
Die Tour Nr. 27 führt, ausgehend von Erkenbrechtsweiler, über lange Abschnitte am Albtrauf entlang, vorbei an der Burg Hohenneuffen, verläuft in einer südlichen Runde nach Erkenbrechtsweiler zurück und am Tor einer ehemaligen keltischen Siedlung, dem Oppidum Heidegraben, mit einem seiner Tore vorbei.
Anschließend kann man noch eine kleinere Runde nördlich von Erkenbrechtsweiler über die s.g. „Bassgeige“ drehen, deren Erhebung weithin zu sehen ist, bis zu uns in der Nürtinger Gegend. Dort kann man auf zwei Aussichtsfelsen, welche man unbedingt besucht haben muss, eine gigantische Fernsicht genießen.
Nicht so im November 2011, als ich diese Tour 27 zum ersten Mal unternommen hatte – bei dickem Nebel: Hohenneuffen im Nebel. Dabei waren mir die vielen herrlichen Aussichten vom Albtrauf ins weite Umland verborgen geblieben, und ich hatte zuletzt aus diesem und aus gesundheitlichen Gründen die Bassgeige ausgelassen. Ein Grund, diese Tour ein weiteres Mal in Angriff zu nehmen. Kurzer Anruf bei Thomas – ja er kommt gern mit. Eine Stunde später (und wegen der Umstellung auf Sommerzeit auch eine Stunde später als üblich) saßen wir im Auto, starteten nach Erkenbrechtsweiler, und kurz darauf unsere Runde vom Parkplatz „Heidegraben“ oder auch „Bassgeige“ genannt, kurz vorm Ortseingang Erkenbrechtsweiler aus:
Erkenbrechtsweiler – Wilhelmsfels – Hohenneuffen – Erkenbrechtsweiler – Heidengraben – Bassgeige mit Bruckerfels und Beurener Fels
Nun möchte ich nicht nochmals die gesamte Runde beschreiben, denn das habe ich ja bereits in meinem Bericht von 2011 getan. Ich erkannte viele Wege und Stellen wieder, auch wenn ich damals vor lauter Nebel nicht viel sehen konnte. 😀
Heute hatten wir wunderbar sonniges Strahlewetter, auch wenn ein ziemlich kalter Wind eine warme Jacke, Mütze und Handschuhe nach wie vor unentbehrlich machte.
Hier der Weg hinter Erkenbrechtsweiler Richtung Marien- und Wilhelmsfels:
Und so hatte ich es hier im November 2011 erlebt:
Teilweise lag noch großflächig Schnee. Tatsächlich liefen wir in Laufe der Tour mehrfach durch festen Schnee und bedauerten, Angelika mit ihren Schneeschuhen nicht mitgenommen zu haben… 😀
… aber auch über Schneematsch, echte Matschpampe (welche sich bald auch an Schuhen und Hosen ausbreitete) oder auf trockenen Wegen – es war alles dabei.
Ja, und einmal wollte mein Thomas (psssst, er liest ja jetzt nicht mit…) einen schönen schmalen, aber besonders matschigen Waldpfad verlassen, um diesen auf einem parallel verlaufenden festen und trockenen Feldweg zu umgehen. Aber was ein wahreres Wanderherz ist, das verlässt doch niemals (niemals!!) einen schönen Waldpfad, sei er auch noch so matschig, und läuft stattdessen auf einem langweiligen Feldweg! Nö. Wir haben es doch auch geschafft. 😀
Und hier hatten wir schon die erste schöne Aussicht auf Beuren:
Weiter ging es immer am Albtrauf entlang, und durch die blattlosen Stämme und Sträucher hindurch konnten wir immer wieder Blicke auf die felsigen steilen Kanten des Albtraufs und hinunter ins Tal erhaschen.
Diese Stelle erkannte ich wieder, hier muss wohl jemand abgestürzt sein:
Das steinerne Kreuz am Steilhang hatte ich schon 2011 aufgwenommen und ist eines meiner Lieblingsfotos:
Kurz darauf standen wir am Wilhelmsfelsen, direkt gegenüber der Burg Hohenneuffen.
Damals habe ich natürlich – NICHTS – gesehen. Heute wars wunderbar.
Auf der Plattform der Burg Hohenneuffen konnte man sogar die Besucher erkennen.
Und hier der schöne Blick auf Owen und hinüber zur Burg Teck.
Mithilfe der Karte versuchten wir, die einzelnen Ortschaften zuzuordnen. Wir konnten bis nach Nürtingen schauen, und ein kundiger Wanderer hätte mir sicher auch mein Aichtal zeigen können. Weiter vorn Frickenhausen, wo meine Freundin Eva wohnt.
Wir packten auf der Bank unser Vesper aus und wärmten uns mit Tee auf, den Thomas glücklicherweise eingepackt hatte.
Natürlich erzählte ich Thomas die Geschichte, wie ich vor ein paar Jahren hier gemeinsam mit meinen damaligen Trommelfreunden Uwe und Eva hergekommen war. Ich hatte sie schon in meinem damaligen Bericht erzählt, und Thomas, der auch ab und zu auf der Djembe spielt, konnte meine Erinnerung teilen und sehr gut verstehen: 🙂
Diesen Felsvorsprung auf dem Wilhelmsfelsen mit einer sonst herrlichen Sicht weit ins Tal und auf die Hohenneuffen kannte ich. Vor ein paar Jahren hatte ich über eine längere Zeit Djembe gespielt. An einem sommerlichen Sonntag hatten Uwe, Eva und ich unsere Djemben vom Parkplatz Hohenneuffen hier her zum Wilhelmsfelsen getragen. Mit uns kamen Uwes Töchter, sie hatten 2 Decken und einen Picknickkorb mit Rührkuchen, Kaffee und Saft im Gepäck. Hier ließen wir uns nieder, packten unsere Djemben aus und trommelten zu dritt direkt an der Kante westafrikanische Rhythmen. Das muss weit im Tal zu hören gewesen sein. Nach kurzer Zeit hatten wir eine Traube Zuhörer hinter uns und bekamen Beifall. Einige Wochen später lernte Eva jemanden kennen, der ihr erzählte, er habe neulich in der Nähe der Hohenneuffen 3 Trommler gesehen, die echt klasse getrommelt hätten.
Weiter ging es relativ unspektakulär – zunächst an der Burg Hohenneuffen vorbei, deren Besuch wir uns für später aufheben wollten, und leider festen Feldwegen. Nur der Blick nach links und rechts war ein wenig idyllisch.
Nach Überquerung der Landstraße nach Erkenbrechtsweiler soll der Wanderweg in ein Waldstück hinein führen und auf einen links abbiegenden Weg stoßen.
Diesen Weg hatte ich schon damals nicht gefunden, und wir fanden ihn auch heute nicht. So irrten wir erst ein wenig herum und liefen dann einfach querfeldein durch den Winterwald.
Ein weiterer fester Weg führte nach Erkenbrechtsweiler zurück. Hinter Erkenbrechtsweiler konnten wir schon die Erhebung der Bassgeige erkennen, die wir ja noch in Angriff nehmen wollten. Naja… so richtig wollte bisher nur ich das… 🙂
Auf einer Bank rasteten wir nochmals kurz, aßen meine geliebten Cantuccini auf und leerten die Thermoskanne Tee.
Nun führt die Wanderbeschreibung auf einem Weg nordöstlich an Erkenbrechtsweiler vorbei. Wir sparten uns diesen Umweg und liefen auf der Hauptstraße durch den Ort hindurch. Das war natürlich nicht ganz so Wanderherz erfreulich, aber schnell erledigt. Kurz darauf standen wir vor dem s.g. „Tor G“…
… einem rekonstruierten Zangentor des Heidengrabens. Dieses 1,3 km lange Oppidum gehört zu den eindrucksvollsten Geländedenkmalen der Schwäbischen Alb.
Dahinter war nun auch schon die Bassgeige zu erkennen. Diese Erhebung verdankt ihren Namen ihrer Form, wie sie sich aus der Luft darstellt. Drei Erhebungen reihen sich von West nach Ost wie auf einer geraden aneinander, so dass es von oben ausschaut wie ein Kontrabass. Am östlichen Ende befindet sich der Brucker-, am westlichen der Beurener Fels. Auf beiden Felsen soll man aus über 700 Meter steil abfallender Höhe eine gigantische Fernsicht haben. Diese wollte ich mir nicht entgehen lassen, zumal die Spätnachmittag-Sonne immer noch kräftig strahlte. Nur die Uhr zeigte dummerweise eine Stunde später als gefühlt – so ist das immer nach der Zeitumstellung. Thomas hatte Bedenken, später im Dunkeln am Albtrauf entlang irren zu müssen. Ich konnte ihn jedoch überzeugen, dass wir die ca. 5 Kilometer lange Zusatzrunde noch bedenkenlos schaffen würden.
Und es hat sich gelohnt!
Hier die Aussicht vom 727 m hohen Bruckerfels, ein schöner Blick auf Owen zu Füßen der Burg Teck:
Hier zeigt Thomas einige letzte Zweifel: Schau mal wie weit entfernt der Beurener Fels noch ist:
Die ich aber wiederum ausräumen konnte. 😀
Dann ging es ein Stück am verschneiten Albtrauf entlang…
… und wir dachten an Frieder, der mich in seinem Kommentar 2011 gebeten hatte, ihm Bescheid zu geben, wenn ich diese Tour nochmals laufen sollte. Lieber Frieder, es hat heute leider nicht geklappt. Aber das war sicher nicht unser letzter Besuch auf der Bassgeige. 🙂
Ein kurzer Anstieg, und wir hatten den Beurener Fels erreicht:
… und genossen die Aussicht in herrlicher Abendsonne. Hier der Blick auf Beuren, und über Beuren drohnt die Burg Hohenneuffen.
Und hier die gigantische Sicht (an mir vorbei) ins ferne Umland.
Mein Smartphone macht leider gegen die Sonne nicht immer so schöne Fotos. Sobald ich Thomas Fotos habe, werde ich sie euch auch noch zeigen.
Nun war auch Thomas glücklich und beruhigt. Die 2 Kilometer nach Erkenbrechtsweiler zurück waren schnell geschafft. Und das bei noch tagheller klarer Sicht…
… kamen wir am Parkplatz an. Am Abend fiel ich wohlig ermüdet ins Bett und schnuffelte 9 Stunden durch wie ein Murmeltier. 😀
Länge: 13,5 km
Und hier mein Track: