Nachdem wir Anfang Januar einen genial sonnigen Wintertag bei Albstadt-Onstmettingen verbracht hatten, wollten wir gern noch einmal dahin. Die Winterwanderrunde Traufgang Wintermärchen lockte uns. Wir wollten sie gern mit unseren neuen Schneeschuhen erkunden. Thomas hatte seine noch nicht erprobt, während ich meine bereits am letzten Wochenende im Schwarzwald eingelaufen hatte. Vor 1 Woche hatte ich gemeinsam mit Angelika gerade mal 4,5 Kilometer geschafft und war – geschafft! Von daher war eine Runde wie diese gerade richtig. Dass ich mich sowohl in der Länge, als auch in den Höhenmetern „ein klein wenig“ nach unten geirrt hatte, bekamen wir erst unterwegs mit. Gut so!
Am Sonntag – leider dem viel trüberen Tag dieses Wochenendes, starteten wir nach Albstadt-Onstmettingen. Wie auch beim letzten Mal hielten wir zunächst in Onstmettingen, unten im Ort an, um uns in einer gemütlichen Bäckerei mit Café eine Tasse Tee und einen kleinen süßen Imbiss zu gönnen. Schließlich war heute Sonntag! Dann führen wir hoch zum Raichberg. Am Wanderweg gibt es mehrere Parkplätze, und wie erwartet sahen alle bereits ziemlich befüllt aus. Schließlich fanden wir noch freie Flächen auf dem Parkplatz „Langer Weg“.
Nun folgte die erste Überraschung für heute. Zumindest für mich. Thomas entschied plötzlich, er wolle ohne Schneeschuhe wandern. Ok… Aber warum denn? Die Wege waren gut mit Schnee bedeckt, soviel war schon zu sehen. Aber er hatte schon öfters verkündet, Scheeschuhe seien für Tiefschnee da. Hier braucht man demzufolge keine Schneeschuhe! Na gut, für mich geht es nicht um „brauchen“. Und wie unglaublich anstrengend Tiefschnee sein kann, hatten Angelika und ich vor 1 Woche erlebt. Das muss jeder selbst entscheiden. Ein Mann denkt vielleicht anders. Er braucht halt immer eine Herausforderung. Wenn dann richtig!
Ich stieg in meine Schneeschuhe, Thomas nicht, und gemeinsam stapften wir los. Thomas ab sofort natürlich ohne Schneeschuhe am Bein immer ein gutes Stück voraus.
Auch wenn es sich auf den präparierten Wegen bedeutend leichter lief als im Tiefschnee neulich, kam ich schnell ins Schwitzen. Es ging stetig leicht bergan. Eisiger Wind empfing uns. Und wie oben erwähnt, hielt die Sonne sich heute komplett hinter dicken grauen Wolken versteckt. Wenn der Winter die Landschaft nicht mit einer so schönen weißen Decke überzogen hätte, wäre dies sicher ein etwas traurig-grauer Tag geworden.
Es ging durch ein Stück Wald hindurch, dann wieder über verschneite Wiesen. Unter dicken Schneehauben waren Wacholderbüche zu erkennen. Thomas war die ganze Zeit ein ganzes Stück vor mir. Klar, ohne Schneeschuhe kommt man wohl doch etwas schneller voran. Er war aber so lieb, immer wieder auf mich zu warten. Was sicher keine Freude war bei den Temperaturen. Immer wieder zogen wir unsere Kaputzen über die Mützen und vermummten uns das Gesicht. Die Jacken und Hosen hielten zwar warm, doch die Handschuhe zog ich lieber nicht zu oft und nur ganz kurz aus für ein Foto. Leider sieht man das den Fotos auch an. Das Laufen machte dennoch wieder richtig Spaß, trotz Anstrengung!
An einer etwas windstilleren Stelle legten wir eine kurze Pause ein. Was hinaus geschwitzt wird, muss schließlich wieder aufgefüllt werden. Ich hatte wieder heißen Ingwertee dabei. Der löscht gut den Durst und wärmt prima. Viele Winterwanderer zogen an uns vorbei, doch kaum jemand in Schneeschuhen. Alle gut eingepackt, wie wir.
Hier hatten wir einen schönen Blick auf Onstmettingen. Der Blick auf die Wolkengebilde darüber war weniger schön, konnte aber ignoriert werden in Anbetracht der herrlichen Winterlandschaft. Heute musste man sich den klaren blauen Himmel und die Strahlesonne eben einfach mal vorstellen.
Und noch ein Blick auf Onstmettingen und die Alb, dann schnell die Hände wieder verpackt…
Wir stapften weiter, also nur ich stapfte, Thomas lief bedeutend leichfüßiger in seinen Wanderschuhen. Und wenn man mich fragt, ging es weiterhin immer leicht bergan. Irgendwann kamen wir auf ein Gehöft zu.
Die schmucken Burschen hier im Schnee mit ihren kräftigen Hufen und dem dichten gescheckten Winterfell gaben eine bildhübsche und eindrucksvolle Erscheinung ab, besonders wenn sie im Galopp dicke Schneewolken aufwirbelten. Sie wurden sicher von jedem zweiten Vorbeiwanderer fotografiert. Ich war ebenfalls ein zweiter.
Wir kamen am Skilift vorbei, auf der Abfahrt tummelten sich etliche Skifahrer. Die Loipen, die wir einige Male überquerten, waren ebenfalls gut befahren.
Nun mussten wir 2-mal über die Straße, was sich in Schneeschuhen schon etwas merkwürdig anfühlt auf den Stahlzacken. Aber es geht gut. Wir liefen im spitzen Winkel um das Gehöft herum, welches im im Winterschlaf versunken lag. Wir fragten uns, welchem Zweck es dient und ob hier jemand lebt, außer den beiden da oben.
Weiter ging es bergan. Der Wind pfiff mit Nachdruck durch die Mütze, die Ohren schmerzen immer wieder leicht. Gut dass an jeder Wanderjacke eine Kaputze hängt. Bald tauchte rechts oben der Raichbergturm auf. Ein paar Höhenmeter hatten wir also noch, dann musste der höchste Punkt erreicht sein. Die ganze Strecke hat ca. 170 Höhenmeter, eigentlich wirklich nicht viel. Diese waren scheinbar auf 3/4 der Strecke nach oben verteilt und wogen bei dieser Witterung doppelt und dreifach. Meine Lungen streikten leider auch immer wieder und ließen sehr viel weniger Luft ein, als ich benötigt hätte… Wir legten noch einmal eine Teepause ein. Auch um am heißen Becher die Finger aufzuwärmen.
Thomas hatte tiefstes Mitleid mit meinen kalten schmerzenden Fingerspitzen und zog mir seine Handschuhe über – total warm von seinen warmen Händen! Wie macht er das nur?? Diese Frage blieb ein Rätsel. Es tat trotzdem unglaublich gut. Danke, Schatz. Dann stapften wir zum Raichbergturm hoch.
Vor einem Monat waren wir hier vorbei spaziert und konnten vom Turm bei traumhafter Sicht aus die Zugspitze erkennen. Heute hatten wir keine Lust auf den eisigkalten Zug da oben mit Blick auf graue Wolkenballen und liefen am Turm vorbei. Nun ging es freundlicherweise nur noch – bergab! Hach, lief sich das leicht. Beinahe wie von selbst. In Schneeschuhen hat man auch bergab immer einen guten Halt. Und zu dieser Freude und Erleichterung kam eine weitere: Die Sonne kämpfte sich durch, und neben beinahe schwarzen Wolkenefeldern zeigte sich strahlend blauer Himmel, je nachdem in welche Richtung man schaute.
Wir schauten inzwischen unserem Ziel entgegen. Noch ein paar Hundert Meter, wie erwähnt: bergab. Es blieb nur noch ein relativ kurzes Stück, um die bisherigen Höhenmeter aufwärts wieder nach unten auszugleichen.
Noch ein Foto vom gut verpackten Thomas… und dann stellten wir fest, dass wir nun wirklich genug hatten für heute.
Schön wars wieder. Das ist schon merkwürdig, wie man auf so einer Wintertour immer wieder freiwillig leidet, trotzdem sagt: Es hat Spaß gemacht! und gleich die nächste wichtige Frage stellt: Wo laufen wir nächsten Sonntag? 😀
Traufgang Wintermärchen: 7,3 km, 170 Höhenmeter