Nachdem sich unsere erste Wanderung in unserem Urlaub im Spreewald als ziemlich beschwerlich heraus gestellt hatte (s. Harte Wege im Spreewald…), wobei zahlreiche Radler, die an uns vorbei radelten, uns zusätzlich demotiviert hatten, beschlossen wir, selbst Fahrräder zu mieten und suchten nach einer schönen Runde. Diese war schnell gefunden, Thomas bastelte einen Track, und nun mussten wir uns nur noch für eine der zahlreichen Fahrradvermietungen in der Nähe dieser Route entscheiden – deren Auswahl ist im Spreewald ebenso groß wie die an Bootsverleihen. Unsere Wanderung hatte uns an der Dubkow Mühle vorbei geführt, einem richtig schön und urig am Fließ gelegenen hübschen Gasthof (wo man natürlich auch ein Boot mieten kann).
Wir drehten dort am 2. Tag noch einmal eine kleine Runde und fragten nach Mieträdern. Na überhaupt kein Problem! Ob wir denn vor unserer Radtour auch noch ein Frühstück haben wollen? Aber ja – wir bestellten die Räder einschließlich Frühstück für den nächsten Tag.
Leider stellten wir zu spät fest, dass der nächste Tag der einzige regnersiche Tag der Woche sein sollte. So fuhren wir am nächsten Morgen nur zum Frühstücken zur Dubkow Mühle, verlegten die Radtour auf den nächsten Tag und legten einen Museumstag ein.
Am nächsten Morgen zeigte sich das Wetter wieder freundlicher. Wir nahmen unsere Räder in Empfang, zahlten 16 Eur Mietpreis (für beide Räder und den ganzen Tag) und tranken im Biergarten noch einen Kaffee. Dann richteten wir Sattel- und Lenkerhöhen ein, und los ging es.
Wir fuhren zunächst bis Leipe – diese „schreckliche“ Straße, auf der wir uns vorgestern zu Fuß so gequält hatten! Als Radler war sie eine Freude. 😀
In Leipe bogen wir nach rechts ab Richtung Burg. Auch diese Strecke waren wir vorgestern gewandert. Super schön – stille weite Wiesen – vor allem jetzt am Morgen.
Es war wieder einfach wunderbar still, friedlich, eine Wohltat fürs Gemüt.
Bei Burg überquerten wir die Fließe über Holzbrücken.
Am Rand von Burg, auf der Waldschlösschenstraße hielten wir uns links und fuhren Richtung Norden weiter. Wir erreichten das Große Fließ, und es erwartete uns ein richtig schönes Stück durch den Spreewälder Hochwald. Hier ging es durch wunderschönen stillen Wald immer am Fließ (Nordfließ) entlang – auf einem schmalen Pfad, der nun eigentlich wieder eher besser zum Wandern geeignet gewesen wäre.
Doch ich wollte dieses Stück Wald unbedingt erleben, und so haben wir unsere Radtour extra hier hindurch geführt.
Der Pfad war sehr schmal, oft wurzelig oder mit tiefen Schlammlöchern versehen, und wir mussten oft absteigen und ein Stück schieben. Das war gut! So erlebten wir diesen herrlichen Urwald und dieses stille Fließ umso intensiver.
So fuhren und schoben wir ca. 3 Kilometer durch den Wald. Still fuhr ein Stocherkahn an uns vorbei – ein Pärchen ließ sich gemütlich auf dem Fließ fahren. Die wohl älteste und immer noch beliebte Fortbewegungsmethode im Spreewald. Hier im Hintergrund auf unserem Selfie. 😀
Ziemlich am Ende des Waldstückes kam uns eine Radlergruppe entgegen. Auch sie hatten ihre Räder bereits um die ersten Schlammlöcher herum bugsiert und fragten uns irritiert, ob der ganze Weg so beschaffen sei. Was wir ehrlicherweise bestätigen mussten. Es lohne sich aber wirklich, diesen Wald zu durchqueren, versuchte ich zu motivieren. Und wenn man stürzt, fällt man zur einen Seite weich in dichte Gräser und Farne oder zur anderen Seite sanft ins Fließ. Es kann nichts passieren!
Schließlich verließen wir den Wald und überquerten das Nordfließ auf einer Hochbrücke, welche es hier reichlich gibt. An jeder sind seitlich Auffahrten für die Räder angebracht. Mir war das jedoch zu schwer, und ich trug mein Rad über die Brücken.
Hinter der Brücke, nun schon kurz vor Neu Zauche, liegt still und ein wenig versteckt die Kannomühle, ein ehemaliges Forsthaus, welches touristisch ausgebaut werden soll. Im Moment wirkt es sehr verlassen.
Wir erreichten den Hafen von Neu Zauche, gelegen am südlichen Ufer des Nordumfluter – einem Kanal, welcher noch in der ehemaligen DDR errichtet wurde. Diese sinnvolle Hochwasserschutzmaßnahme schneidet jedoch Dörfer, die weiter nördlich gelegen sind, vom Rest der (Spreewald-) Welt ab, so auch Neu Zauche mit seinem alten Fährhafen, so dass hier, 4 km weiter südlich, nach der Wende und mit dem Aufblühen des Spreewald-Tourismus der neue Kahnfährhafen eingerichtet wurde. Jetzt, nach den Sommerferien lag auch dieser Hafen still und verschlafen am Fließ, so dass wir hier in aller Ruhe eine Vesperpause genießen konnten. Wir setzten uns in die Sonne, und ich konnte mich endlich meiner nassen Schuhe und Strümpfe entledigen.
Schließlich war es Zeit, dieses lauschige Plätzchen zu verlassen… leider! Ich zog mir tapfer die immer noch feuchten Strümpfe über, schlüpfte in meine immer noch feuchten Turnschuhe – nicht so angenehm, aber beides trocknete dank Sonne und mildem Wind rasch am Fuß.
Nun wollten wir auf die andere Seite des Nordumfluters gelangen, um unsere Runde über Alt Zauche auszudehnen. Der Übergang über das Wehr war jedoch gesperrt, obwohl doch laut Karte der Wanderweg mit der gelben Markierung eindeutig über diese Anlage führt. „Betreten verboten“ stand auf einem Schild an der verschlossenen Tür.
Also radelten wir noch ein Stück am Südufer des Nordumfluters entlang und nahmen die nächste Bücke. Auch hier immer noch idyllische Stille. Träge fließt auch der Nordumfluter durch Land, wie überhaupt alle der hier reichlich vorhanden Gewässer. Es gibt im Sprewald eben so gut wie kein Gefälle – ein erfreulicher Vorteil für untrainierte Radler wie mich. 😀
Schließlich erreichten wir Alt Zauche. Hier entdeckten wir, direkt am Radweg gelegen – einen wahren Schatz – das Gasthaus In Mühle. Ich hatte im Reiseführer darüber gelesen: Hier hatten die Besitzer ebenso liebevoll wie mühsam aus altem Mauerwerk und Holzbalken der Umgebung ein richtiges schnuckeliges Spreewaldhaus neu aufgebaut.
Viele hübsche Details trugen extrem zum Wohlfühlfaktor bei, nicht nur im Garten, in dem wir saßen und – wie soll es anders sein – Hefeplinsen und Streuselblechkuchen frisch aus dem Ofen verspeisten.
Auch der Gastraum innen ist über 2 Etagen urig und einmalig hübsch und gemütlich dekoriert. Der Gastwirt persönlich führte mich nach oben und zeigte mir stolz sein Werk, nachdem ich es nach dem Zahlen nochmals von Herzen gelobt hatte. Dann mussten wir auch von diesem Ort Abschied nehmen…
Nun fuhren wir noch ein Stück am Nordumfluter entlang und passierten die winzige stille Siedlung Bukoitza mit seinem Naturschutzgebiet.
Hier befanden wir uns auf einem Abschnitt des Gurkenradweges, einem der Fernradwege im Spreewald, der sich immer größerer Beliebheit erfreut. Wir radelten wieder gen Süden, überquerten wieder den Nordumfluter und strampelten ein weiteres Stück am anderen Ufer, auf dem Deich entlang, ehe wir nach links, Richtung Lübbenau abbogen. Ein weiterer träger Fließ, auf dem eine träge Entenfamilie in träger Nachmittagsruhe vor sich hin döste. Nichts, aber auch gar nichts störte den Frieden.
Wieder radelten wir durch stille weite Landschaft. Links und rechts des Weges dichte feste Gräser, die auf feuchten Untergrund hinwiesen.
Später öffneten sich rechterhand die unendlich weiten Wiesen des Naturschutzgebietes Kockrowsberg – einem Sammel- und Rastplatz für Kraniche und viele andere Vogelarten auf ihrem Durchzug aus Skandinavien und Osteuropa. Auf einem Schild wird der Besucher darüber informiert und darum gebeten, die Wege nicht zu verlassen.
Ein paar Minuten weiter stiegen wir auf den Vogelbeobachtungsturm. Hier kann man bis Ende November Kraniche, Silberreiher, Schwarzstörche, Singschwäne oder Seeadler beobachten – aber wohl eher, wenn man in der Abenddämmerung hier verweilt… und Glück hat. In weiter Ferne sahen wir ein größeres weißes Gefieder über die Gräser schweben und nahmen uns fest vor, zukünftig ein Fernglas in den Rucksack zu packen!
Nun, schon kurz vor Lübbenau, passierten wir das Naturschutzgebiet Barzlin und überquerten die Hauptspree. Hier sind die Wiesen so feucht, dass sie nur über Holzwege durchfahren oder bewandert werden können.
Bis kurz vor Lübbenau zogen sich weite Wiesen, auf denen Kühe weideten, unterteilt und abgegrenzt durch Zäune und Fließe. Die Durchfahrt durch Lübbenau war nun das Gegenprogramm: Straßen im Feierabendverkehr. Die Altstadt und der Hafen von Lübbenau sind jedoch in jedem Fall sehens- und erlebenswert, es gibt hier zahlreiche hübsche Cafés, Restaurants mit Biergärten, kleine Läden, und natürlich kann man hier Räder und Boote mieten oder sich auf einem Stocherkahn durch die Fließe fahren lassen. Wir sind später nochmals hergekommen, um in aller Ruhe durch Lübbenau zu bummeln und zu essen. Heute hielten wir im Hafen von Lübbenau auf einer Bank eine letzte Rast, bevor uns nochmals ein letztes wunderschönes Stück Radweg erwartete. Wir fuhren am Schloss Lübbenau mit seiner Orangerie vorbei, welches nach der Wende von seinen urspünglichen Besitzern wunderschön restauriert wurde – zur Freude der Lübbenauer und seiner Gäste.
Kurz darauf befanden wir uns im urigen und berühmten Spreewalddorf Lehde. Wer in den Spreewald kommt, kommt nach Lehde. Hier kann man, wie wohl kaum anderswo das typische ursprüngliche Leben im Spreewald – am und auf dem Wasser kennenlernen. Hübsche Häuschen mit bunten Bauerngärten erfreuen das Auge – am besten vom Wasser aus.
Am Tag zurvor hatten wir hier das Freilandmuseum Lehde besichtigt und waren durch dem Ort spaziert. Heute radelten wir nun hindurch. Es war bereits Abend, das Museum entließ gerade seine letzten Gäste, und die Biergärten lichteten sich.
Das letzte Stück, das wir heute vor uns hatten, wird nicht umsonst in unserem Reiseführen empfohlen. Es sind die ca. 3 Kilometer zwischen Lehde und Leipe. Man kann sie auf verschiedene Weise erleben – als Wanderer, Radfahrer oder auf dem Wasser. Selbstverständlich führt auch der Gurkenradweg hier entlang, aber auch der Spree-Radweg, denn die Hauptspree verbindet beide Dörfer. Als Radfahrer erlebten wir einen wunderbar stillen Waldweg, wie eine Allee gesäumt von Birken und anderen Laubbäumen. Einfach herrlich!
Wir ließen uns Zeit, obwohl uns inzwischen das Hinterteil kräftig schmerzte. Zufrieden und angenehm erschöpft kamen wir in der Dubkow-Mühle an, gaben die Räder ab und fragten nach einem vegetarischen Abendessen – alles außer Hefeplinsen und Kartoffeln mit Quark, denn heute wollten wir mal wieder etwas anderes essen. Ob wir denn das Wagenrad schon kennen, antwortete die freundliche Kellnerin. Wagenrad? Wir lernten es kennen – ein Bauernfrühstück. Es war, wie alles, was wir bisher verspeist hatten: Einfach (und) lecker.
Weitere Touren gibt es auf (auch als App verfügbar): www.spreekapitaen.de
Unsere Karte: Rad- Wander- Gewässerkarte Oberspreewald, Verlag grünes Herz, 1 : 35000
Unser Track: