Von
Schönbuche
Nach meinen ersten beiden Wanderungen in der Vulkaneifel hatte ich mich hier nun „warm“ gelaufen und wollte am 3. Tag eine weitere Etappe des Eifelsteigs erkunden. Letzte Woche hatte ich ja bereits gemeinsam mit Uschi die Etappen 1 und 2 in der nördlichen Eifel und im Hohen Venn erwandert:
Eifelsteig, da bin ich – Etappe 1
Gut Latsch – Eifelsteig Etappe 2
Nun sollten es also die Vulkaneifelsteig-Etappen sein. Ursprünglich hatte ich geplant, von Manderscheid aus, wo ich derzeit wohnte, wenigstens noch weitere 3-4 Etappen zu erwandern, doch wie schon in der letzten Woche musste ich auch hier feststellen, dass die Busverbindungen alles andere als wanderfreundlich sind. Ich ließ mich in der Touristinformation Manderscheid beraten und erkannte, dass höchstens die Etappen Daun-Manderscheid und Manderscheid-Himmerod in Frage kamen, letztere jedoch auch nicht komplett bis Himmerod.
Nun stand aber erst einmal die Etappe 11 von Daun nach Manderscheid auf dem Plan. Am Vorabend war eine große hübsche Frau mit ihrer ebenso großen hübschen Tochter im Hotel eingetroffen. Sie fielen mir auf, weil sie nicht nur besonders sympathisch aussahen, sondern auch noch größer waren als ich, und das will etwas heißen. Ich sprach die Beiden sofort an, als ich sie an der Rezeption entdeckte und erfuhr, dass sie heute auf gerade dieser Etappe von Daun gekommen waren. Sie begannen sofort zu schwärmen, was das für eine schöne Etappe gewesen sei, waren aber ziemlich erledigt und wollten schnell auf ihr Zimmer – Schuhe aus und duschen.
Ich freute mich, als wir uns beim Abendessen und auch am nächsten Morgen, zum Frühstück, wieder trafen und miteinander plaudern konnten. Die beiden Frauen wollten den gesamten Eifelsteig abwandern, Etappe für Etappe und hatten nun schon 11 Etappen geschafft. Allerdings mit Gepäcktransfer – was oft beschmunzelt wird, aber etwas anderes käme für mich auf einer Fernwanderung auch nicht in Frage. Und wie wir Frauen so sind, lachte die Mutter: Wir haben viel zu viel eingepackt. Klar dazu neige ich auch. Wir tauschten uns über unsere Erlebnisse auf dem Eifelsteig aus, über die merkwürdigen Stellen am Körper, an denen sich plötzlich Muskelkater bemerkbar machte, und dann bekam ich für meine heutige Etappe noch den Tipp, mit dem Bus nicht bis Daun, sondern nur bis Gemünden zu fahren, da würde ich mir 2 weniger attraktive Kilometer, die man nicht unbedingt sehen bzw. wandern muss, ersparen. Ja, genauso hatte ich es geplant.
Die beiden brachen nach dem Frühstück schnell auf, denn sie waren mit einer anderen Frau verabredet, die allein unterwegs war und die sie auf dem Eifensteig kennengelernt hatten. Der Eifelsteig ist demnach auch gut weiblich belegt. Ja, bestätigten sie, es seien wirklich erstaunlich viele Frauen allein unterwegs. Das freute mich für meine künftigen Tourenplanungen.
Auch ich musste rasch los, denn um 9:10 Uhr fuhr mein Bus von Manderscheid ab Richtung Daun. Ich war der einzige Fahrgast im Bus und konnte so ein wenig mit dem netten Busfahrer schwatzen. Er wollte natürlich wissen, woher ich komme und erzählte von seinen Busfahrten in den Schwarzwald. Da sei es auch schön, meinte er. Aber die Eifel gefalle ihm besser. So muss es sein! 🙂
In Gemünden stieg ich aus und startete meine Tour:
Gemünden – Manderscheid
Es war noch etwas nebelig, angenehm frisch, und es nieselte leicht, sollte aber bald aufhören laut Wettervorhersage. Hier und da waren schon Wanderer unterwegs, und auch ich setzte meine noch müden Knochen in Bewegung. So langsam kam Leben in mich. Zumal es nun erst einmal 2 Kilometer stramm aufwärts ging. Die schönen Blicke auf die Dauner Maare, die mir bevorstanden, sollten eben erarbeitet werden. Die ersten Kilometer dieser Etappe führen nämlich rund um die 3 Dauner Maare herum, 3 wunderschön gelegene Eifelmaare: das Gemünder, das Weinfelder und das Schalkenmehrer Maar. Hier ist eine Luftaufnahme, ein Motiv, das man zahlreich auf Postkarten wieder findet. Wie man hier sehen kann, liegen die Maare nahezu auf einer Geraden in der Landschaft, da sie nacheinander an einer „Förderspalte“ entstanden sind, und der Eifelsteig umläuft sie quasi im Slalom.
Endlich konnte auch ich durch die Bäume hindurch einen ersten Blick auf das Gemünder Maar erhaschen.
Wie man sieht, ist das Schwimmbad geschlossen. Badewetter fühlt sich anders an.
Mir war aber gar nicht mehr kalt. Es ging noch weiter steil nach oben. Sehr anstrengend für mich zu dieser frühen Morgenstunde. Zu meiner Ehrenrettung muss ich sagen, dass ich einige Tage und einige Wanderungen später sehr viel weniger Probleme mit Anstiegen hatte. Doch inzwischen hatte ich gelernt, meine schwächelnden Momente mit gerade wichtigen und notwendigen Tätigkeiten zu kaschieren, für die ich unbedingt kurz anhalten muss – die einmalige Aussicht genießen, fotografieren, in die Karte schauen, wo ich mich befinde, Notizen machen, Nase putzen… So merkt man mir mein Schwächeln wenigstens nicht auch noch an (bilde ich mir zumindest ein….). 😀
Endlich war ich oben und hatte das Maar unter mir – und diese gemütliche Schaukel am Aussichtspunkt für mich allein.
Ich schaukelte eine Weile, freute mich, dass ich den steilsten Anstieg für heute geschafft hatte und lief dann zum Dronketurm, einem Aussichtsturm an dieser Stelle.
Gerade, als ich ihn fotografierte, tauchte oben eine rote Gestalt auf und winkte mir zu. Leider habe ich das Winken nicht erwischt, aber wir freuten uns beide wie die Kinder. Vom 10 Meter hohen Dronketurm aus soll man einen wunderbaren Panoramablick auf die Eifellandschaft haben. Ich kletterte nun auch hoch und hatte einen wunderbaren Blick auf …
…das Maar. Sehr viel mehr leider nicht.
Das Panorama der weiter entfernten Eifellandschaft hüllte sich in Dunst. Leider alles etwas im Dunst heute, bedauerte auch der Mann. Ja, schade… Und ich dachte an eine nochmalige Rundtour um die Maare in den nächsten Tagen.
Ein kurzes Stück Weg…
… führt zum nächsten Aussichtspunkt auf das nächste, das Weinfelder Maar….
Hier stehen weitere gemütliche Sinnesbänke, auf denen man normalerweise sicher eine klasse Fernsicht genießen kann. Doch heute lohnte es sich nicht, die Sinne in weitere Ferne zu richten, die Bank war nur zum Ausruhen zu gebrauchen.
Nun führt der Eifelsteig links hinunter zum Rand des Weinfelder Maares und in einem nördlichen Bogen um das Maar herum. Leider wird es nach einer Weile von der linken Seite her ziemlich laut, denn ein ganzes Stück führt eine Landstraße recht nah am Maar entlang, und der Wanderweg liegt dazwischen. Doch wenn man sich mehr auf die rechte Seite konzentriert, kann man immer wieder durch die Sträucher hindurch aufs Maar linsen und entdeckt, so wie ich, einen Trampelpfad, der zum Ufer führt. Hier war es schön ruhig.
Kaum zu glauben, dass dieses idyllische Gewässer den Beinamen „Totenmaar“ trägt. Ursprünglich gab es hier ein Dorf namens Weinfeld. Große Teile der Bewohner wurden jedoch von der Pest dahingerafft, und so wurde das Dorf im 16. Jahrhundert aufgegeben. Nun steht hier nur noch die ehemalige Pfarrkirche von Weinfeld, eine kleine Kapelle mit Friedhof, beides heute von Schalkenmehren genutzt, dem Ort am gleichnamigen Maar, welches das nächste Ziel war.
Nun geht’s über die Straße, die schon die ganze Zeit gut zu hören war. Auf der anderen Seite eröffnet sich ein super schöner Blick auf das dritte Maar im Bunde, das Schalkenmehrener Maar einschließlich Schalkenmehren.
Auf einer gut gemachten bunten Tafel kann man Interessantes über die Entstehung des Maares lesen, welches aus mehreren Maaren besteht, und zwar einem mit Wasser gefüllten und, östlich von diesem, einem älteren, das inzwischen ein Moor geworden ist. Das älteste ist das Trockenmaar. Das wassergefüllte Maar selbst ist auch nicht kreisrund, wie es Maare normalerweise sind, sondern stellt eine Acht dar, weil es da wohl zwei Ausbrüche knapp nebeneinander gab.
Auf diesem Foto kann man das Trockenmaar gut erkennen (welches ich in den nächsten Tagen auch noch umwandern werde):
Auf dieser Tafel erfuhr ich auch, dass es insgesamt 75 Maare in der Eifel gibt. Hier war ja ganz schön was los. Nur 7 Maare sind noch mit Wasser gefüllt.
Ein Schlängelpfad führte nun hinunter zum Maardorf Schalkenmehren, einen wirklich hübschen Dörfchen mit alten Fachwerkhäusern. Cafés und Hotels.
Dies könnte ich doch Uschi für unser nächstes Wellness-Wanderwochenende vorschlagen, dachte ich.
Ich schaute und fotografierte und verbrachte einmal wieder viel Zeit, ohne weiter zu kommen.
Und auch Luchs, Uhu und der Steinadler, die Tiere, auf die die Eifeler zu Recht stolz sind, hatten einen Ehrenplatz in diesem hübschen Maardorf.
Ich hatte knapp ein Drittel meiner Tour geschafft, und es war bereits 12 Uhr. Aber das ist für mich eben Genusswandern. Nach dem strammen Anstieg hinter Schalkenmehren suchte ich mir dennoch erst einmal eine Bank mit Blick auf Schalkenmehren, von dem ich gerade ganz schön begeistert war, und verspeiste mein Wandervesper.
Eine Wandergruppe älterer Herren kam vorbei, grüßte freundlich, ich grüßte freundlich zurück. Der letzte Herr lupfte sogar seinen Wanderhut, wow. 😀
Ich folgte nun weiter dem Eifelsteig-Logo und holte die Herrengruppe ein, als sich mal wieder der Routenalarm meines Smartphones meldete. Ich inspizierte den GPS-Track, den ich mir zuvor bei www. eifelsteig.de heruntergeladen hatte, und ich inspizierte die Karte, was einen der Herren veranlasste, mir in meiner Verwirrung hilfreich zu sein und mir zu bestätigen, dass dies der Eifelsteig ist. Na gut, ich hatte nicht nur einmal erlebt, dass die GPS-Routen nicht mit der Ausschilderung übereinstimmen und es offensichtlich Varianten der Steige und Wege geben muss. So lief ich eine Weile mit den netten Männern mit und erfuhr, dass sie sich seit 45 (!!) Jahren zweimal im Jahr zum Wandern treffen, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Dies sei nun ihre diesjährige Herbstwanderung. Meinen sachsen-anhaltinischen Spracheinschlag wohl bemerkend erklärten sie mir, dass sie sich auch schon in Thüringen getroffen hatten und im Hainich und im Werratal gewandert waren. Sehr schön. Ja, das hatte ich gehört. Andreas Kieling, dessen Filme und Bücher ich besonders mag, bezeichnet den sicher noch recht unbekannten Hainich als den schönsten Wald, den er kennt. So plauderten wir eine ganze Weile. Da ich dann aber irgendwann doch wieder etwas flotter gehen wollte, verabschiedete ich mich von den netten Herren.
Mit schönen weiten Blicken über die Eifelberge geht es weiter.
Auf mehr und weniger breiten Pfaden führte der Eifelsteig nun durch den Wald.
Noch über 12 Kilometer bis Manderscheid. Bis zur Üdersdorfer Mühle, wo ich einen Kaffee trinken wollte, noch 2,5.
Diesen Fischteich, fest in der Hand des Anglervereins, passierte ich kurz vor der Mühle.
Und an dieser Stelle hatte ich einen traumhaften Blick in ein traumhaft malerisch anmutendes Tal mit dem Ort Trittscheid.
In welchem ich jedoch nicht wohnen möchte, denn es wird quasi umkreist von einer Landstraße, die, wie hier oben gut zu hören war, gut befahren ist. Hinzu kam, dass gerade jemand rund um die Kirche mit einem Laubbläser zu Gange war, was hier oben über die Schallausbreitung wirklich als Höllenlärm ankam. Schade. So ein schönes Dörfchen. Doch immer wieder muss ich feststellen, dass es kaum irgendwo noch richtig still ist. Es gibt kaum einen Wanderweg, auf dem man nicht von irgendwoher eine Straße oder ein Flugzeug hört, und selbst in den idyllischsten Ortschaften läuft garantiert immer irgendein Gerät mit lärmendem Motor in einem Garten oder einer Garage. Sehr schade, und in der Eifel fiel mir das leider besonders auf.
Dann stand ich endlich an der Lieser und der Üdersdorfer Mühle…
… wo ich doch tatsächlich den letzten Kaffee bekam. Die Üdersdorfer Mühle schließt 14 Uhr, und die Chefin hatte keine Gnade mit einer Wandergruppe, die kurz nach mir kam, schloss das Haus, auch die Toilette ab und verschwand.
Nun war ich auf dem Lieserpfad, welcher, wie Manuel Andrack in seinem Buch „Gesammelte Wanderabenteuer. Du musst wandern“ beweiskräftig darlegt, der schönste Wanderweg der Welt ist. (s. Bücherei)
Der Lieserpfad läuft nun für den Rest der Etappe und auch, an Manderscheid vorbei, mehrere Kilometer der nächsten Etappe, parallel zum Eifelsteig. Die nächste Etappe würde ich ja auch noch laufen, und ich war gespannt auf den Lieserpfad, so wie er immer wieder angepriesen wurde. Und ich konnte schon mal feststellen: Auch wenn ich nicht alle Wanderwege der Welt kenne, schön ist es im Liesertal.
Wiesenwege wechseln sich ab mit schmalen Waldpfaden und Brücken über die Lieser…
… und es war ausnahmsweise richtig still, fast unheimlich still.
An dieser Stelle bin ich doch tatsächlich nach links anstatt, wie deutlich zu erkennen ist, nach rechts abgebogen, und musste ein paar Minuten bergan laufen, bevor mich der Routenalarm meines Handys darauf aufmerksam machte, dass ich einmal wieder gepennt hatte. Dafür bekam ich ein ausgewachsenes Reh zu sehen, das unweit des Weges durchs Gestrüpp hüpfte.
Wieder auf dem rechten Pfad erwartete mich nun ein gemütlicher Wanderweg, mal etwas bergan, mal wieder bergab, mal direkt neben der plätschernden Lieser, mal über ihr.
Hier hatten Wanderer ihre Namen und Grüße auf Schieferplättchen geritzt, und so war diese nette Galerie entstanden:
Es muss ja nicht immer die Rinde eines Baumes sein!
Ich kam an der Urpferdbrücke an, einer weiteren Brücke über die Lieser, benannt nach einem Knochenfund, der von einem Urpferd stammt.
Ein wirklich schöner Platz.
Die Lieser ist hier ziemlich breit und wild, und unten am Ufer hatte man einen dieser gemütlichen Liegesessel aufgestellt. Ich nahm mir vor, nochmals mit etwas mehr Zeit hier her zu kommen und wanderte weiter.
Nun geht es wieder ein kleines Stück stramm aufwärts. Am nächsten Aussichtspunkt, der Kobeslochhütte, hatte ich von weit oben einen gigantischen Blick ins Liesertal. Und wieder sah ich 2 Rehe, die über eine Lichtung sprangen und dann an einem Bäumchen knabberten. Doch leider war einmal wieder mein Akku am Ende. Ich habe die Fotos nachgeholt, sie folgen in einem nächsten Artikel.
Ich war nun schon ganz schön fußlahm. Dessen ungeachtet ging es zuletzt nochmals richtig auf und ab. Ich überquerte die Hahnerfläch – einem schönen Wiesenstück mit einer Schutzhütte und Grillplatz und gelangte wieder in den Wald. Über einen weiteren sagenhaften Ausblick ins Liesertal und einen schmalen Pfad am Felsenhang entlang kam ich schließlich am Hotel Burgblick, meinem Domizil, an.
Wie die zwei netten Frauen, die gestern von dieser Wanderung hier angekommen waren, war ich begeistert und erfüllt, aber auch kaputt und sehnte mich erst einmal nur noch nach meinem Zimmer, meiner Dusche und meinem Bett. Die letzten Kilometer waren die schönsten der Etappe, fand ich, und ich muss sie unbedingt noch einmal laufen, gleich morgen. Mit erholten Füßen und aufgeladenem Akku. Und so tat ich es auch. Der Bericht folgt.
Länge: 19,5 km (ab Daun wären es 21,7 km gewesen)
Karte: Vulkaneifel um Manderscheid, Wanderkarte Nr. 33 des Eifelvereins, 1 : 25 000
Quelle: Wandertouren Eifelsteig, Ulrike Poller und Wolfgang Todt, Verlag ideemedia GmbH
Empfehlenswert: Gesammelte Wanderabenteuer, Manuel Andrack, das Kapitel “Der schönste Wanderweg der Welt”, seine zweitägige Wanderung auf dem Lieserpfad gemeinsam mit seinem Vater. Schön zu lesen!
Beschreibung und GPS-Track: www.eifelsteig.de
Hier geht’s zum Fotoalbum.