Die Wetterprognosen fürs Pfingstwochenende waren alles andere als erfreulich. Lediglich für Samstag versprach meine Wetter App noch ziemlich viel Sonne mit bis zu 20°C, und das sogar auch für die Schwäbische Alb. Wir hatten Lust, einmal wieder einen der Traufgänge zu erwandern. Zwei der Premium-Wanderwege rund um Albstadt hatte ich vor 2 Jahren erkundet, die Ochensbergtour und die Wiesenrunde. Da Thomas am Samstagmorgen noch einen Termin hatte und wir nach einer reichlichen Stunde Anfahrt erst gegen Mittag würden starten können, entschieden wir uns für eine der kürzeren Runden, die Wacholderhöhe.
Ich wusste noch von meinen ersten Traufgang-Wanderungen, dass die Ausschilderung mehr als perfekt ist, so dass keine Karte und kein GPS-Track vorzubereiten war.
Die Fahrt selbst ist ja schon mal ein Erlebnis, vor allem, wenn man im Zollernalbkreis auf die stolze Burg Hohenzollern zufährt.
Albstadt empfing uns mit strahlendem Frühsommerwetter und einem Bilderbuchhimmel – leuchtend blau! Die gelben Löwenzahnwiesen ringsum bildeten einen herrlichen Kontrast dazu.
Der Wanderparkplatz am Schafhaus war schnell gefunden, und wir konnten es kaum erwarten, uns bei diesem Strahlewetter und nach der langen Fahrt endlich in Bewegung zu setzen. Schnell noch eine Kopfbedeckung, denn die Sonne heizte ganz schön von oben, und los ging es – in entgegengesetzter Richtung als empfohlen, zunächst ein kurzes Stück auf asphaltiertem Weg…
… dann rechts in die Wiesen hinein.
Wow, hier wars schööööön. Unsere Stimmung stieg mit jedem Schritt beim Anblick der blühenden Wiesen, Wacholdersträuche, Kiefern…
Die Wacholdersträucher waren prall voll, und ein erneuter Besuch zur Erntezeit würde sich lohnen, stellten wir fest.
Leider wurde die Idylle einmal wieder eindringlich gestört. Schon auf meinem ersten Traufgang hatte ich festgestellt, wie laut es oberhalb von Albstadt sein kann. Heute waren es wieder die Sportflugzeuge – der Flugplatz Degerfeld war nicht weit, und die Sportflieger nutzten das schöne Wetter reichlich. Es dröhnte über uns, und wir freuten uns, zwischen einem Flieger und dem nächsten wieder einmal ein paar Vögelchen zwitschern zu hören. Tja, den Flugplatz hatte ich bei meiner Planung übersehen, aber er hatte mich auf der Ochsenbergtour schon kräftig genervt, als gerade am Tag meiner Wanderung dort eine Flugshow stattgefunden hatte. Es gibt wahrhaft egoistische Sportarten.
Aber wir versuchten, uns auf die schöne Landschaft hier zu konzentrieren. Und die ist in der Tat einzigartig schön. Nachdem wir so ein Stück über die Wacholderwiesen gewandert waren, ging es in den Wald hinein.
Bald kamen wir auch schon am ersten Aussichtspunkt an, dem Schönhaldenfelsen. Wunderschöne Blicke ins Tal…
… auf Truchtelfingen.
Den Fluglärm hatten wir hinter uns gelassen. Dafür hallte nun eine hektisch anfeuernde Lautsprecherstimme in unsere ruhebedürftigen Ohren. Es klang nach einem Sportereignis größeren Ausmaßes. Der UCI Mountainbike Worldcup Albstadt fand dieser Tage statt, wie ich später las. Tatsächlich kamen uns später immer wieder Biker mit Startnummern auf der Brust entgegen, und später entdeckten wir auch von einem der Aussichtsfelsen im Tal einen Teil der Strecke.
Aber so schnell konnte uns nichts die Stimmung verderben. Nö!! An der Wandergaststätte Zum Schönhaldenfelsen (die übrigens einen sehr gemütlichen Eindruck machte) ging es links wieder in den Wald hinein.
Herrlich blühende stille Wiesen…
… bäuerliche Idylle.
Ein ganz kurzes Stück an der Straße entlang, wieder in den Wald hinein, und bald standen wir am nächsten Aussichtspunkt, dem Strichfelsen. Auch hier schauten wir aus luftiger Höhe ins Tal und in die Ferne.
Und wieder ein Stück durch den Wald, am Leimenfelsen wieder ein super Blick ins Tal… Und noch ein Aussichtsfelsen – der Schlossfelsen am Tailfinger Schloss.
Aus über 930 m Höhe stürzen hier die Felsen senkrecht hinab.
Hier, auf 937 m Höhe hat einmal die Burg Tailfingen getront.
Wir bevorzugten dann doch lieber eine Bank in sicherer Entfernung zur Absturzkante zum Verschnaufen und Durstlöschen.
Doch der Lärm des Mountainbike Rennens, der aus dem Tal hinauf hallte, vertrieb uns auch von diesem schönen Platz. Wir zogen uns wieder auf die stilleren Waldpfade zurück…
… versuchten, mit unserem Botanik-Halbwissen ein paar Kräuter und Blümchen beim Namen zu nennen, womit wir rasch am Ende waren, beobachteten einen Schmetterling… names „Schmetterling“… 😀
… und die Spuren eines geschlüpften Vögelchens.
Mountainbiker kreuzten immer wieder unseren Weg.
Oberhalb von Truchtelfingen ist der Bikepark Albstadt angelegt…
… weswegen auch im Sommer der Skilift Albstadt in Betrieb ist. Doch Wanderer und Biker kommen sich nicht in die Quere. Die Downhill-Strecken sind sorgsam abgesperrt und die Absperrungen mit Warnschildern versehen, und an einer Stelle führt der Wanderweg unter der Bikerstrecke hindurch. Eine klasse Lösung – so können sich beide Fortbewegungsarten voneinander ungestört austoben.
Kurz vorm Schützenhaus stießen wir auf das Heim des Hundevereins Albstadt. In dessen sonnigem Garten luden uns Tische und Bänke zu einer Kaffeepause ein, und eine freundliche Hundemama schwärmte von dem guten Kuchen.
Dies ließ sich Thomas natürlich nicht zweimal sagen. (Man beachte bitte auch den Aufdruck auf seinem T-Shirt!!) 😀
Wir saßen hier lange in der Sonne und beobachteten die Hunde und ihre Besitzer, die nach und nach vom Trainingsplatz kamen, sich über die Krankheiten ihrer Hunde austauschten oder ihre Schützlinge immer wieder davon abhalten mussten, sich gegenseitig anzukläffen.
Inzwischen war es Nachmittag geworden, aber die Sonne prallte auf uns hinab. Der frische Wind dagegen war angenehm. Wir passierten das Schützenhaus und liefen rechts wieder in den Wald hinein. Wir waren nun auf dem Rückweg zu unserem Parkplatz. Hier ist über mehrere hundert Meter ein Nordic-Walking-Parcours eingerichtet. Der Waldboden wurde mit weichem Holzmaterial eingedeckt, worauf es sich aber nicht so angenehm lief, wie wir fanden.
Angenehm fürs Auge waren dagegen die herrlichen Blicke über die Wiesen, Wacholderheiden und Schafweiden ringsum.
Schilder mit Anregungen für Lockerungs- und anderen Körperübungen inspirierten Thomas zum Nachmachen. 😀
In der Ferne beobachteten wir, wie ein Schäferhund immer wieder seine Herde zusammen trieb.
Wir genossen die friedliche Abendstimmung hier… bis erneut ein Flieger, der vom nun wieder nahen Flugplatz Degerfeld kam, immer wieder über uns kreiste. Offensichtlich mit Flugübungen beschäftigt… Nein, das war kein Genuss. Nur weg hier! 🙁
Der letzte Abschnitt war dann noch mal richtig schön.
Eine Wacholderheide…
… urwüchsige Kiefern und eine herrliche Aussicht von einer Liegebank aus, auf der wir es uns noch eine Weile gemütlich machten.
Und wer oder was störte die Ruhe auch hier? Drei Motor-Biker kamen direkt neben uns die Wiese hinunter geknattert und hinterließen ihren Gestank. Noch so eine egoistische Sportart. Es könnte so friedlich sein auf der Alb!
Die Tour war wirklich sehr schön – was den optischen Genuss betrifft. Wie die anderen Traufgänge, die ich zuvor gelaufen war, auch. Nur der Zivilisations- und Sportlärm hat für mich bzw. uns den akustischen Wandergenuss einmal mehr ganz schön beeinträchtigt. So dass ich mir überlegen würde, einen weiteren Traufgang in Angriff zu nehmen. Nur wenn mir jemand sagt, dass es auf dem Traufgang, den er gewandert ist, total ruhig war!
Alle Traufgänge bei www.traufgaenge.de
Hier sind alle Fotos.

