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So, heute und jetzt muss ich mal Luft ablassen!

Es ist jedes Jahr dasselbe: Kaum werden die Temperaturen etwas milder, kann man als Autofahrer kaum noch eine Strecke zwischen den Ortschaften zügig durchfahren. Grund: Radfahrer sind wieder unterwegs.

Nun schlagen – ich gebe es zu – zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen finde ich es klasse und bewundernswert, wenn sich Menschen nach ihrem Bürotag oder am Wochenende in den Sattel schwingen und ihre Muskeln, Gelenke und Lungen kräftigen. Ich bin ja selbst schon viele längere, auch mehrtägige Touren gestrampelt. Mal außer Acht gelassen, was es für eine Wohltat für unsere Umwelt wäre, wenn mehr Menschen statt des PKW ihr Fahrrad strapazieren würden. Aber ich finde, Radfahrer sind oft ziemlich  rücksichtslos! Und es werden immer mehr.

In der warmen Jahreszeit erlebe ich es fast täglich, dass ich hinter Radlern herbummeln und sie riskant überholen muss. Ich habe dann zwar immer Gelegenheit, schöne muskulöse Waden und die neusten knallbunten Radsport-Kollektion zu bewundern und oft das Gefühl, gerade darauf kommt es den Radlern an, doch ich bin auch hinter dem Steuer oft ein Schisshase und bei weitem nicht so gelassen wie ich immer tu. Dabei haben wir genügend Radwege! Man kann sich bei uns im Aichtal von Ort zu Ort auch wunderbar auf geteerten Radwegen fortbewegen. Wozu muss man da eine Landstraße benutzen, auf welcher zwischen 70 und 100 km/h zugelassen sind?
Letzte Woche war ich das 5. Fahrzeug hinter einem Bus, welcher sich hinter einem Fahrradler dessen Geschwindigkeit von unter 30 km/h anpassen musste und keine Chance hatte zu überholen.

Zwischen Neuenhaus und Aich gestern dann die Krönung: 2 junge Kerle, zugegeben beide mit hübschem knackigem Hintern ausgestattet, NEBENEINANDER!! In aller Seelenruhe wackelten die zwei Popos da vor mir her. Ich fuhr ne Weile hinter ihnen her, konnte nicht überholen, da ständig Gegenverkehr. Da langte es mir – es ist ja sonst gar nicht meine Art, aber ich hupte sie bööööse an! Jawoll, ich hupte nicht einfach nur, ich hupte BÖSE!

Hat sie natürlich gar nicht gestört, sie haben weder das Tempo verändert, noch den Weg freigegeben. Unglaublich. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, ehe ich vorbei fahren konnte, was ich dann auch so knapp wie nur möglich tat, und so richtig laut mit aufgedrehtem Motor. Nach meinem Besuch in der Apotheke Aich waren sie dann natürlich wieder vor mir! Selbstverständlich gemütlich nebeneinander.

Ich frage mich, was so schön daran ist, beim Radsport ständig ungeduldig drängelnde Autofahrer hinter sich zu haben, die einen dann recht knapp überholen müssen? Und der ganze Gegenverkehr, der Lärm, die Abgase? Mir würde das keinen Spaß machen. Zudem frage ich mich, wie selbstherrlich man sein muss, um in aller Gelassenheit andere Menschen mit dem eigenen Freizeitvergnügen behindern und blockieren zu können?

Oft fahren sie ja nicht einmal richtig rechts am Rand, stattdessen ziemlich weit in der Mitte der Spur. Man muss also weit auf die Gegenspur, um sie beim Überholen nicht durch einen zu geringen Abstand zu gefährden.
Oder es ist eine ganze lang gezogene Gruppe!

Ich hab jedes Mal weiche Knie, wenn ich Radler überholen muss.

Wenn ich dann jedoch als Wanderer im Wald unterwegs bin – und jetzt kommt die andere Seite – werde ich immer wieder von Radlern ange“hupt“. Die kommen von hinten an, klingeln kurz und gehen selbstverständlich davon aus, dass man zur Seite springt und ihnen den Weg frei gibt.

Ich bin immer mal wieder im Schaichtal unterwegs – als Fußgänger. Neulich blieb ich bei einem Fotografen stehen, der dort Vögel beobachtete und fotografierte. Ich kam mit ihm ins Gespräch, und während der kompetente Hobbyornithologe mir noch vorschwärmte, wie reich die Vogelwelt im Schönbuch und überhaupt in Deutschland ist, kam ein Rennradler angebraust, brüllte, ohne seine Geschwindigkeit auch nur um einen Bruchteil zu reduzieren „VORSICHT!!“ und raste an uns vorbei, noch ehe wir erschrocken zur Seite springen konnten! Der Piepmatz war natürlich ebenso entflogen und der Fotograf so verärgert wie ich.

Konsequenterweise müssten die Radfahrer doch nun, so wie ich als Autofahrer auf der Straße hinter ihnen her trotteln und sie bei passender Gelegenheit möglichst großräumig umfahren muss,  im Wald mit mir als Fußgänger dasselbe tun?

Für mich kommt heraus: Radfahrer sind immer die Könige, sie haben sowohl die Landstraßen, als auch die Waldwege für sich in Besitz genommen, und auf sie muss Rücksicht genommen werden! Nö, das macht keinen Spaß.

Neulich bin ich darüber mit meiner Freundin Christiane sogar fast ein wenig ins Streiten gekommen. Sie ist aktive Rennradlerin mit Vereinsmitgliedschaft, radelt mindestens einmal wöchentlich in ihrer Gruppe – natürlich auch mit Vorliebe im Aichtal. Weil es da so schön ist. Und natürlich auch auf der Straße. Für sie ist das in Ordnung – Landstraßen seien schließlich für Fahrräder zugelassen.

Na schön, aber auch für den Radrennsport?
Gegen eine Mutti, die statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zum Einkaufen fährt, habe ich ja überhaupt nichts. Aber das sieht man so gut wie gar nicht. Es sind die Freizeitsportler.

Warum benutzt ihr nicht den Radweg? Da ist direkt neben der Straße ein Radweg!
Ja, der sei oft verschmutzt, es lägen große Schlammbrocken und Glasscherben herum. Da könne man mit dem Rennrad nicht fahren. Zudem habe sie es nicht nur einmal erlebt oder gehört, dass Seile oder Drähte quer über den Radweg gespannt seien, die man bei den Geschwindigkeiten einfach nicht sieht.

Das ist natürlich nicht in Ordnung.
Sollte man dann aber nicht eher dafür sorgen, die Radwege sauber zu halten?

Und warum fahrt ihr dann nicht wenigstens ganz rechts am Rand? war meine weitere Frage.
Anwort: Weil die Autofahrer einen oft so knapp überholen, dass man nach rechts ausweichen muss, und um dabei nicht im Straßengraben zu landen, fahre auch sie eben ein ganzes Stück weiter in der Mitte. Da habe sie noch genügend Platz zum Ausweichen.

Und im Wald – warum das Geklingel dann auch noch auf Waldwegen?
Nun, sie klingle auch, um Wanderer darauf aufmerksam zu machen, dass sie von hinten ankommt, und beim Vorbeifahren bedanke sie sich aber immer ganz freundlich dafür, dass man ihr den Weg frei gemacht habe.

Bitte schön. Bleibt einem ja nichts weiter übrig.

Wenn man denn so höflich und rücksichtsvoll miteinander umgeht, ist das ja noch ok, ganz davon abgesehen, dass es eben bei einer längeren Wanderung irgendwann doch nervt, wenn man alle Nase lang den Weg für einen Radfahrer räumen muss. Ich achte deswegen immer mehr darauf, nicht allzu viel auf Wegen zu wandern, die auch für Radfahrer geeignet sind.

Insgesamt ist das für mich aber keine Lösung. Ja, das Problem sei bekannt und viel diskutiert, meinte Christiane. Fußgänger und Radfahrer haben ein Problem miteinander. Ein ewiger Streit. Es gäbe nun mal Fortbewegungsarten, die seien nicht kompatibel miteinander.
Schön, wenn man zu der Gruppe gehört, auf die immer Rücksicht genommen wird und die selbst nicht ausweichen muss!   😉

Na denn – gute Fahrt weiterhin, und vor allem unfallfrei!


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31. August 2011 · Kommentare deaktiviert für Traufgegangen – Ochsenbergtour · Kategorien: Schwäbische Alb, Wandern
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Nun bin auch ich „trauf“gegangen– d.h. auf einem der viel beworbenen Traufgänge gewandert. Die s.g. „Traufgänge“ sind 7 Premium-Wanderwege rund um Albstadt, also auf der Schwäbischen Alb. In letzter Zeit habe ich immer wieder von ihnen gehört oder gelesen – im Internet, im Wandermagazin, von Kollegen. Albstadt und der Schwäbische Albverein machen gute Werbung – Kompliment! Und auch das Wandermagazin schwärmte in seiner Ausgabe März/April 2011 von den neu angelegten und vorbildlich markierten Wanderwegen durch eine „einmalige Naturlandschaft“ auf der südwestlichen Alb, sogar in seinem blätterbaren Flashmagazin unter dem Titel „Sind Sie ein Traufgänger? Neue Wege auf der Schwäbischen Alb„.

Nun erlangte gar einer der Wege – der Zollernburg-Panorama-Weg den 2. Platz bei der alljährlichen Preisvergabe dieser Zeitschrift „Deutschlands Schönste Wanderwege“ in der Kategorie Tagestouren. Das spricht für Qualität. Ich hatte hier berichtet.

Ich musste also jetzt einfach mal in diese Gegend, auch wenn ich dafür 70 km Anfahrt in Kauf zu nehmen hatte.

Ich habe etwas hin- und her überlegt, welchen Weg ich wählen sollte. Der Preisträger Zollernburg-Panorama-Weg schien mir mit seinen über 16 km und der Schwierigkeitsstufe „schwierig“ dann doch zu sportlich in Anbetracht der zusätzlichen An- und Heimreise. Die Wiesenrunde, von der mir Roland, mein Chef, der in Albstadt-Ebingen aufgewachsen war, bereits vorgeschwärmt hatte, kam mir zu gemütlich vor. Also war doch die Ochsenbergtour mit 10 km eine gute Auswahl, die eine „abwechslungsreiche Strecke“, „fantastische Alpenblicke“ und ca, 370 m Höhendifferenz versprach. Also lief ich ihn am Sonntag, den

Traufgang Ochsenbergtour

Eine Wanderkarte benötige man nicht, las ich. Und tatsächlich – die Beschreibung der Route auf der Homepage der Traufgänge ist schon mal vorbildlich und Vertrauen weckend mit genauer Bezeichnung der Anfahrt, Parkmöglichkeiten, Kartenausschnitt, Höhenprofil und Wegbeschaffenheit alles schön zum Ausdrucken und Mitnehmen, was ich auch tat.

Ich fuhr also, wie empfohlen, zum Parkplatz „Kälberwiese“ oberhalb von Albstadt-Ebingen. Schon die Anfahrt war ein Genuss – durch den Zollernalbkreis, an der Burg Hohenzollern vorbei, die von der B27 aus einen wirklich stolzen Anblick bietet. Und als ich durch das so schön in die bergige Alblandschaft gebettete Ebingen fuhr, dachte ich an Roland und: Wie kann man denn nur von hier weg ziehen?

Auf dem Parkplatz „Kälberwiese“ war gegen 11 Uhr schon ganz schön was los, da wurden an einigen Autos gerade die Wanderstiefel geschnürt. Kein Wunder, es war ein herrlicher sonniger Sonntagvormittag mit nach den letzten heißen Tagen angenehmen 20°C. Ich lief als erstes zu der riesigen Informationstafel am Parkplatzrand, die einen Überblick über die Ochsenbergtour gab, und entschied mich für die Richtung entgegen dem Uhrzeigersinn – also zuerst zum „Schnecklesfels“. Wenige Meter rechts von der Tafel fand ich dann auch schon den ersten Wegweiser. Hier kann einem wirklich nichts passieren, stellte ich fest.

Und lief voller Elan gerade aus los… um dann an die erste Kreuzung zu gelangen, an der es keinen Wegweiser gab. Und nun??

Ich dachte an meine Freundin Marlies. Ihr Mann Bernd ist eifriger Wanderer im Schwäbischen Albverein und hatte ihr mal beigebracht: Wenn es an einer Kreuzung keinen Wegweiser gibt, dann gerade aus weiter laufen. Also lief ich gerade aus weiter. Und fand mich nach wenigen Metern an diesem Schild wieder:

Zum Parkplatz Kälberwiese in die eine Richtung 4,6, in die andere Richtung 5,4 km? Grübel… Ich war doch gerade erst wenige Minuten gelaufen. Das kann nicht stimmen. Ein Blick in die Karte brachte mich zu dem Schluss, dass ich schon zu weit gerade aus marschiert und bis zu der Stelle gekommen war, wo die Rundtour nach ca. der Hälfte ziemlich nah am Ausgangspunkt vorbei führt. Ich hätte gleich am Anfang irgendwo nach rechts abbiegen müssen. Also doch die Kreuzung, die ich eben passiert hatte? Aber warum war da kein Schild? Mein Vertrauen sank wieder zu Boden, und wieder einmal dachte ich über den Kauf eines GPS-Gerätes nach. Ich lief also zurück zu dieser Kreuzung und den anderen Weg in den Wald hinein.

Aber auch hier nun kein Hinweis mehr auf den Traufgang Ochsenbergtour. Schwach…

Oder hatte ich etwas übersehen? Mal wieder musste ich mich an unbeschilderten Kreuzungen auf mein Gefühl verlassen. Da kam mir eine Frau entgegen, und ich fragte sie nach dem Weg zum Schnecklesfels, den sie mir glücklicherweise auch einigermaßen erklären konnte und den ich dann endlich auch fand – einschließlich der ersehnten Wegweiser.

Oben erwarteten mich schmale Pfade – huuuuhh – direkt am Abhang…

… eine Aussichtsplattform mit Bänken und eine tolle Aussicht auf Albstadt. Ich lies mich auf einer Bank nieder, um sie zu genießen – und natürlich Fotos zu schießen.

Ein älterer Mann mit Hund und Wanderstock kam aus der anderen Richtung, machte ein paar Dehnübungen und fragte mich, ob er sich zu mir setzen dürfe. Selbstverständlich. Er wandere hier jeden Tag, das hier sei sein Hausberg, berichtete er mit osteuropäischem Akzent, und da unten sei sein Haus, das mit den roten Blumen, und er zeigte nach unten rechts auf Ebingen. Und so wurde es gleich zu Beginn der Tour eine längere gemütliche Pause, in der ich einiges über das (Wander-) Leben dieses rüstigen wanderfreudigen Donauschwaben und die leidvolle gemeinsame deutsch-rumänische Geschichte erfuhr. Nach gut einer halben Stunde brachen wir auf, denn ich wollte ja weiter. Er begleitete mich noch bis zum Aussichtspunkt „Schnecklesfels“ – einem Felsvorsprung direkt am Abhang, an dem mir dann doch etwas schwindelig wurde, was der fitte Herr schmunzelnd registrierte: Haben Sie etwas Höhenangst? – Naja ein wenig schon manchmal…

Ich machte trotzdem noch ein Foto:

und schickte Roland eine MMS aus seiner alten Heimat, das musste jetzt sein!

Und weiter ging es zur Heidensteinhöhle:

… die ich mir natürlich auch eingehend ansah. So sieht also eine altsteinzeitliche Wohnung aus, wobei ich feststellte, dass sie doch ganz modern war, denn sie hatte sogar ein Oberlicht.   😉

Ab dem Schnecklesfelsen haben mich die Wegweiser dann auch nie wieder verlassen (umgekehrt auch nicht!). Der Weg hat, wie versprochen, eine vorbildliche Markierung – sogar an den geraden Pfaden findet man zur Beruhigung alle paar Meter ein kleines Plastikschildchen mit der Aufschrift „Traufgänge“ an einem Baum.

Weiter geht’s durch Genusswald hindurch. Genuss – zumindest rein optisch, denn mir fiel auf, dass es alles andere als still war. Nein, ich meine nicht das Rauschen des Windes in den Blättern oder Vogelgezwitscher. Ich meine Verkehrslärm und – ja – Fluglärm. Er schob sich mir immer mehr ins Bewusstsein. Und störte mich zunehmend Da waren Flieger unterwegs, ziemlich nah. Und die Landstraße nördlich von Ebingen war es ebenso. Ok, Letzteres hätte ich vorher sehen können auf der Karte.

Ich kam am Martinsfelsen an. Auch hier gibt es eine großzügige Aussicht auf Albstadt und deren Sport- und Tennisanlagen und den gegenüberliegenden Schlossfelsen. Und ich hatte Glück – mit einem Blick nach rechts konnte ich sogar einige schneebedeckte Alpengletscher erkennen! Was man auf dem Foto leider nicht sehen kann.

Aber auch hier war es ganz schön laut. Ich ließ mich trotzdem auf der Bank nieder, denn nun meldete sich mein Hunger. Immer wieder kamen Wanderer vorbei, um kurz anzuhalten. Mit einem älteren Paar kam ich ins Gespräch, weil der Mann intensiv in nordöstliche Richtung schaute und etwas von „fliegen“ sprach. Ja, da sei heute eine Flugshow, und ja – jetzt sah ich sie auch: Kunstflieger mit gefährlichen Flugmanövern um die eigene Achse oder steil nach unten. Diese Show sei jedes Jahr, und da sei auch schon mal etwas passiert, berichtete die Frau, da habe man die Show abgebrochen. Na da hatte ich wohl den falschen Tag erwischt… Schade, denn das hatte für mich gerade so gar nichts mehr mit Frieden und Stille in der Natur zu tun, was ich auf meinen Wanderungen immer auch suche.

Zudem habe ich schon mehrmals festgestellt, dass ich Aussichten auf unbebaute Naturlandschaft oder kleine idyllische Ortschaften viel mehr genießen kann als die auf städtische Siedlungen mit Gewerbegebieten und Straßen. Dies habe ich schon im Alltag genug. Aber mal sehen, was der Weg noch zu bieten hat.

Ja, und er verläuft weiterhin wirklich abwechslungsreich – mal auf schmalen Pfaden durch schattigen Wald, die ich ohne die Traufgänge-Schilder nie gefunden hätte, und dann wieder über Wiesen, teils auf „Trampelpfaden“ am Waldrand entlang. Zwar ohne nennenswerte Steigungen, aber doch immer etwas auf und ab. Ich lief gemütlich und kam trotzdem ganz schön ins Schwitzen.

Nach ziemlich genau der Hälfte der Tour kam ich an deren Highlight an – dem Aussichtspunkt „Alpenblick“. Hier hatte sich Albstadt richtig Mühe gegeben – eine Sitzecke mit Bänken und einem großen Tisch und sogar ein Liegesofa für 2 Personen, was natürlich alles schon belegt war, machten einen ziemlich neuen Eindruck. Demzufolge versammelten sich hier auch einige Wanderer. Viele von ihnen hatten eine größere Broschüre in der Hand, auf dem ich das Logo der „Traufgänge“ erkannte und welches ich unterwegs noch öfters sehen sollte. Ich vermute, dass diese in der Touristikinformation von Albstadt erhältlich ist.

Und tatsächlich, die Alpen waren heute gut zu erkennen. Gigantisch! Mir war hier aber dennoch zu viel los, und so lief ich bald weiter.

Wieder geht es nur selten mal kurz über einen breiteren Schotterweg, dafür meist auf natürlichen Pfaden über idyllische Wiesen, auf denen schon jede Menge Herbstzeitlose blühten und ich zahlreiche gut besuchte Silberdisteln entdeckte:

.. und durch Wald, der aber leider teilweise einen ziemlich von Sturmschäden mitgenommen Eindruck machte. Das hatte mir der nette Herr auf dem Schnecklesfelsen allerdings angekündigt.

Es war jetzt auch ruhiger, keine Autos mehr zu hören, und die Flugshow machte offensichtlich Mittagspause… Um nach einer Weile wieder einzusetzen.

Nun mussten ja bald der Parkplatz und die Gaststätte Ochsenhaus kommen, wie mir die Hinweisschilder bestätigten. Und die Menge der Spaziergänger, die hier unterwegs waren. Und sogleich schallte mir Stimmungsmusik entgegen. Hier war offensichtlich ganz schön was los, und als sich der Wald lichtete, erkannte ich eine Hüpfburg, einen Spielplatz und Bierbänke. Langsam wurde mir klar, warum dieser Weg auf der Homepage der Traufgänge in der Rubrik „Erlebnis“ mit 4 Sternen gekennzeichnet ist!

Menschen über Menschen, Kinder, Hunde, Bratwürste mit Pommes, Bierkrüge… So macht das Leben Spaß… aber mir ehrlich gesagt nicht. Da ich aber Lust auf einen Kaffee hatte, hielt ich doch an. An einem Verkaufswagen gab es Kaffee und Kuchen, der äußerst lecker aussah. Die zahlreichen Wespen darauf jedoch weniger, und so bestellte ich nur eine Tasse Kaffee. Ich fand tatsächlich noch eine Bank, die noch nicht ganz besetzt war und fragte, ob ich mich setzen dürfe. Ein alter – wirklich alter Mann mit Hut und einem Viertele Weißwein vor sich winkte mich freundlich auffordernd heran. Ich setzte mich ihm gegenüber, freute mich über die nette Gesellschaft und bewunderte sein faltiges Gesicht und seine wachen lebendigen Augen. Ich schätzte ihn auf Ende 80, wenn nicht noch älter… Ich begann auch gleich ein Gespräch, fragte, was hier denn los sei, und da mischte sich auch der Mann neben mir ein, der mit dem alten Herrn offensichtlich gemeinsam da war. Ja, das hier sei einmal im Jahr, um mal wieder Geld reinzubringen. Es koste ja alles… Ich witterte eine monetäre Diskussion, auf welche ich nur selten Lust habe, und lenkte das Gespräch sogleich auf die Traufgänge und die Ochsenbergtour, auf der ich unterwegs war. Der alte Mann erzählte angeregt, kannte sich bestens aus und war offensichtlich gut informiert. Die Wege seien ja gerade erst im letzten Herbst aufgemacht worden, da habe man ganz schön investiert, und in den nächsten Jahren will der Albverein jede Menge Geld ausgeben für die Wartung der Wege. Nun habe einer der Wege ja sogar den 2. Platz erreicht unter den „Schönsten Wanderwegen“, der Zollernburg-Panorama. Den seien sie schon vor 30 Jahren gelaufen, und nun hat man ihn groß entdeckt als Premiumweg, lachten die beiden. Von überall her kämen die Leute, weil sie von den Traufgängen gelesen haben. Er habe an den Autos Stuttgarter, Ulmer, ja sogar Oldenburger Kennzeichen entdeckt, erzählte der jüngere Mann. Woher ich denn käme? Ja Schönbuch – er habe neulich eine Sendung darüber gesehen. Und so plauderten wir. Meine Kaffeetasse war längst leer, ich hatte wieder das Bedürfnis nach Ruhe, und so verabschiedete ich mich. Ich hatte noch knapp 3 km vor mir.

Nach dem „Ochsenhaus“ läuft man nun wieder am Hang entlang, links der Ochsenberg, dann der Katzenbuckel, den man umrundet, rechts weit unten Albstadt-Ebingen.

Hier geben sich nun mit dem Traufgang insgesamt gleich 4 ausgezeichnete Wanderwege die Hand, wie die Beschilderung zeigte:

Na wer da nichts findet…

Zwei Tage später schrieb mir Roland über seine Kindheit hier:

Zum Spielen sind wir oft auf den Berg. Wir sagten nie Ochsenberg. Es war einfach nur der Berg. Dort haben wir Bäche gestaut. Orchideen ausgegraben. Kaulquappen entführt und aufgezogen. Sind Schlitten gefahren. Verstecken und Indianer gespielt. Ich habe damals nicht wahrgenommen, wie schön es dort ist.

Das klingt nach einer spannenden Kindheit – beneidenswert. Ich musste unwillkürlich mit meiner Kindheit zwischen den Halle-Neustädter Plattenbauten vergleichen. Die ich als Kind natürlich auch spannend fand…

Allerdings war auf dieser Strecke leider wieder entsprechend der Albstädter Straßenverkehr zu hören. Was man als Kind auch nicht wahrnimmt. Ich werde mit zunehmendem Alter jedoch immer geräuschempfindlicher, stelle ich fest.

Ca. 500 Meter vor der Kälberweise, dem Ausgangspunkt, geht es richtig steil bergauf. Und zwar nicht nur kurz. Nun wurde mir auch klar, wieso als zu bewältigende Höhendifferenz für die Ochsenbergtour 373 m angegeben sind, was ich bis jetzt angezweifelt hatte. Ich musste wohl einen sehr verschwitzten und atemlosen Eindruck gemacht haben, denn ein entgegenkommendes Pärchen machte mir ungefragt freundlich Mut: Es ist nicht mehr weit, und oben hat man eine tolle Aussicht. Dankeschön! Tatsächlich waren nun auch meine Haare tropfnass. Ziemlich erledigt kam ich auf dem Parkplatz „Kälberwiese“ an.

Trotz allem wollte ich es nun doch noch wissen – wieso hatte ich mich anfangs verlaufen? Ich lief also nochmals den Weg hinein, wo ich ein paar Stunden zuvor gestartet war. Und tatsächlich – nur wenige Meter weiter wies am linken Rand ein Schild nach rechts in den Wald.

Das hatte ich glatt übersehen heute Vormittag!

Also: Ich nehme alles zurück – der Weg ist komplett vorzüglich ausgeschildert, und zwar von Anfang an. Man kann sich wirklich nicht verlaufen, es sei denn, man hat, wie ich, Tomaten auf den Augen.

Weiteres Fazit:

Ich bin mit großen Erwartungen gekommen, muss aber sagen, mich reizt der heutige Wandertag, auch in Anbetracht der relativ weiten Anfahrt, nicht unbedingt zur Wiederholung. Wenn einen der Straßenverkehr, eventueller Flugverkehr, Partyauflauf und der infolge der guten Werbung bereits leicht beginnende Massentourismus nicht stört, ist es ein wunderbarer abwechslungsreicher Weg. Die Tatsache, dass 2 Parkplätze direkt am Weg liegen und der Weg auch gut in 2 Teilrunden von ca. 5 km aufzuteilen geht, lockt demzufolge viele Kurzwanderer an oder Spaziergänger, die nur ein paar Schritte laufen und sich dann auf einer Bank mit herrlichem Ausblick niederlassen wollen, ganz besonders an einem solchen Sommersonnentag. Es ist schon ein schöner Weg, aber es gibt mindestens genauso schöne Wege, die viel ruhiger und idyllischer sind, wie ich selbst erlebt habe. Die sind halt nur nicht ganz so bequem aufbereitet.

Die Gegend ist unbestritten schön. Vielleicht sollte ich ja doch noch den Wiesensteig probieren, der scheint etwas ruhiger zu liegen, und dann vielleicht im Herbst oder im zeitigen Frühjahr. Vielleicht muss es aber auch nicht unbedingt ein ausgezeichneter Premiumweg sein?

Länge: 10 km

Karte: Nicht nötig, siehe oben

Detaillierte Beschreibung der Tour mit Karte, Höhenprofil, GPS-Track zum Download, Anfahrt, Parkmöglichkeiten hier

Alle Traufgänge auf www.traufgaenge.de


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27. August 2011 · Kommentare deaktiviert für Wandern mit süßem Gepäck · Kategorien: Gedanken, Wandern
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Es gibt Wanderrucksäcke, in denen kann man leider keine Regenjacken, Wasserflaschen und Schokokekse verstauen, und die drücken trotzdem ganz schön auf den Schultern:

An unsere Wanderungen im Frühjahr/Sommer 1988 in der Sächsischen Schweiz – unser Felix war 1 Jahr und 3 Monate alt – habe ich mich erinnert, als ich mit meiner Kollegin auf das Thema Wandern kam. Sie trägt bereits ein gut sichtbares Babybäuchlein vor sich her und meinte: Das mit dem Wandern gehe wohl nun erst mal nicht.

Klar, und wie das geht. Ein paar Windeln und die Lieblingskekse des kleinen Prinzen im Rucksack und das gelegentliche – ok, in Felix‘ Fall mitunter ausdauernde – Protestgeschrei überhörend haben wir einige Touren von Dresden aus unternommen, wo wir die ersten Jahre nach dem Studium wohnten. Das wunderschöne Elbsandsteingebirge mit der Sächsischen Schweiz lag ja beinahe vor der Haustür.

Zugegeben, die meiste Zeit hing Felix an Papas Schultern, denn mir wurde diese süße Last schon nach kurzer Zeit zu schwer. Wenn ich richtig rechne, hatte ich auch einen „Grund“, denn auf dem oberen Foto war Axel, Felix‘ Brüderchen bereits mit auf Wanderschaft.   🙂


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26. August 2011 · Kommentare deaktiviert für Paradiesischer Lesegenuss · Kategorien: Bücher
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Eigentlich wollte ich nur einen Kunstführer für Sachsen-Anhalt bestellen, den ich meinem Vater zum 75. Geburtstag schenken möchte.  Aber wie das bei amazon.de so ist – zahlreiche weitere Empfehlungen locken… und so bin ich denn bei diesem Prachtwerk gelandet, das gestern eintraf:

Die letzten Paradiese. Das große Handbuch der deutschen Natur- und Nationalparks, Bruckmann Verlag GmbH München 2007, ISBN 978-3-89905-560-3

Einfach herrlich, es sich in einem Sessel bequem zu machen, in diesem dicken Schmöker zu blättern, die wohlklingenden, teils vertrauten, teils unbekannten Namen zahlreicher Naturparks zu lesen, die romantischen Naturaufnahmen unterschiedlichster Art und aus allen Gegenden Deutschlands aufzusaugen und sich zum wiederholten Mal – wenigstens für einen Moment – vorzunehmen, nie wieder ins Ausland zu reisen.

Im Ganzen 118 Naturparks, Nationalparks und Biosphärengebiete stellt dieses Werk auf rund 500 Seiten vor, unterteilt nach Norden, Westen, Osten und Süden Deutschlands. Zu jedem Park bzw. Gebiet gibt es die wichtigsten Informationen zu Landschaftsbild, Flora, Fauna, Geologie, Sehenswürdigkeiten, eine Übersichtskarte und zahlreiche wunderschöne Fotos.  Weiterhin eine kleine übersichtliche Service-Spalte zu Lage, Größe, Anfahrt, Informationsstellen und Internet-Adressen.

Als gebürtige Ostdeutsche geht mein Herz natürlich besonders auf, wenn ich die Seiten von Jasmund, Fläming, Spreewald, Harz, Kyffhäuser, Thüringer Wald, Vogtland oder Sächsischer Schweiz aufschlage. Wie schön es da ist, habe ich als Kind und Jugendliche sicher gar nicht wahrgenommen. Ein Grund, einmal wieder eine Reise dorthin zu planen. Doch man wird in jedem Teil Deutschlands fündig, vom Wattenmeer über Eifel, Taunus, Spessart und Rhön bis zum Bayrischen Wald.  Ein besonderes Sternchen bekommt das Buch von mir jedoch für die Seiten des Naturparks Schönbuch, auf den ich von meinem Balkon aus blicken kann.

Nicht mein erstes Buch vom Bruckmann Verlag, und wieder begeistert. Na und der Preis: Für 19,95 EUR ist das der Hammer. Kommt auch sogleich in meine Bücherei.

Weitere Informationen bei amazon


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23. August 2011 · Kommentare deaktiviert für Mundraub zum guten Zweck · Kategorien: Gedanken, Infos
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Es gibt ihn also doch – den ganz legalen Mundraub. Jedes Jahr, im Sommer und Herbst beobachte ich, wie an so vielen Obstbäumen Früchte vergammeln. Oder sie fallen vom Baum und faulen am Boden vor sich hin. Dem süßlichen „Duft“ kann man gerade im Herbst kaum entgehen. Auch ich habe auf meinen Wanderungen und Spaziergängen hin und wieder irgendwo Äpfel oder Kirschen gemopst. Früher war das auf den Radtouren mit den Jungs eines der Highlights –  Kirschen klauen und futtern mit anschließendem Kischkern-Weitspucken… bis zur Übelkeit.

Doch nie war mir ganz wohl dabei. Gehört der Baum vielleicht doch Jemandem? Ist das nicht Mundraub?

Andererseits tut es mir Leid um die vielen Früchte, die einfach so vergammeln… Ich gebe jeden Samstag auf dem Wochenmarkt recht viel Geld aus für Obst, und ganz in der Nähe liegt es herum, und niemand interessiert sich dafür…

Nun gibt es eine Seite, die sich dieses Themas angenommen hat: mundraub.org

Hier kann man auf einer Karte nachsehen, wo es in der Nähe eine Stelle gibt, an der man – ganz legal und frei – Obst mitnehmen darf. Und man kann selbst eine entdeckte Stelle eintragen.

Klasse finde ich die Regeln:

Wahre Mundräuber…

1. gehen behutsam mit den Bäumen, der umgebenden Natur und den dort lebenden Tieren um
2. lassen beim leisesten Zweifel über die Freigabe eines Baumes die Finger von den Früchtchen,
3. und haben Freude daran, dem fruchtigen Ort etwas zurückzuschenken – sei es einfach durch ein gutes Gespräch rund um kostbares Obst, einen Besuch im nahegelegenen Hofladen oder Café oder sogar durch ein Engagement bei der Pflege von Obstbäumen.

Feine Sache!!


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23. August 2011 · Kommentare deaktiviert für Deutschlands schööönste Wanderwege · Kategorien: Infos, Wandern
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Jedes Jahr, seit 2006, krönt eine Jury der Fachzeitschrift Wandermagazin „Deutschlands Schönste Wanderwege“ jeweils drei Wege in der Kategorie Weitwanderwege und in der Kategorie Tagestouren. Ausschlaggebend ist neben der Punktezahl, die diese Wege erlangen bezüglich bestimmter Kriterien, wie z.B. eine durchgehende Markierung, auch die subjektive Schönheit der Wege  – ihre Wegbeschaffenheit (hoher Anteil natürlichen Bodens), Abwechslung, natürliche Höhepunkte…

Dieses Jahr freue ich mich besonders, denn in der Kategorie Weitwanderwege hat es ein Weg auf das oberste Treppchen geschafft, den ich gerade am vorletzten Wochenende an 2 Tagen ein paar Kilometer gelaufen war – der Schluchtensteig im Südschwarzwald. Ich hatte über meine Wanderungen durch die Wutachschlucht (Internationale Grüße in der Wutachschlucht) und um den Schluchsee herum (Immer schön links halten) berichtet. Beides war wunderschön.

In der Kategorie Tagestouren kam ein Weg auf Platz 2 (von über 100 Bewerbern!!), mit dem ich seit einiger Zeit liebäugle und den ich für den September geplant habe: Der Zollernburg-Panorama-Weg. Dieser ist einer der 7 Traumpfade und Premiumwege rund um Albstadt, auf der Schwäbischen Alb, der s.g. Traufgänge. Nun ist es ja schon beinahe ein MUSS, diesen Plan auch umzusetzen. Aber wahrscheinlich sind die Traufgänge alle sehr lohnenswert. Schon der Internet-Auftritt macht Lust: www.traufgaenge.de

s. Deutschlands Schönste Wanderwege 2011


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Meine Freundin Sabine schloss sich vor einiger Zeit einer Single-Wandergruppe an: Alleine Wandern ist doof.
Seitdem ist sie regelmäßig sonntags mit dieser Gruppe unterwegs und glücklich darüber, sie gefunden zu haben.

Ich selbst habe schon oft darüber nachgedacht, mich einer Wandergruppe anzuschließen und hier und da bereits Kontakt aufgenommen. Alle 2 Wochen bekomme ich einen Newsletter einer Stuttgarter Wandergruppe mit attraktiven Touren. Ich bin bisher nie hingegangen. Zugegeben, probieren würde ich es schon einmal. Aber dazu fühle ich mich zum einen (noch nicht wieder) fit genug. Noch immer schwächle ich des Öfteren  auf meinen Touren aus gesundheitlichen Gründen. Es kommt vor, dass ich alle 10 Minuten Pause machen muss, ehe es dann irgendwann zügiger weiter geht. Ich würde zu sehr in Druck geraten, wenn Andere da auf mich Rücksicht nehmen müssten. Zum anderen hält sich mein Bedürfnis nach Gemeinschaft beim Wandern ohnehin zu sehr in Grenzen, als dass ich es doch einmal gewagt hätte. Wenn ich etwas sehr will, dann mache ich es in der Regel auch. Gruppenwandern will ich bisher nicht wirklich.

Einen Grund sprach mir die Kellnerin in dem Gasthof, in welchem ich gerade übernachtete, aus dem Herzen. Die auffallend attraktive und lebenslustige Frau in den 50-ern sprach mich an und fragte mich, ob ich denn immer allein unterwegs sei – eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird.
Ja, bin ich, es macht mir Spaß – die Antwort, die ich dann immer gebe.
Sie auch, erwiderte sie. Sie habe inzwischen auch gar keine Lust mehr, in Gemeinschaft zu reisen und sich jemandem anzupassen. Dazu sei sie viel zu eigensinnig. Sie wolle sich ihre Zeit einteilen und ihr Tempo bestimmen, wie es gerade ihr Bedürfnis sei. Oft bleibe sie stehen, um ein Blümchen oder ein Vögelchen zu beobachten. Wenn dann jemand auf sie wartet oder gar drängt, könne sie das nicht genießen.

Exakt so geht es mir auch, antwortete ich, da sind wir uns ähnlich. Und ich dachte an meinen lieben Freund Hans, der sich immer mal über seine Christel „beschwert“, wenn sie alle paar Minuten stoppt, weil sie gerade wieder ein ihr bekanntes Kraut entdeckt hat oder ein Gezwitscher und Getriller, das grad eben aus den Bäumen schallt, ihrer neuesten Vogelstimmen-CD zuordnen möchte. Er dagegen möchte weiter, er möchte voran kommen, wie er dann ganz energisch betont. Ich bin trotzdem schon 2-mal mit Christel und Hans gewandert und werde es immer wieder gern tun, denn gegen 2 Frauen hat Hans ja keine Chance.  😉

Andere Wandertage in Gemeinschaft habe ich dagegen als sehr anstrengend in Erinnerung. Es gibt Menschen, die kommen beim Laufen so richtig ins Erinnern und Grübeln – jedoch ins laute. Ihr Redefluss ist nicht zu bremsen, da werden die Ereignisse der ganzen Woche, des letzten Jahres, ja des ganzen Lebens aufgearbeitet. Sowohl berufliche, als auch private. Das ist völlig in Ordnung und für die Betreffenden ganz bestimmt hilfreich. Für mich, die ich nicht nur aus Höflichkeit ein guter Zuhörer und Gesprächspartner sein möchte, ganz und gar nicht. Ich fühle mich nach so einer Tour nicht nur ausgelaugt, sondern stelle immer wieder fest, dass ich ansonsten keinerlei Erinnerungen vom Tag habe. Ich weiß nicht mehr so genau, wo ich gelaufen bin, erst recht nicht, wie es da aussah, wie es sich dort anfühlte, was dort zu hören war. Schade… Und kaputt bin ich außerdem. Mir entgeht jede Menge. Vor allem das, was man „Bei sich ankommen“ nennt – einer der wichtigsten Aspekte für mich beim Wandern. Von daher bevorzuge ich für Gespräche lieber ein gemütliches Café oder mein Wohnzimmer. Das Wandern hat für mich einen anderen Sinn.

Seit ich den Mut habe, mich einfach allein auf den Weg zu machen und dabei die immer wieder auftretenden Unsicherheiten bezüglich der Route aushalten kann, erlebe ich beim Wandern einen um ein Vielfaches erhöhten Gewinn an Genuss, Entspannung, Sinnlichkeit, Zufriedenheit, körperlicher Stärkung, Selbstvertrauen, Freiheit, Glücksempfinden und vielem mehr… was ja alles zusammen gehört.

Ich kann aus voller Überzeugung sagen: Alleine Wandern ist nicht doof, probiert es einmal!


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Heute, an meinem Abreisetag  war zeitlich nur eine Halbtagestour drin. Das lang angekündigte Regenwetter schien nun endlich auch im Südschwarzwald angekommen zu sein, wie mir ein Blick vom Frühstücksbuffet aus nach draußen bestätigte. Es regnete und regnete. Aber wiederum nicht so stark, dass mich die Lust auf eine kleine Wanderung ganz verlassen hätte. Frau Schmidt, meine Gastwirtin im Gasthof Zur Burg, beriet mich fürsorglich bei meinen Wander-Überlegungen, und die Lotenbachklamm schien für solch ein Wetter gut geeignet. In so einer Klamm ist man bei Regen einigermaßen geschützt, und sie ist gerade mal 1,5 km lang, man sollte also recht schnell durch sein. Ich könnte bis zur Schattenmühle laufen, dort einkehren und dann je nach Wetterlage entscheiden, ob ich über die Klamm oder von der Schattenmühle aus einen Rundweg zurück laufe.

Gut gedacht! An der Schattenmühle angekommen, fand ich am Wanderparkplatz eine klasse Übersichtstafel zu den Bonndorfer Rundwegen und entschied mich für den Rundweg Nr. 5. Somit war dies meine Route:

Lotenbachklamm – Schattenmühle – Wutachschlucht – ehem. Bad Boll – Boll – Tiefental

Ich nahm noch ein letztes Mal das Wander-Lunchpaket von Frau Schmidt entgegen, verabschiedete mich von der netten Gastwirtin und fuhr zum Wanderparkplatz am Einstieg in die Lotenbachklamm, der sich direkt an der B315 zwischen Bonndorf und Gündelwangen befindet. Hier muss man nur schräg über die Straße gehen, und dann sieht man auch schon das Schild, das den Einstieg in die Klamm anzeigt.

Prompt zeigte sich auch die Sonne. Nun ging es 1,5 km immer bergab. Und wie auch schon in der Wutachschlucht, in allerschönster wilder Natur.

Wieder bleib ich an jeder Biegung stehen, schaute, staunte und genoss die Anblicke von Steinen, Felsen, umgestürzten Bäumen, großen Moosflächen, kleinen und größeren Wasserfällen – es rauschte, plätscherte, stürzte und spritzte…

Ich musste mich wieder gut auf den Weg konzentrieren, mich teilweise an Sträuchern oder Wurzeln festhalten und war einmal mehr froh über das gute Profil meiner neuen LOWA-Wanderschuhe.

Irgendwann wies ein Schild nach rechts Richtung Schattenmühle, aber ich hielt mich weiter links am Bach, und so ging es immer weiter bergab über schmale Wege, Treppen, Brücken…

Heute, zum Montag, war nicht viel los. Immer mal kamen mir andere Wanderer entgegen, aber eher in großen Abständen, und ich hatte das Gefühl, für mich, aber nicht allein zu sein – was ich als sehr angenehm empfand. Immer mal hatte ich das Gefühl, es regnet, aber ich war durch das dichte Blätterdach anscheinend so gut geschützt, dass keine Tropfen bei mir ankamen.

So kam ich dann auch recht schnell bei der Schattenmühle an. Ich hatte nun natürlich noch keine Lust und auch keinen Bedarf, schon wieder etwas zu essen. Das Wetter hielt sich auch, ich wollte weiter. Also studierte ich nochmals meine Wanderkarte und die Wandertafel am Parkplatz und entschied mich, wie oben beschrieben, für den Wanderweg Nr. 5 der Gemeinde Bonndorf. Dieser führte direkt an der Schattenmühle in die Wutachschlucht, die ich bis kurz vor das ehemalige Bad Boll lief (Die Strecke war ich ja vorgestern schon einmal gelaufen, s. hier.)

Kurz vor dem ehemaligen Badhof zeigt ein Wegweiser nach rechts hoch Richtung Boll. Und wirbt für ein Vesperstüble.

Na wenn das kein Anreiz ist – das klang gut!

Es ging nun also wieder stramm und kurvig nach oben. Nun bekam ich auch Regen ab. Es war an der Zeit, meine neue Regenjacke zu testen, die nach Aussage der Verkäuferin einen Dauerregen mehrere Stunden lang gut aushalten sollte. Ich war jedoch nach kurzer Zeit auch unter der Jacke nass – allerdings nicht vom Regen.  Dafür war auch dieser Weg und Wald wieder wunderschön – wilder naturbelassender Wald, Felsen, Abhänge…

Ich lief gemütlich immer bergan und kam irgendwann in Boll an. Nun nur noch kurz die Straße hoch – es regnete inzwischen immer heftiger – und ich stand vor dem „ersehnten“ Vesperstüble – welches natürlich zum Montag geschlossen war. Schade…

Aber ich hatte ja das Lunchpaket und auch noch etwas Wasser dabei. Und ich hatte außerdem vorhin an der Schattenmühle etwas von „Kaiserschmarrn“ gelesen, lecker – darauf hätte ich auch Appetit. Aber nun meldete sich doch der Hunger.  Auf der Terrasse vorm Vesperstüble standen die heute unbenutzten Tische und Stühle, und die waren sogar überdacht, also machte ich es mir hier gemütlich, kaute meine Käsebrote und schaute, wie der Regen auf der Straße Blasen schlug. Das war total entspannend, und ich hatte sogar süße verschmuste Gesellschaft:

Kaum war mein Vesperpaket leer und ich satt, hörte der Regen auf. Wer hatte das so passend für mich organisiert?

Der Rundweg ist hervorragend ausgeschildert, und so fand ich auch von Boll aus sofort den Weg Richtung Tiefental – am Mühlenmuseum nach rechts.

Dieser Weg – ausgeschildert als „Panoramaweg“, ist nun ganz anderer Art – breit und bequem. Dörfliche Idylle…

.. weite Wiesen mit Kühen und Schafen,

herrliche Aus- und Fernsichten.

Ich passierte Tiefental, das aus nur 4 Häusern besteht – die meisten boten ihren Honig aus eigener Herstellung zum Verkauf an. Es bleib nun trocken, und die Sonne zeigte sich wieder. Kurz darauf wies auch schon ein Schild Richtung Lotenbachklamm, und ich war wieder an meinem Auto.

Es war früher Nachmittag, und meine Lust auf Kaiserschmarrn war ungebrochen. Also fuhr ich noch zur Schattenmühle,

… an der ich ja heute Vormittag vorbei gekommen war, und bestellte bei schönstem Wetter auf der Terrasse an der Wutach Kaiserschmarrn mit einer Tasse Kaffee. Nicht wirklich Schwarzwald – typisch, aber dafür von einer freundlichen jungen Kellnerin in Schwarzwälder Tracht – trotz des warmen Wetters komplett mit Bollenhut und langem schwarzen Rock!! – serviert.

Ein schöner Abschluss meines Wochenendes im südlichen Schwarzwald.

Auf Wiedersehen!

Länge: 8 km

Meine Karte: Freizeitkarte F509 Waldshut-Tiengen, Schluchsee / Naturpark Südschwarzwald


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14. August 2011 · Kommentare deaktiviert für Immer schön links halten · Kategorien: Nordic Walking, Schwarzwald, Wandern
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Der Schluchsee ist mit seinen 7,3 mal 1,4 km der größte See im Schwarzwald.  Ich bin ihn heute umlaufen – komplett! Immer auf dem Seerundweg entlang:

Aha  – Unterkrummenhof – Staumauer – Seebrugg – Schluchsee – Aha

Ich habe mein Auto am Bahnhof Aha abgestellt, denn ursprünglich hatte ich geplant, den See nur auf der West-Seite bis zur Staumauer oder höchstens Seebrugg am südlichen Zipfel abzulaufen und dann in Schiff oder Bahn zu steigen, um mich auf der Ost-Seite bis Aha zurück fahren zu lassen. Denn zwischen Staumauer und dem Ort Schluchsee läuft man direkt an der Straße entlang, wie ein Blick in die Karte bestätigte. Ob ich mir das antun und dennoch weiter laufen will, wollte ich spontan entscheiden.

Direkt am Parkplatz gab es dann auch schon die ersten Richtungsweiser.

Schließlich verläuft ja auch der unter Wanderern populäre Schwarzwälder Schluchtensteig ein Stück über Aha am Schluchsee entlang. Die Markierungen waren jedoch um den gesamten Schluchsee herum vorbildlich – immer der gelben Raute nach, obwohl man sich zumindest auf dem Seerundweg nun gar nicht verlaufen kann. Als ich so vor dem Schild stand, kamen 2 sportlich gekleidete Nordic Walker auf mich bzw. das Schild zu, und einer der beiden fragte mich, ob er helfen könne. – Ich will den Seerundweg ablaufen. – Na dann diesen Weg hinein, riet er mir und wies in die Richtung, in die ich gerade starten wollte. Ich freute mich über die charmante Beratung, bedankte mich und lief los.

Es war kurz nach 10 Uhr, die Sonne strahlte, es war mild warm, und so ganz allmählich begann ein gemütliches Treiben am Ufer des Schluchsees – die ersten Segler rüsteten ihre Boote, während ihre Frauen es sich mit einem Buch oder Strickzeug auf einem Liegestuhl gemütlich gemacht hatten, Familien mit Campingstühlen und Kühltaschen suchten sich einen Platz am Wasser, und die ersten Jogger waren unterwegs. Ich genoss die ersten herrlichen Sichten auf einen der saubersten und schönsten Badeseen Deutschlands. Ich musste nur den Blick nach links wenden.

Die rechte Seite des Weges war allerdings nicht weniger idyllisch und verbreitete Urlaubsstimmung bei mir, denn sie erinnerte mich an die Wanderurlaube meiner Kindheit im Thüringer Wald – Berge, Nadelgehölz, Wiesen, Beeren, Moose und ein leichter Waldduft.

Ab und zu ein Bächlein, das den See mit Wasser speist…

Und Ziegen mit Glöckchen um den Hals, denen war jedoch ganz schön warm.

So lief ich vor mich hin, mit mir andere Wanderer – auch Radler, andere kamen mir entgegen…

… Bis ich an der Wandergaststätte Unterkrummenhof ankam, einer wunderschön gelegenen Möglichkeit für eine Pause. Da ich jedoch weder müde, noch hungrig war, genoss ich nur ausgiebig die herrliche Sicht auf den See…

… und wanderte bald weiter.

Direkt hinter Unterkrummenhof umläuft man eine Bucht, die s.g. Kaiserbucht. Am Ende der Bucht angekommen, beschloss ich nun doch, eine Pause zu machen und meinen Rucksack um das Wander-Vesperpaket zu erleichtern. Ich suchte mir einen schattigen Platz im Wald. Von hier aus konnte ich den Unterkrummenhof auf der anderen Seite der Bucht und Aha auf der anderen Seite des Sees erkennen – eine perfekte Platzwahl zum Entspannen und Genießen.

Dafür, dass schon die ganze Woche für Sonntag (heute) Regen voraus gesagt war, hielt sich das Wetter bestens. Die Sonne schien, ein paar Wolken bedeckten sie immer mal, was mir ganz Recht war, und ein nicht zu starker Wind sorgte für etwas Wellengang auf dem Wasser und große Freude bei zahlreichen Seglern.

An der nächsten Abzweigung nach rechts, also vom Schluchsee weg, blieb ich kurz stehen, nur um zu schauen, wohin es da geht. Just in diesem Moment kamen mir wieder die beiden Nordic Walker von heut Morgen entgegen, und wieder kam ich in den Genuss einer ungefragten Hilfestellung: „Da gehts lang… immer schön links halten!“ Ok, so werde ich es tun.   🙂

Der Weg füllte sich zusehens, vor allem aus der anderen Richtung. Aber auch von der gegenüberliegenden Seite des Sees wurde es nun richtig laut – auf der Straße zwischen Seebrugg und Schluchssee herrschte reger Verkehr, nicht zu überhören und nicht zu übersehen. Ob ich da entlang laufen will nachher?

Da sprach mich ein älteres Paar an, das in die Richtung unterwegs war, aus der ich kam. Wie lange es denn dauern würde, einmal um den See zu laufen, fragte mich der sympathische Herr im Alter meines Vaters. Ob man das in 2 Stunden schaffen könne? Seine Frau antwortete im umgehend: Das kommt darauf an, wie schnell du läufst. Ja, das denke ich auch, bestätigte ich, und berichtete, wann ich in Aha los gewandert war und dass ich denke, dass man eher so 5 Stunden benötigen würde. Dann schauten wir gemeinsam in meine Karte und kamen in ein nettes Gespräch. Ich erfuhr kurz einiges über den Schluchsee und die nahe Umgebung und dass es nicht mehr weit bis zur Staumauer sei. Dort gäbe es etwas zu essen und zu trinken, und ich solle unbedingt mal auf der anderen Seite der Staumauer hinunter schauen, da gehe es 30 Meter in die Tiefe. Und an der Straße könne man gut entlang laufen, es sei zwar unangenehm wegen der Autos, aber es gäbe einen breiten Rad- und Wanderweg. Ich könne aber auch den Zug oder das Schiff nehmen, die Schiffe fahren jede Stunde. Das sei auch sehr schön. Ich bedankte mich für die vielen Informationen. Wir wünschten uns noch einen schönen Tag und verabschiedeten uns. Die beiden netten Leute liefen in die andere Richtung davon.

Tatsächlich kam ich ein paar Minuten später an der Staumauer an. An einer Informationstafel erfuhr ich, wie klein der Schluchsee gewesen war, bevor er zum Stausee wurde.

An der Staumauer herrschte Sonntagsausflugstimmung, Radler, Wanderer, Spaziergänger, Ball spielende Familien, Hunde, junge und ältere Leute, auch Menschen mit Behinderung. Es gibt hier einen Kiosk mit Biergarten, Toiletten, Fahrrad- und Bootsverleih. Zuvor erkundigte ich mich jedoch an der Schiffsanlegestelle nach den Abfahrtszeiten, nun hatte ich Lust auf diese Schifffahrt bekommen. Ich hatte noch viel Zeit, also spazierte ich ein wenig herum, stellte mich erst an der Damentoilette und dann am Kiosk nach einem Kaffee an.

Auf der Suche nach einem Platz im Schatten und mit Blick auf den See erreichte mich ein freudiges „Halloo“ von der Seite – es war das nette ältere Pärchen von vorhin, das direkt am Ufer auf einer Bank saß. Ich setzte mich zu ihnen, und wieder kamen wir in ein schönes Gespräch. Die beiden erzählten von ihrem Sohn, der Wirtschaft studiert hatte und nun in der IT unterwegs sei – oh so wie ich auch! Er sei schon für ein halbes Jahr in Japan gewesen und dann in Korea. Seine Freundin schreibe ihre Doktorarbeit. Der Stolz war ihnen deutlich anzumerken. Ja, aber es sei auch anstrengend, wenn er zu Besuch kam – er esse kein Fleisch – oh, ich auch nicht! Und es müsse alles biologisch sein – ups, ja bei mir auch! Ich beichtete, dass genau dies auch meine Nahrungsgewohnheiten und -bedürfnisse seien, wir lachten über diese weitere Gemeinsamkeit, und ich beschloss, mich bei Gelegenheit mal bei meinen Eltern zu bedanken für den Stress, den ich ihnen bereite mit meinen Besuchen! Na, ich sei sicher auch eine gute Frau für seinen Sohn, stellte der Mann dann fest, sein Sohn sei auch so groß und 48 Jahre alt. Ja, genau so alt bin ich auch. Wieder große Freude, und ich musste dann doch schmunzeln über die Vorstellung dieses sympathischen Herrn über mich als seine potentielle Schwiegertochter.

Ob ich denn immer allein unterwegs sei, fragte mich die Frau. Ja, zur Zeit schon, und es mache mir richtig Spaß. Das habe sie sich früher nicht getraut, gestand sie. Na ich doch auch nicht, gestand ich meinerseits. Außerdem ist das heute schließlich viel leichter als früher. Heute ist eine allein herumziehende Frau nichts Ungewöhnliches mehr, und heute gibt es gut ausgebaute Wanderwege, Internet, Handy und zuverlässige Navigationshilfen.

So saßen wir eine ganze Weile zusammen, die beiden erzählten, ich erzählte von mir und meinen Söhnen. Schließlich verabschiedeten sich die beiden, sie wollten noch zum nicht weit entfernten Titisee. Wir gaben uns die Hand, bestätigten uns gegenseitig, wie schön es war, dass wir uns kennengelernt hatten, und das kam wirklich von Herzen. Es hatte gut getan, diesem liebenswürdigem Paar zu begegnen. Ich lief über die Staumauer und schaute auf der anderen Seite hinunter, so wie mir der Mann empfohlen hatte.

Da ich nach der langen Pause noch Lust zum Laufen hatte, dagegen aber keine, mich in eines der offensichtlich sehr vollen Schiffe zu drücken, wagte ich nun doch den Weg an der Straße entlang. Den Kopf hielt ich immer schön nach links auf den See gerichtet, das hatte ich ja seit heut morgen geübt, und den Verkehrslärm der vorbei brausenden Fahrzeuge versuchte ich, akustisch und mental auszublenden, was mir auch gut gelang. Somit war es gar nicht soooo schlimm.

Zumal der See auch auf dieser Seite optisch für alle Unannehmlichkeiten entschädigte.

So passierte ich Seebrugg und kam schließlich in Schluchsee an. Ich suchte mir kurz eine Bank in der Nähe der Schiffsanlegestelle und war in Anbetracht der Menschentraube davor noch einmal froh, mich für den Fußweg entschieden zu haben.

Nun folgt noch mal ein langer sehr schöner Abschnitt. Man wandert nun teils direkt am Ufer des Sees entlang, zunächst zwischen Ufer und Schienen, auf denen man momentan sogar mit einer richtigen Dampflok fahren kann. Von der Straße bekommt man nun nichts mehr mit.

Vorbei gehts an Jugendherbergen, auch an zwei Cafés, und irgendwann wurde es immer ruhiger auf dem Weg, je weiter ich mich vom Urlaubsort Schluchsee entfernte. Noch einmal ein langes Stück zum Genießen..

.. und der Sommer gab sich alle Mühe:

Kurz vor Aha suchte ich mir noch einmal eine Bank. So langsam wurde ich müde, meine Füße wurden schlapp, und auch der angesagte Wetterumschwung schien sich anzukündigen – die Sonne war verschwunden, und es kam ein kräftigerer Wind auf. Ich war froh, dass ich dieses Mal ein paar leichtere Schuhe im Auto gelassen hatte, so war die Rückfahrt angenehmer…

Noch größer war die Freude, als die Sonne sich in Wutach wieder zeigte und ich mir wieder auf der Terasse vor der Pension mein Abendessen – Salat und Reibekuchen mit Apfelmus – servieren lassen konnte.

Länge: 18 km.

Meine Karte: Freizeitkarte F509 Waldshut-Tiengen, Schluchsee / Naturpark Südschwarzwald

Die Strecke ist auch als Nordic-Walking-Tour prima geeignet. Mehr Informationen zum Schluchsee bei Wikipedia


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Südschwarzwald: Wutachschlucht von der Schattenmühle zur Wutachmühle

Dieses Wochenende will ich mir mal wieder ein paar Wünsche meiner Wander-Hitliste erfüllen und habe mich für den Südschwarzwald entschieden. Zu diesem Zweck habe ich mich für 3 Nächte im Gasthof zur Burg in Wutach-Ewattingen einquartiert.

Heute stand die beliebte Wutachschlucht auf dem Plan – ein Muss, wenn man in der Gegend ist. Ich hatte vor, mein Auto auf dem Wanderparkplatz Wutachmühle abzustellen, mit dem Wanderbus zur Schattenmühle zu fahren und die Schlucht von der Schatten- bis zur Wutachmühle flussabwärts abzulaufen. Das hat zwar den Nachteil, dass der Kreislauf während der gemütlichen Busfahrt von 25 Minuten durch herrliche Südschwarzwald-Kulisse erst einmal wieder zu Boden sackt – er kommt nach Ankunft jedoch schnell wieder in Schwung. Die Vorteile sind, dass man den Wandertag ganz ohne Zeitdruck wegen Bus-Fahrtzeiten verbringen kann und sich zudem die kurvenreiche Heimfahrt erspart.

So tat ich es auch. Die Wutachschlucht sei am Wochenende gut besucht, las ich im Internet. Heute ist Samstag, und tatsächlich, der Parkplatz am Kiosk Wutachmühle füllte sich kurz vor 10 Uhr zusehens.

Der Wanderbus Wutachschlucht fährt stündlich zwischen den Wanderparkplätzen Wutach- und Schattenmühle, in beide Richtungen und ist für Besitzer einer KONUS-Gästekarte wie mich kostenlos. An der Wutachmühle befindet sich die Haltestelle auf der Brücke, gegenüber vom Kiosk. Ich kam also gegen 10:25 Uhr an der Schattenmühle an. Rechts von ihr befindet sich dann auch der Einstieg in die Wutachschlucht.

Übrigens kann man hier auch in die Lotenbachklamm laufen, die ebenfalls sehr schön sein soll.

Was mich erwartete, war nicht nur ein bei feucht-warmen Wetter sehr schweißtreibender, sondern auch sehr abwechslungsreicher Wanderweg, wie er abwechslungsreicher eigentlich nicht sein kann. Es geht im wahrsten Sinne des Wortes ständig über Stock und Stein.

Aber auch immer wieder über Holzbohlen, Brücken,

Stein- und Holztreppen,

einmal auch über eine Art Hühnerleiter. Es ist alles dabei – steile Aufstiege und ebenso steile Abstiege, schmale, ja enge Wege, rechts der Felsen oder steil aufsteigender Urwald, links der Abhang zur Wutach,

und Abschnitte über Wiesen oder kleine blühende Felder.

An vielen Abschnitten sind Geländer angebracht oder Drahtseile, an denen man sich  ein wenig Balance und Stabilität wenigstens einbilden kann.

Im Ernstfall stürzt man dann halt nicht ganz so weit – falls sich im Falle eines Fehltritts die eigene Hand tatsächlich gerade an solch einem Seil befindet. 🙂

Mir war jedenfalls schon nach wenigen 100 Metern klar, wieso für die 13 Kilometer 5 Stunden Laufzeit angegeben waren, was eigentlich viel ist. Man wandert die meiste Zeit nicht im Sinne von kraftvollem Ausschreiten, nein man steigt, klettert, balanciert, rutscht und bleibt oft stehen, um zu sehen und zu staunen – Letzteres sollte man am besten nicht während des Laufens tun; die Bodenbeschaffenheit empfiehlt Konzentration auf möglichst jeden Schritt. Gutes Schuhwerk ist dabei ein Muss, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Steine und Wurzeln, über die man läuft, je trocken und griffig sind.

So läuft man also vor sich hin – und bleibt ständig stehen, um wieder einen zauberhaften romantischen Anblick aufzusaugen oder an einer besonders idyllischen Stelle zu verweilen. Und zu fotografieren.

Ja – fotografiert wird viel, und an besonders schönen Stellen muss man sich gar anstellen. Denn wie vorausgesagt, sind jede Menge Menschen unterwegs. Da die Wutachschlucht ein Teil des immer populärer werdenden Schluchtensteigs ist, sind auch etliche Weitwanderer unterwegs, was man gut an der Größe der Rucksäcke erkennen kann. Für einen Menschen wie mich, der auf seinen Wanderungen immer ein wenig Rückzug und Einsamkeit sucht, eine echte Herausforderung. Immer wieder  muss man stehen bleiben, um entgegenkommende Wanderer vorbei zu lassen, oder man muss sich seinerseits an wartenden Grüppchen vorbei drücken. Es herrscht meist Einbahnstraße. Dabei werden zwar stets freundliche Grüße und Dankesworte ausgetauscht, und das in allen möglichen europäischen Sprachen, aber für mich war das schon etwas anstrengend. Man kann es jedoch anderen Menschen nicht verübeln, dass sie dasselbe Wanderziel haben, wie man selbst. Von daher würde ich die Wutachschlucht zukünftig eher für einen Wochentag außerhalb der Sommerferien empfehlen.

Wie immer hatte ich eine Karte bei mir, obwohl man die eigentlich nicht braucht. Der Weg ist bestens ausgeschildert. Wandermarkierung ist eine weiß-rote Raute. Man kann ihn auch unterwegs verlassen, es befinden sich am Weg verschiedene Ein- und Ausstiege – Möglichkeiten für Rundwege.

Hier ging es also los:

Und dann erst mal eine Weile links an der Wutach entlang. Auf und ab.

Nach kurzer Zeit erreicht man den ehemaligen Dietfurter Hof, Ruinen einer ehemaligen Mühle mit Gasthof.

Kurz dahinter wechselt man die Seite und wandert nun rechter Seite weiter. Immer wieder plätschert von moosbewachsenen Felsen Wasser herunter, mal als kleines Rinnsal, mal als stärkerer Wasserfall.

Ein Höhepunkt ist sicherlich die Felsengalerie. Schnaufend und schwitzend kam ich oben an und wurde mit einer wunderschönen Aussicht auf die Wutach weit unter mir belohnt.

Diese schlängelt sich immer weiter durch die Landschaft, mal mehr, mal weniger wild, und wäscht an den zahlreichen Biegungen die Felsen von unten her aus. Es gibt zahlreiche schöne Plätzchen am Bach, an denen man sich niederlassen und die Hände oder Beine ins kühle Wasser halten kann.Oder Türmchen bauen…

Oft steht man dabei vor einer gigantischen Felsenwand, die sich wenige Meter gegenüber auf der anderen Uferseite steil erhebt. Absolut beeindruckend. Man kommt aus dem Sehen und Staunen kaum heraus.

Nach der Felsengalerie lassen die sehr steilen Auf- und Abstiege ein wenig nach, wie ich fand. Aber es gibt weiterhin sehr enge Stellen, an denen man sich gut festhalten muss. Zweimal geht’s über einen Felsenspalt, aber das haben auch einige ältere Herrschaften elegant bewältigt, wie ich beobachten konnte.

Unterwegs gibt es einige Rastplätze, die alle gut frequentiert waren – kein Wunder. Ich machte genau auf halber Strecke, kurz hinter der Felsengalerie, an der Abzweigung Richtung Bonndorf und Münchingen eine längere Pause, verdrückte das Wander-Lunchpaket, das mir meine nette Gastwirtin Frau Schmidt heute Morgen nach dem Frühstück noch überreicht hatte, und beobachtete die anderen Wandergruppen, Familien, Paare, Alleinwanderer, Kinder, Hunde…

Am Rümmelesteg geht’s dann wieder auf die andere Seite. Von dem neu erbauten Rümmelesteg kann man das 70 m weiter flussabwärts liegende historische Rümmelesteg-Original bewundern, das durch ein Hochwasser unbenutzbar wurde.

Kurz vor der Wutachmühle befindet sich der Einstieg in die Gauchachschlucht– sicher auch ein wirklich lohnenswerter Wanderabschnitt.

Gegen 16:30 Uhr kam ich an der Wutachmühle…

… und somit an meinem Auto an. Ich hatte also im Ganzen knapp 6 Stunden in der Wutachschlucht verbracht. Das waren sicher keine 5 Stunden reine Laufzeit. Ich fuhr zum Gasthof zur Burg und nutzte die Ruhe vorm Samstagabend-Ansturm, um auf der Terasse vorm Haus in der Abendsonne meine neuen Wanderstiefel ab- und meine Füße hochzulegen und meinen Hunger und Durst zu stillen.

Länge: 13 km

Meine Karte: Freizeitkarte F509 Waldshut-Tiengen, Schluchsee / Naturpark Südschwarzwald

Informative Seiten der Wutachschlucht mit Wandervorschlägen, Busfahrplänen, Gastgebern, Prospektbestellung, Wanderkarte als PDF und Bildergalerie:

www.wutachschlucht.de

www.wutachschlucht-erleben.de


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