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Nicht kompatible Forbewegungsarten

So, heute und jetzt muss ich mal Luft ablassen!

Es ist jedes Jahr dasselbe: Kaum werden die Temperaturen etwas milder, kann man als Autofahrer kaum noch eine Strecke zwischen den Ortschaften zügig durchfahren. Grund: Radfahrer sind wieder unterwegs.

Nun schlagen – ich gebe es zu – zwei Herzen in meiner Brust. Zum einen finde ich es klasse und bewundernswert, wenn sich Menschen nach ihrem Bürotag oder am Wochenende in den Sattel schwingen und ihre Muskeln, Gelenke und Lungen kräftigen. Ich bin ja selbst schon viele längere, auch mehrtägige Touren gestrampelt. Mal außer Acht gelassen, was es für eine Wohltat für unsere Umwelt wäre, wenn mehr Menschen statt des PKW ihr Fahrrad strapazieren würden. Aber ich finde, Radfahrer sind oft ziemlich  rücksichtslos! Und es werden immer mehr.

In der warmen Jahreszeit erlebe ich es fast täglich, dass ich hinter Radlern herbummeln und sie riskant überholen muss. Ich habe dann zwar immer Gelegenheit, schöne muskulöse Waden und die neusten knallbunten Radsport-Kollektion zu bewundern und oft das Gefühl, gerade darauf kommt es den Radlern an, doch ich bin auch hinter dem Steuer oft ein Schisshase und bei weitem nicht so gelassen wie ich immer tu. Dabei haben wir genügend Radwege! Man kann sich bei uns im Aichtal von Ort zu Ort auch wunderbar auf geteerten Radwegen fortbewegen. Wozu muss man da eine Landstraße benutzen, auf welcher zwischen 70 und 100 km/h zugelassen sind?
Letzte Woche war ich das 5. Fahrzeug hinter einem Bus, welcher sich hinter einem Fahrradler dessen Geschwindigkeit von unter 30 km/h anpassen musste und keine Chance hatte zu überholen.

Zwischen Neuenhaus und Aich gestern dann die Krönung: 2 junge Kerle, zugegeben beide mit hübschem knackigem Hintern ausgestattet, NEBENEINANDER!! In aller Seelenruhe wackelten die zwei Popos da vor mir her. Ich fuhr ne Weile hinter ihnen her, konnte nicht überholen, da ständig Gegenverkehr. Da langte es mir – es ist ja sonst gar nicht meine Art, aber ich hupte sie bööööse an! Jawoll, ich hupte nicht einfach nur, ich hupte BÖSE!

Hat sie natürlich gar nicht gestört, sie haben weder das Tempo verändert, noch den Weg freigegeben. Unglaublich. Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert, ehe ich vorbei fahren konnte, was ich dann auch so knapp wie nur möglich tat, und so richtig laut mit aufgedrehtem Motor. Nach meinem Besuch in der Apotheke Aich waren sie dann natürlich wieder vor mir! Selbstverständlich gemütlich nebeneinander.

Ich frage mich, was so schön daran ist, beim Radsport ständig ungeduldig drängelnde Autofahrer hinter sich zu haben, die einen dann recht knapp überholen müssen? Und der ganze Gegenverkehr, der Lärm, die Abgase? Mir würde das keinen Spaß machen. Zudem frage ich mich, wie selbstherrlich man sein muss, um in aller Gelassenheit andere Menschen mit dem eigenen Freizeitvergnügen behindern und blockieren zu können?

Oft fahren sie ja nicht einmal richtig rechts am Rand, stattdessen ziemlich weit in der Mitte der Spur. Man muss also weit auf die Gegenspur, um sie beim Überholen nicht durch einen zu geringen Abstand zu gefährden.
Oder es ist eine ganze lang gezogene Gruppe!

Ich hab jedes Mal weiche Knie, wenn ich Radler überholen muss.

Wenn ich dann jedoch als Wanderer im Wald unterwegs bin – und jetzt kommt die andere Seite – werde ich immer wieder von Radlern ange“hupt“. Die kommen von hinten an, klingeln kurz und gehen selbstverständlich davon aus, dass man zur Seite springt und ihnen den Weg frei gibt.

Ich bin immer mal wieder im Schaichtal unterwegs – als Fußgänger. Neulich blieb ich bei einem Fotografen stehen, der dort Vögel beobachtete und fotografierte. Ich kam mit ihm ins Gespräch, und während der kompetente Hobbyornithologe mir noch vorschwärmte, wie reich die Vogelwelt im Schönbuch und überhaupt in Deutschland ist, kam ein Rennradler angebraust, brüllte, ohne seine Geschwindigkeit auch nur um einen Bruchteil zu reduzieren „VORSICHT!!“ und raste an uns vorbei, noch ehe wir erschrocken zur Seite springen konnten! Der Piepmatz war natürlich ebenso entflogen und der Fotograf so verärgert wie ich.

Konsequenterweise müssten die Radfahrer doch nun, so wie ich als Autofahrer auf der Straße hinter ihnen her trotteln und sie bei passender Gelegenheit möglichst großräumig umfahren muss,  im Wald mit mir als Fußgänger dasselbe tun?

Für mich kommt heraus: Radfahrer sind immer die Könige, sie haben sowohl die Landstraßen, als auch die Waldwege für sich in Besitz genommen, und auf sie muss Rücksicht genommen werden! Nö, das macht keinen Spaß.

Neulich bin ich darüber mit meiner Freundin Christiane sogar fast ein wenig ins Streiten gekommen. Sie ist aktive Rennradlerin mit Vereinsmitgliedschaft, radelt mindestens einmal wöchentlich in ihrer Gruppe – natürlich auch mit Vorliebe im Aichtal. Weil es da so schön ist. Und natürlich auch auf der Straße. Für sie ist das in Ordnung – Landstraßen seien schließlich für Fahrräder zugelassen.

Na schön, aber auch für den Radrennsport?
Gegen eine Mutti, die statt mit dem Auto mit dem Fahrrad zum Einkaufen fährt, habe ich ja überhaupt nichts. Aber das sieht man so gut wie gar nicht. Es sind die Freizeitsportler.

Warum benutzt ihr nicht den Radweg? Da ist direkt neben der Straße ein Radweg!
Ja, der sei oft verschmutzt, es lägen große Schlammbrocken und Glasscherben herum. Da könne man mit dem Rennrad nicht fahren. Zudem habe sie es nicht nur einmal erlebt oder gehört, dass Seile oder Drähte quer über den Radweg gespannt seien, die man bei den Geschwindigkeiten einfach nicht sieht.

Das ist natürlich nicht in Ordnung.
Sollte man dann aber nicht eher dafür sorgen, die Radwege sauber zu halten?

Und warum fahrt ihr dann nicht wenigstens ganz rechts am Rand? war meine weitere Frage.
Anwort: Weil die Autofahrer einen oft so knapp überholen, dass man nach rechts ausweichen muss, und um dabei nicht im Straßengraben zu landen, fahre auch sie eben ein ganzes Stück weiter in der Mitte. Da habe sie noch genügend Platz zum Ausweichen.

Und im Wald – warum das Geklingel dann auch noch auf Waldwegen?
Nun, sie klingle auch, um Wanderer darauf aufmerksam zu machen, dass sie von hinten ankommt, und beim Vorbeifahren bedanke sie sich aber immer ganz freundlich dafür, dass man ihr den Weg frei gemacht habe.

Bitte schön. Bleibt einem ja nichts weiter übrig.

Wenn man denn so höflich und rücksichtsvoll miteinander umgeht, ist das ja noch ok, ganz davon abgesehen, dass es eben bei einer längeren Wanderung irgendwann doch nervt, wenn man alle Nase lang den Weg für einen Radfahrer räumen muss. Ich achte deswegen immer mehr darauf, nicht allzu viel auf Wegen zu wandern, die auch für Radfahrer geeignet sind.

Insgesamt ist das für mich aber keine Lösung. Ja, das Problem sei bekannt und viel diskutiert, meinte Christiane. Fußgänger und Radfahrer haben ein Problem miteinander. Ein ewiger Streit. Es gäbe nun mal Fortbewegungsarten, die seien nicht kompatibel miteinander.
Schön, wenn man zu der Gruppe gehört, auf die immer Rücksicht genommen wird und die selbst nicht ausweichen muss!   😉

Na denn – gute Fahrt weiterhin, und vor allem unfallfrei!