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Bereits viele Male haben wir auf unseren Fahrten auf die Münsinger Alb die kleine Ortschaft Seeburg durchquert. Seeburg ist ein Ortsteil von Bad Urach, wunderschön gelegen im Ermstal, umgeben von hohen steilen Bergen und schroffen Felsen. Auffallend ist kurz vor dem Ortseingang auf der linken Seite ist eine hübsche Villa, malerisch eingebettet in die Felswände, mit einem schmucken, beinahe kitschigen parkähnlichen Garten davor – das Schlössle.

Schlössle Seeburg

Das ehemalige Privatsanatorium aus dem 19. Jahrhundert ist heute ein uriges Speisecafé mit alten Möbeln, originalen Einbauschränken und Vitrinen und Gebrauchsgegenständen der damaligen Zeit. Vor einigen Jahren hatte ich hier schon mal einen Kaffee getrunken. Der starke Durchgangsverkehr hat mich bisher jedoch davon abgehalten, hier einmal eine Wanderung zu planen. Nun wollte ich es doch probieren und fand mehrere Wandertouren in meinen Wanderbüchern und im Internet. Ich schlug eine Runde aus meinem Buch „Reutlinger und Uracher Alb. Wanderungen und Spaziergänge“ von Dieter Buck vor, die von

Seeburg nach Münsingen und über die Trailfinger Schlucht zurück nach Seeburg

führt. Und natürlich sollte als lohnender Abschluss die Einkehr im Schlössle vorgesehen sein.

An einem der ersten warmen und sonnigen Frühjahrtage setzten wir uns nach einem seeeehr frühen Frühstück ins Auto, erreichten rasch Bad Urach und kurz darauf Seeburg. Auf der linken Seite gibt es, direkt an der Hauptstraße einen Parkplatz, aber den übersahen wir irgendwie. Wir fanden einen weiteren Parkplatz etwas abseits, aber viel ruhiger gelegen an der SG Seeburg, im Trailfinger Weg, direkt an der Erms. Hier war es richtig schön. Doch wir wollten ja wandern. Also – Schuhe fest schnüren und los.

Die Sonne strahlte zum Herzerwärmen. Allerdings wehte ein kräftiger Wind, und für heute waren in einer Wetterwarnung sogar kräftige Windböen voraus gesagt. Dies sollten wir auch wirklich richtig zu spüren bekommen. Zunächst mussten wir jedoch erst einmal zur Durchgangsstraße, der B465 zurück, diese überqueren, und dann ging es in den Wald hinein.

Waldweg bei Seeburg

Schlössle von oben

 

Zunächst parallel zur Bundesstraße, und der Verkehrslärm verfolgte uns noch eine Weile. Durch die Bäume konnten wir auf die Bundesstraße blicken und erkannten auf der anderen Seite das Schlössle.

Zunehmend wurde es aber ruhiger.

Wanderweg nach oben

 

 

Wir schnauften uns gemütlich nach oben. Es ging teils knackig bergan. Am frühen Vormittag hat man ja noch genügend Reserven, und wir hatten gut gefrühstückt.  😀

Weiter oben wurde es immer friedlicher. Wir liefen durch lichten Wald, Sonnenstrahlen drangen durch die blattlosen Äste und Zweige und beleuchteten verwitternde bemooste Baumstämme.

 

 

 

Aus dem dichten braunen Laub vom letzten Herbst leuchteten die ersten bunten Frühjahrboten, überall blinzelten zarte Blüten hervor. Über einen weichen schmalen Weg und eine kleine Treppe erreichten wir den oberen Waldrand. Hier wurden wir von kräftigen Sonnenstrahlen und ebenso kräftigen Windstößen empfangen. Zeit für eine kurze Verschnaufpause, Trinken, Kleidung sortieren…

Kurze Pause

Weiter ging es über die Albhochfläche, Wiesen, brach liegend Felder, schöne weite Aussichten. Wir freuten uns, wieder einmal eine so schöne Tour gefunden zu haben.

Zwischen Seeburg und Rietheim

Schließlich erreichten wir Rietheim. Hier war es ganz schön laut, es wurde gebaut. Wir liefen an dem kleinen Rathaus und an der Kirche vorbei und wanderten auf einem Höhenweg aus den Ort hinaus, mit einem herrlichen Blick über die Alb. Wer hier auf einem Balkon seinen Morgenkaffee genießen kann, ist wirklich zu beneiden.   🙂

Oberhalb von Rietheim

Zeit für ein Vesper. Außerhalb von Rietheim fanden wir an einer Scheune eine Bank für eine längere Mittagspause. Inzwischen blies kräftig der Wind über die freien Flächen, und wir mussten aufpassen, dass uns die leeren Vesperbüchsen nicht von der Bank geweht wurden. Trotz Sonne wurde es uns rasch kühl. Thomas hatte wie immer heißen Tee dabei – auch im Frühjahr immer noch eine gute Idee.

Weiter ging es durch die Wiesen – leider über feste Wege, doch die schönen weiten Blicke taten gut und auch die Sonne im Gesicht. Heute sollten wir wirklich jede Menge davon abbekommen. Nun kamen wir der B465 wieder sehr nahe und überquerten sie dann auch auf einer Brücke. In Sicht- und Hörweite das Industriegebiet von Münsingen. Gut erkennbar das große gelbe M einer bekannten Fastfoodkette.. Laut war es hier, schnell weiter. Wir liefen einen festen Weg bergan, gesäumt von Obstbäumen. In 3 Wochen wird es hier in voller Pracht blühen.

Hornveilchen

Im Moment blühte es nur am Boden – überall Gänseblümchen und Hornveilchen.

Leider strapazierte der feste Untergrund immer noch unsere Füße. Dann endlich wieder ein Stück Wiesenweg – tat das den Füßen gut! In der Ferne konnten wir die ersten Häuser von Münsingen erkennen.

Kurz vor Münsingen

Die Route führte nun bis zum Ortsrand von Münsingen und dann in einem spitzen Links-Winkel wieder zurück Richtung Seeburg. Thomas schlug vor, diesen spitzen Winkel abzukürzen und quer über die Wiese zu dem Weg zu laufen, auf dem wir zurück kommen würden und den wir von unserer Position aus schon erkennen konnten. Ich hatte jedoch irgendwie den Ehrgeiz, die Tour komplett zu laufen. Im Nachinein hätten wir uns das jedoch sparen können. Uns erwarteten jetzt viele viele Wanderschritte auf festen Wegen bzw. einer kleinen Straße. Wir liefen am Schwimmbad und am Tennisplatz vorbei und die Straße immer weiter hoch. Und das lange lange lange…

Straße hinter Münsingen

Unsere Füße wurden immer immer schwerer, und nur die idyllische friedliche Landschaft neben und die zarten weißen Wölkchen über uns konnten in uns gerade noch so die Meinung aufrecht erhalten, dass dies doch eine lohnenswerte Wandertour sei.

und weiter auf der Straße

Naja… sooo würden wir sie nicht noch einmal laufen. Sicher gibt es hier schönere Wege? Dies ist allerdings tatsächlich ein markierter Wanderweg – das gelbe Dreieck begleitete uns schon seit Rietheim. Allerdings hatte dies hier nicht mehr wirklich etwas mit „Wandern“ zu tun. Dies war eine Strapaze! Folter!!   😀

Als wir den höchsten Punkt erreicht hatten, an dem es kurz darauf rechts ab Richtung Trailfinger Schlucht gehen soll, fanden wir endlich eine Bank. Unsere Füße benötigten dringend etwas Entspannung. Wir verspeisten unsere restlichen Brote und füllten unseren Wasserhaushalt auf. Noch etwas Erholung, dann ging es weiter. Nun wurde es wieder richtig schön. Es ging rechts ab zum Seeburg Talweg. Dieser führt durch die Trailfinger Schlucht, in die wir kurz darauf hinab stiegen. Nun erwartete uns ein ähnliches Bild wie vor 2 Wochen im Wolfstal – hohe Felsen links und rechts, Höhlen, mit Moos bewachsene Steine und Stämme und jede Menge Märzenbecher. Ein wirklich schönes Tal, und oft blieben wir stehen, um uns etwas anzusehen.

In diese Schlucht dringt natürlich kaum Sonne. Das war jedoch nicht schlimm, sie hatte sich ohnehin gerade, wie angekündigt hinter einer Wolkendecke verzogen. Die letzten Kilometer waren so richtig zum Genießen. Wir waren fast allein auf diesem ruhigen Weg. Nur ab und zu rauschte ein Radfahrer an uns vorbei. Dies scheint ein beliebter Radweg zu sein.

Nach diesem gemütlichen Spaziergang durch dieses romantische Tal erreichten wir die Ermsquelle – ein kleines eingezäuntes Wasserbecken.

Ermsquelle

Inzwischen war es Nachmittag. Wir kamen wieder in Seeburg an. Die Schlucht mündete in den Trailfinger Weg, wo unser Auto stand. Wir erkannten den Sportplatz, dahinter die hohen Felsen über Seeburg.

Seeburg

Die Sonne hatte sich komplett verzogen hinter einer dicken grauen Wolkendecke. Ein völlig anderer Anblick als heute Vormittag, als wir hier starteten! Zeit, uns bei einer Tasse Kaffee aufzuwärmen. Wir fuhren zum Schlössle, das heute gut besucht war, bestellten unseren Kaffee und dazu Apfelstrudel mit Vanillesoße – uuuuunglaublich lecker! Das musste sein, nachdem unsere Füße heute doch ganz schon was auszuhalten hatten.

Eine über große Strecken schöne Tour, stellten wir im Nachhinein fest. Ob wir sie wiederholen würden… ich denke nicht oder nur mit etwas veränderter Streckenführung bei Münsingen.

Quelle: „Reutlinger und Uracher Alb. Wanderungen und Spaziergänge“, Dieter Buck, Tour 27 „Seeburg, Münsingen und Trailfinger Schlucht“

Länge: 11,5 km, 500 Höhenmeter

Track:


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Es ist März, die Natur erwacht, und sobald überall, wohin man schaut, zarte grüne Spitzen und Blüten aus dem Boden sprießen, gibt es auf der Schwäbischen Alb ein Lieblingsziel: Das Wolfstal. Für 2 Wochen im März verwandelt sich das Wolfstal in ein Meer zarter weißer Pflänzchen: Die Märzenbecher blühen. Gerade ist wieder soweit, und die ganze Welt strömt ins Wolfstal. Zumindest die ganze Wanderwelt. Na ok, nicht nur diese, denn es sollen ganze Reisebusse zum Wolfstal gefahren kommen, las ich. Schon im vorletzten Jahr habe ich gleich in mehreren Blogs über die Märzenbecherblüte im Wolfstal gelesen. Außerdem in meinem Bruckmanns Wanderführer „Die 40 schönsten Touren Schwäbische Alb“. So steht diese Tour bereits seit 2 Jahren auf meiner Wander-Wunschliste. Und zwar für den März… Leider ist März nur 1-mal im Jahr, so dass die Tour, einmal verpasst, immer wieder für ein ganzes Jahr aufgeschoben werden muss. So ist es nun bereits wiederholt geschehen, und beinahe ein weiteres Mal. In diesem Jahr gab mir Angelika den Anstoß mit ihrem Bericht, aber vor allem ihren Fotos.

Naja, ein wenig zögerte ich wieder. Fast alle Berichte deuteten darauf hin, dass wir dort mit großer Wahrscheinlichkeit nicht allein unterwegs sein würden. Um nicht zu sagen: Es wird sicher die Hölle los sein. Und ich fragte mich einmal mehr (ganz davon abgesehen, dass mir das Gruppen- oder gar Massenwandern noch nie besonders großen Spaß bereitet hat): Was macht es mit der Natur, wenn ein so stilles Tal plötzlich von Massen Leuten (… Autos) gestürmt wird? Wie weit darf die Wandererlebnis-Lust gehen?

Wir haben diese Frage hier zu Hause diskutiert. Und entschieden uns dafür, uns dieses „Spektakel“ doch einmal anzuschauen. Vielleicht sind unsere Vorstellungen übertrieben. Und wir fahren ja an einem Samstag. Da treiben sich die meisten Leute in den Einkaufscentern herum…

Wie immer suchte ich auf gpsies.com nach einem Track. Das Angebot war überwältigend… Auch hier zeigte sich die Beliebtheit dieses Wanderziels. Ich lud mir die Tour von Odysseos herunter, denn sie stimmt exakt mit der aus dem o.g. Wanderführer überein. Sie führt von Erbstetten (Ehingen) über das Große Lautertal in das Wolfstal hinein:

Schon einige Male war ich im Großen Lautertal unterwegs gewesen. In Erinnerung behielt ich immer einen optisch einmalig schönen Wandergenuss. Akustisch weniger – der Autolärm ist, gerade weiter oben auf den herrlich über dem Lautertal gelegenen Burgruinen, nicht zu überhören. Heute sollten wir jedoch einen autofreien Teil des Lautertals kennenlernen, und so freute ich mich besonders auf diese Wanderung. Am zeitigen Samstagmorgen piepte der Wecker und blubberte die Kaffeemaschine. Irgendwann zwischen 10 und 11 Uhr suchten wir in Erbstetten einen Parkplatz, was selbst hier, ein paar Kilometer entfernt vom Wolfstal, gar nicht so einfach war. Schließlich fanden wir das Schulhaus und stellten unser Auto da ab. Dörfliche Stille empfing uns an diesem herrlich sonnigen Samstagmorgen…

Warm war es aber keineswegs. Zmindest nicht, als wir starteten. Ein paar Minuten später schon eher, denn es ging erst einmal einige Höhenmeter nach oben – zum Wartstein, einer Burgruine über dem Lautertal. Bald kamen wir zum ersten Aussichtspunkt, von dem aus man sicher einen herrlichen Ausblick hat. Im Moment lag jedoch noch ziemlich viel Dunst im Tal. Wir nutzen die Bank trotzdem, um eine der Jacken auszuziehen. Danach hatte ich nur noch 1 Jacke über meinem Langarmshirt, Thomas lief nun bereits kurzärmelig durch den Wald – und fiel natürlich auf, vor allem bei 2 weiblichen Mitwanderern.   😀

Es dauerte nicht lang, da tauchte vor uns die Burgruine Wartstein auf…

Burgruine Wartstein

… bzw. deren Turm, auf den man steigen und eine wunderbare Aussicht genießen kann, 150 m tief ins Tal, durch das sich die Lauter schlängelt… und in welches wir gleich hinab wandern würden.

Und anders als auf den nahe gelegenen Burgen Hohenhundersingen oder Hohengundelfinden war es hier richtig still! Kein Straßenlärm, nix. So muss es sein!   🙂

Doch dann rückten weitere Wanderer an. 1, 2, 3 Grüppchen kamen denselben Weg auf die Burg zu, einige waren dabei, die Treppen zum Turm empor zu steigen. Wir stiegen die schmale Wendeltreppe wieder hinunter, suchten kurz nach dem Weg hinab ins Lautertal und wanderten weiter. Der schmale Pfad führte durch lichten sonnigen Wald, teils an der Hangkante entlang.

Weg hinab ins Lautertal

Ab und zu konnten wir die Windungen der Lauter durch die blattlosen Stämme und Sträucher erkennen. Auch hier waren nun schon ein paar Wanderer mit uns unterwegs. Was mich normalerweise nicht stört. Ich habe nichts gegen Mitwanderer, im Gegenteil. Ich grüße alle gern und bleibe gern stehen, um mit anderen Wanderern zu schwatzen. Was nun jedoch an bzw. aufdringlich in meine Ohren drang, war nicht mehr schön. Eine Gruppe näherte sich uns von hinten, überholte uns, und einer der Männer schimpfte laut erregt offensichtlich über das deutsche Schulsystem. „Gesamtschule… Da machen die… Hauptschule…!!!“ usw. donnerten Wortfetzen in schönstem Schwäbisch durch den Wald und ließen wahrscheinlich sogar unten in der Großen Lauter die ersten zarten Forellenbabys vor Schreck erbeben. Der andere Mann, den er so grausam volllaberte, war ganz still. Als ich stehen blieb, um das Grüppchen an uns vorbei zu lassen, hatte er sich ans andere Ende abgesetzt. Verständlich! Hinter uns kam jedoch bereits die nächste Gruppe an. Mmmm, so macht das keinen Spaß. Rechts unter uns, bereits ganz nah, floss die friedliche Lauter, neben ihr der Weg, auf den wir weiter vorn stoßen mussten. Wir überlegten, einfach quer den Hang hinunter zu rutschen. Das taten wir dann auch – und befanden uns endlich im Lautertal. Wow, war das schön hier. Sonnig, still, friedlich.

Die Große Lauter

Nun erwartete uns ein wunderschöner Abschnitt im Lautertal. Herrlich ruhig wars hier. Der Weg folgt den Kurven der Lauter, mal auf der einen, dann auf der anderen Seite. Nun war es aber erst einmal Zeit für eine Mittagspause. Wir suchten uns eine Bank in der Sonne, die immer noch zuverlässig strahlte, doch der Wind blies frisch. Thomas hatte wie immer eine Kanne heißen Tee dabei. So machten wir es uns gemütlich und beobachteten die Wanderer, die an uns vorbei zogen – wahrscheinlich alle ins Wolfstal, mutmaßten wir…

Gestärkt zogen wir weiter. Das Tal verengt sich hier und da, führt am Weiler Unterwilzingen vorbei, an schroffen Felsen, stillen Wiesen, einer Schafherde – mit einem einzigen Esel zwischen ihnen! – und sogar an einem Aquädukt.

Das Schwäbische Aquädukt leitet das Wasser der Lauter über diese hinweg zur Laufenmühle. Diese erreichten wir am frühen Nachmittag.

Laufenmühle

Wir befanden uns hier kurz vor dem Abzweig ins Wolfstal, entsprechend voll war der Biergarten, und entsprechend viele Autos parkten bereits hier am Straßenrand.

Viele parkende Fahrzeuge

Oje, das sah nicht gut aus. Doch das war erst der Anfang! Bis zum Wolfstal parkten die Fahrzeuge immer dichter, und der Parkplatz am Wolfstal machte den Anschein eines Volksfestes. Autos über Autos, Kinder und Hunde sprangen lebendig umher, Autos versuchten verzweifelt, ohne Schaden noch eine Parklücke zu finden – ein aussichtsloses Unterfangen. Direkt am Eingang zum Wolfstal war eine Imbissbude aufgestellt! Menschen strömten ins Tal und aus ihm heraus. Ok, Augen zu und durch… Aber ein bissel was wollten wir ja auch sehen.

Ich mache es kurz: Ein wunderschönes wildromantisches Tal, eng und felsig, links und rechts des Weges riesige Flächen zarter weißer Blüten, die die Hänge hinauf wachsen. Menschenmassen waren unterwegs, schlenderten durchs Tal, bleiben stehen und schauten. Ein Mann hatte sogar seinen Campingstuhl dabei, auf dem er am Wegesrand saß und sich ausruhte. Hier und da bildeten sich kleine Grüppchen von Menschen, die auf den Boden starrten, aber vor allem – fotografierten. Ja, es war eine Messe der Fototechnik. Beinahe jeder hatte ein Fotogerät in der Hand, vom Smartphone bis zur großen Kamera mit riesigen Objektiven vorn dran. Einige hatten eine Plastikplane dabei, damit ihre Knie beim Fotografieren trocken blieben. Hier und da leuchtete das Hinterteil eines weit nach unten gebeugten Fotografen aus dem Blütenteppich heraus, an einigen Stellen gleich mehrere nebeneinander. Ein köstliches Bild, das ich nun wiederum liebend gern fotografiert hätte, aber das verbot mir mein Anstand.  😀

So machte ich brav nur ein paar Aufnahmen vom Tal und ein paar Blümchen.

Eine Attraktion der besonderen Art sind ja nicht nur die Märzenbecher. Gleich am Eingang zum Wolfstal weist ein Schild darauf hin, dass hier auch der Zinnoberrote Kelchbecherling gedeiht – ein vom Aussterben bedrohter Schlauchpilz, den man bitte nicht berühren soll. In diesem Jahr gäbe es besonders viele, hörten wir in Gesprächen vorn, hinter und neben uns. Und tatsächlich – an vielen Stellen leuchtete es knallrot aus der weißen Pracht heraus.

Zinnoberroter Kelchbecherling7

Vor solchen Exemplaren bildeten sich sogar Schlangen von Fotografen (vor meinem hier nicht). Als ich das beobachtete, spürte ich plötzlich, wie merkwürdig wir uns verhalten. Als wären wir alle hier, nicht, um dieses wunderschöne Tal mit seinen Frühjahrboten zu genießen, sondern, um das schönste Foto zu schießen. Und ich steckte mein Handy ein.

Leider mussten wir auch feststellen, dass nicht alle auf dem Weg blieben. Eine Frau wollte sogar den Hang hinauf klettern, weil etwas weiter oben besonders prächtige Exemplare des Kelchbecherlings herunter leuchteten. Dies hätte sie aber wohl kaum geschafft, ohne einige Märzenbecher zertreten zu müssen. Und so fand ich es klasse, dass sie davon abgehalten wurde. Schauen Sie doch von hier unten aus! wurde ihr zugerufen.

Etwas nachdenklich liefen wir weiter. Dies hier ging uns eindeutig zu weit. Wieder kam die Frage auf: Wie weit darf die Wander- oder Schaulust gehen? Und was macht so ein Ansturm mit diesem kleinen engen Tal und vor allem mit dessen Bewohnern? Um die Stimmung etwas aufzuheitern, versuchte ich einen schlechten Spaß: Stell dir vor, wir buddeln hier ein paar Märzenbecher-Zwiebeln aus, nehmen sie mit und pflanzen sie bei uns im Schaichtal ein. Das Klima müsste ja stimmen – schattig, kühl, feucht ist es auch hier oft. Es würde zwar ein paar Jahre dauern, eher sie sich zu solch weiten Teppichen ausgebreitet hatten. Aber dann wäre es soweit, unser kleines Dorf Neuenhaus wird DIE Attraktion der Voralb sein und genauso im Besucheransturm versinken. Vielleicht werden dann die Wanderführer der Schwäbischen Alb erweitert um eine Tour: „Zur Märzenbecherblüte im Schaichtal“. Und vielleicht können wir ein Café eröffnen (nein, keine Imbissbude!) und einmal im Jahr richtig gut verdienen!  😀

Ne, das machen wir natürlich nicht. Wir beschlossen, diese Tour zu wiederholen, jedoch außerhalb der Blütezeit. Vielleicht muss man wirklich nicht alles gesehen haben. Es gibt ja offensichtlich genug Fotografen, viel bessere als mich, an deren Bildern ich mich erfreuen kann. Über meinem Schreibtisch hängt gerade das März-Bild von Frieders Foto-Kalender – mit wunderschönen Märzenbechern. Das macht mir mehr Freude, als dies hier.

Nach ca. 1,5 Kilometern wurde es auch merklich ruhiger im Wolfstal. Das Tal öffnete sich, es wurde wärmer und sonniger, und die weißen Teppiche wurden dünner. Schließlich erreichten wir das Ende des Wolfstals. Es tat unglaublich gut, wieder in der wärmenden Sonne zu laufen.

Rast in der Sonne

 

Wir suchten uns einen Rastplatz, ruhten uns lange aus und wärmten uns auf. Mit uns einige andere Wanderer (und Fotografen).   😀

 

 

 

 

 

Schließlich nahmen wir das letzte Stück Weg in Angriff. Wir hatten noch ca. 2 Kilometer zu laufen. Die Schatten wurden bereits länger, und wir genossen die ruhige schmale Straße zurück nach Erbstetten.

Weg zurück nach Erbstetten

Und was ist der gebührende Abschluss einer Wanderung im Lautertal? Natürlich – das Lagerhaus an der Lauter in Dapfen. Von seinen leckeren Kuchen, Schokoladen und duftenden Seifen schwärme ich hier regelmäßig. Heute fuhr eine Körperbutter mit Kräutern mit uns nach Hause.

Außerdem die Frage: Warum ist auf dem Schild zum Wolfstal ein Hase zu sehen?

Wolfstal

Egal, das waren heute 2 wunderschöne Täler, die uns ganz bestimmt wiedersehen werden. Aber nicht noch einmal im März. Wir beschlossen, dass die weißen Teppiche von Bärlauchblüten im Siebenmühlental genauso phantastisch aussehen.

Und was entdeckten wir am Montag auf unserem Abendspaziergang im Schaichtal? MÄRZENBECHER!! Jawoll, es gibt sie auch hier bei uns! Und zwar genauso schöne und prächtige Exemplare. Ok, es sind nicht nicht ganz so viele wie im Wolfstal. Nö, keine ganzen Teppiche. Aber das kann ja noch werden. Ach nein… hoffentlich lieber nicht!   😀

Im nächsten März bewundern wir jedenfalls die Märzenbecher lieber hier vor unserer Haustür, im Schaichtal.


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Schon längst einmal wollte ich durch das Glastal wandern. Es soll eines der schönsten romantischsten Bachtäler der Schwäbischen Alb sein… wurde mir immer wieder berichtet. Im letzten Jahr, im April feierte ich ganz in der Nähe, im Gasthof Friedrichshöhle meinen runden Geburtstag und hatte für den Nachmittag für mich und meine Gäste eine kleine Wanderung ins Glastal vorbereitet (Meine Wander-Feier auf der Alb). Leider hatten wir es damals nicht bis ins Glastal geschafft. Wir waren bis zum Schloss Ehrenfels gekommen und dort falsch abgebogen. Schade, denn unmittelbar hinter dem Schloss Ehrenfels beginnt das Glastal!

Heute wollten wir also einen 2. Versuch starten. An meinem Geburtstag im letzten Jahr waren wir aus südlicher Richtung zum Glastal gelaufen. Da der Gasthof Friedrichshöhle im Winter jedoch geschlossen ist, wollten wir heute von der anderen Seite ins Glastal wandern. Im Internet findet man zahlreiche Wander-Varianten zwischen Hayingen und Zwiefalten. Ich suchte über meine GPSIES-App und entschied mich für eine Rundtour von freedoline, die wir dann noch spontan über den Lämmerstein ausdehnten.

Da die Tour zu einem großen Teil durch eine Kernzone des UNESCO Biosphärengebiets Schwäbische Alb führt, hofften wir auf jede Menge Ruhe und friedliche Natur, in die immer weniger bzw. nachhaltiger eingegriffen wird.

Das war unsere Runde:

Hayingen – Digelfeld – Glastal – Schweiftal – Lämmerstein – Hayingen

Aus Richtung Ehestetten kommend, fanden wir gleich am Ortseingang von Hayingen den Wanderparkplatz auf der rechten Seite. Hier waren wir ganz allein. Nach einem kurzen 2. Frühstück – Stärkung muss sein! – starteten wir am frühen Samstagvormittag unsere Tour. Thomas war wie immer eine Weile länger damit beschäftigt, alle Gegenstände in seinem Rucksack in eine tragekomfortable Position zu sortieren und dabei das Päckchen Papiertaschentücher nicht zu vergessen, und während er noch etwas Zeit benötigte, sich entweder für die dünne oder die dicke Mütze zu entscheiden, lief ich schon einmal ein paar Meter vor. Es blies ein eisiger Wind, und mir wurde schnell kalt, trotz Strahlesonne. Ich hatte ja nur die eine Mütze dabei, wartete aber trotzdem geduldig… schließlich übernahm er genauso geduldig mit mir immer bereitwillig den Fahrdienst, da mir längere Fahrten gerade am Morgen sehr sehr schwer fallen. Dann kam er endlich nach – auf seinem Kopf die – dicke Mütze. Gute Entscheidung!

Wir liefen erst einmal eine ganze Weile das Sträßchen Richtung Pfronstetten hinunter. Hier konnten wir gut auf einem Pfad neben der Straße laufen, und nur in sehr großen Abständen rauschte ein Auto an uns vorbei.

Start der Tour

Es war herrlich – nein: OBERHERRLICH ruhig. Naja, bis auf die Flieger ab und zu, die wir den ganzen Tag immer wieder hören sollten. Erst später entdeckte ich auf der Karte das Hayinger Segelfluggelände. Diese „Sportart“ ist nun mal sehr beliebt auf der Alb. Ansonsten war es einfach wunderbar hier – Sonne, blauer Himmel, sanft hügeliges stilles Gelände mit Wiesen, Wacholderheiden und brach liegenden Äckern.

Landschaft bei Hayingen

Einmal mehr träumten wir davon in einer so wunderschönen friedlichen Wandergegend zu leben… Doch wie und wo kann man hier sein Einkommen erwerben? Während wir solch existentielle Fragen erörterten, ohne ein befriedigende Antwort darauf zu finden, tauchte neben uns das Digelfeld auf, eine der größten Wacholderheiden der Schwäbischen Alb und Naturschutzgebiet, 121 ha groß, habe ich gelesen. Hier wachsen einige seltene Pflanzen- und auch Orchideenarten – natürlich nicht jetzt, im Februar.

Blick auf das Digelgeld

Wer nicht bis Hayingen fahren möchte – hier gibt es einen „Wanderparkplatz Digelfeld“. Dieser lag natürlich ebenfalls noch völlig verlassen an der Straße.

Bald kamen wir am Hayinger Brückle an und einem nett gestalteten Rastplatz mit gleich 2 Grillstellen.

Hier bogen wir links ab ins Glastal und liefen zunächst auf einem breiteren Forstweg – im Sommer ein wohl eher schattiger Wanderweg. Doch da die Bäume noch komplett kahl und wir in südlicher Richtung unterwegs waren, konnten wir uns weiterhin gut von der Sonne wärmen lassen.

Weg Richtung Glastal

Zunehmend enger wurde das Tal, und wir bestaunten knorrige Bäume und bemooste Felsen.

Schroffe Felsen ragten auf der linken Seite empor, und immer wieder konnten wir Höhlen entdecken. Hier standen wir vor der Bärenhöhle.

Bärenhöhle

Wir fragten uns, ob hier auch einmal Menschen, oder nur Bären übernachtet hatten und wie es sich wohl in solch einer Höhle lebt. Na immerhin mietfrei! Da wir aber die Frage nach dem immer noch notwendigen weiteren Lebensunterhalt nach wie vor nicht klären konnten, liefen wir weiter.

Vor uns tauchte bald ein ganzes Felsmassiv auf – der Lämmerstein.

Vor uns der Lämmerfels

Vor dem Lämmerfelsen

Gut erkennbar (aber auf dem Foto sicher nur mit gutem Willen) das einzige Gipfelkreuz in dieser Gegend.

Von da oben soll man einen wunderbaren Blick ins Glastal und auf die Umgebung haben. Zu gern würde ich da hoch. Auf der Karte hatte ich einen kleinen Trampfelpfad nach oben erkannt, den wir bald erreichen mussten. Doch wenn wir den gehen wollen, müssten wir einen großen Teil des Galstals auslassen. Auf einer Kartentafel am Wegesrand entdeckte ich eine andere Variante: Am Ende des Glastals könnte man ins Schweiftal abbiegen. Von da aus kann man den Lämmerstein auch erreichen und zurück nach Hayingen, unserem Parkplatz gelangen. So änderten wir also unseren Wanderplan.  Smile

Wir folgten also weiter diesem Weg durchs Glastal. Hinter einem der Felsen entdeckten wir die Karstquelle des Hasenbachs, der das Glastal durchfließt. Allzu deutlich wurde uns nun eine der Deutungen für die Namensgebung des Glastals: Das glasklare Wasser des Hasenbachs. Eine andere Erklärung soll eine ehemalige Glashütte gegenüber des Lämmersteins sein. Wie auch immer, ein wunderbares Gurgeln und Plätschern untermalte ab nun die märchenhafte Kulisse in diesem verwunschenen Tal.

In regelmäßigen Abständen waren Schilder an einem der Bäume angebracht, die über Wissenwertes über das Glastal informierten und meist eine kleine Wanderkarte enthielten. Thomas war bereits viel weiter vorn aus meinem Blickfeld verschwunden, als ich gerade auf einem der Schilder etwas über Bannwälder – die Urwälder von morgen las. Hier, in den Kernzonen des Biosphärenreservats habe man 2009 die forstliche Bewirtschaftung eingestellt, damit sich der Wald „nahezu“ (nahezu??) ungestört entwickeln kann. In roter Schrift noch die Warnung:

In Kernzonen ist die Gefahr herabfallender Äste und umgestürzter Bäume besonders groß…

… als ich ein gewaltiges Krachen vernahm, wie ich es noch nie gehört hatte! Ich rief spontan nach Thomas. Ja, einem phantasievollen Menschen wie mir kommen bei solch einem mörderischen Getöne die unglaublichesten Bilder! Ich lief in seine Richtung, rief nochmals, während ich mir schon mögliche Rettungsversuche ausmalte. Keine Antwort. Mir klopfte das Herz – im Ernst! Da entdeckte ich ihn. Was war denn das, fragte ich erleichtert. Da ist ein Baum umgestürzt, meinte er, er habe es sogar gesehen, wie er fiel! Och Mensch, da habe ich ja was verpasst. Während ich mich noch mit der Theorie beschäftigte, erlebte Thomas schon die Praxis. Das ist typisch in unserer Beziehung!

Doch was vernahmen da unsere Ohren? Das Brummen eines Motors! He, da war kein Bannwaldbaum auf natürliche Weise umgestürzt! Da wird gefällt, erkannte Thomas. Das gibt es ja echt nicht! Ok, jetzt erst mal was essen und trinken.

Wir befanden uns hier an der Kreuzung ins Schweiftal. Hier legten wir eine kurze Trink- und Vesperpause ein. Und hier begegneten wir den einzigen Mitwanderern heute – 2 Pärchen, die sich angeregt miteinander unterhielten, sich aber trotzdem über ein „Hallo“ freuten. Dann waren sie auch schon verschwunden – in die Richtung, aus der wir kamen.

Folgt man nun immer dem Hasenbach, gelangt man weiter am Schloss Ehrenfels und den Wimsener Wasserfällen vorbei bis zur Wimsener Höhle (gegenüber besagtem Gasthof Friedrichshöhle), wo er in die Zwiefalter Aach mündet. So weit wollten wir heute aber nicht wandern. Wir brachen auf und folgten noch ein Stück dem Hasenbach Richtung Schloss Ehrenfels. Das Tal öffnete sich, und nun entdeckten wir hinter dem Felsen auch optisch, was die ganze Zeit schon unsere Ohren nervte und kurz darauf auch unsere Nasen beleidigen würde:

Schweres Fahrzeug

Wir liefen erst am Meister vorbei, der, mit einer Bierflasche in der Hand, wohl gerade seine Mittagspause genoss, dann an seinem Kampffahrzeug, das währenddessen den Wald gemütlich in Dieselgestank hüllte. Schnell weiter! In der Hoffnung, dass das, was ich da gesehen hatte, wenigstens alkoholfrei war!

Schließlich kamen wir zum Schloss Ehrenfels.

Schloss Ehrenfels

Hier hatte ja vor knapp 1 Jahr meine Geburtstagswanderung geendet. Wenn ich geahnt hätte, wie nahe wir schon am Glastal waren! Leider hatten wir damals alle keinen GPS-Empfang. Heute funktionierte er wunderbar.

Am Schloss Ehrenfels

Weg ins Schweiftal

 

Wir kehrten wieder um, liefen, am Meister und seinem Holzfällermonstrum vorbei, im Glastal ein Stück zurück bis zu unserer Vesperstelle und wollten hier ins Schweiftal hoch laufen. Da verfolgte uns plötzlich das Gedröhne und war schon direkt hinter uns! Wir sprangen an die Seite, um die beiden vorbei zu lassen. Es blieb uns ja keine Wahl. Es stank widerlich. Und das im Urwald von morgen!

Der Weg sah entsprechend aus, nachdem sich das schwere Fahrzeug da hoch gearbeit hatte:

Schweiftal

Das Wort Zerstörung kam uns in den Sinn. Und es wurde schlimmer, so dass wir froh waren, dass wir das Schweiftal bald verlassen und links weiter hoch Richtung Lämmerstein abzweigen konnten. An einer Bank stillten wir erst noch einmal unseren Durst und lüfteten die Jacken. Nach diesem Anstieg waren wir doch ins Schwitzen gekommen. Gelegenheit für Thomas, die dicke gegen die dünne Mütze zu tauschen. Auch mir wurde meine Mütze zu warm und ich tauschte sie gegen meinen Buff aus Merinowolle. Ich bin schließlich auch nicht schlecht ausgestattet!  😀

Und während wir so unsere Bekleidung den Umständen anpassten, beobachteten wir, wie unser Holz-Kumpel riesige Stämme an seinen Schlepper kettete und den Weg hinauf zog. Ohne Rücksicht auf Wege und Sträucher…

Es ging weiter bergauf. Thomas blieb zurück, um sich weiter zu entlüften, denn ihm war immer noch zu warm. Ich stieß schließlich ohne ihn auf einen Forstweg, der das Digelfeld mit dem Lämmerstein verbindet. Nach rechts ging es am  Digelfeld vorbei zurück nach Hayingen, wir wollten jedoch erst nach links zum Lämmerstein. Während ich auf Thomas wartete genoss ich den weiten Blick hinüber zum Digelfeld, an dem wir vorhin vorbei gewandert waren:

Blick zum Digelfeld

Puh, hier pfiff es aber wieder, und bedrohlich graue Wolken verdunkelten plötzlich den Himmel. Ob nun doch schon der Regen kam, der erst für den späteren Nachmittag voraus gesagt war?

Die 2 Pärchen, die wir vorhin im Glastal getroffen hatten, liefen an mir vorbei, auch Richtung Lämmerstein. Ah, wir haben uns doch vorhin schon gesehen, rief eine der Frauen. Wo seid ihr denn lang gelaufen? wollte einer der Männer wissen, und ich erklärte ihnen unsere Runde. Schon waren sie weg…

Dafür kam Thomas den Weg hoch geschnaubt, bemerkte die dicken Wolken und den kalten Wind und zog sich seinen Schal, den er soeben wegen übermäßiger Erhitzung abgestreift hatte, wieder aus seinem Rucksack und über den Kopf. Dann wanderten wir weiter – immer noch leicht bergan zum Lämmerstein. Als wir ankamen, waren die 2 Pärchen gerade dabei, aufzubrechen und nahmen den kleinen Weg hinunter ins Glastal, an dem wir heute Vormittag vorbei gelaufen waren. Wir genossen erst einmal die herrliche Sicht nach unten – und die Sonne, die nun doch wieder heraus kam und uns die Gesichter und die Herzen erwärmte.   🙂

Pffff, mir wurde echt schwindelig, als ich mich – ganz vorsichtig, über die Felsen beugte und hinunter ins Glastal schaute… Das Gipfelkreuz, das wir von unten gesehen hatten, war nun auch unter uns.

Blick vom Lämmerfelsen ins Glastal

Für uns gab es nun wieder Stoff zum Rätseln und Spekulieren: Wie bringt man solch ein Gipfelkreuz auf solch einen hohen spitzen Felsen? Ich suchte nach einem Weg von unserer Position hinüber zu diesem Felsen, konnte aber nun extrem schmale und felsige Grate erkennen. So stellten wir uns vor, wie ein kerniger Kletterer, mit dem Kreuz, einem schweren Bohrer und einem Eimer Beton auf dem Rücken den Felsen von unten erklomm und resümierten, das uns das eher nicht so reizen würde…   😀

Wir nahmen einen anderen Weg zurück, bis wir wieder auf den Forstweg Richtung Digelfeld/Hayingen stießen.

Weg zurück Richtung Hayingen

Es war inzwischen Nachmittag, Zeit für eine Tasse Kaffee. Ich versuchte, Thomas für ein leckeres Stück Kuchen im nahen Lagerhaus in Dapfen zu erwärmen, was mich keine großen Anstrengungen kostete. In diesem urigen Café mit seinen wunderbaren Seifen und Schokoladen aus eigener Herstellung sind wir immer wieder gern zu Gast. Erst unlängst hatten wir hier unsere Vorräte an Seife aufgefüllt. So duftet gerade himmlisch eine Wacholderseife aus dem Lagerhaus in meiner Dusche.

Vorerst hielt uns der Wacholder jedoch erst noch in Form seiner Büsche am Wegesrand auf. Diese waren voller blauer Beeren, und wir kamen einfach nicht daran vorbei, ohne uns eine Handvoll abzupflücken. Während mir Thomas erzählte, dass er deswegen schon einmal von Spaziergängern ermahnt worden war, weil diese Büsche teils unter Naturschutz stehen, wanderte die eine und andere Beere schon einmal in unseren Mund, was, wie wir später lasen, auf keinen Fall übertrieben werden sollte. Zu viel der rohen Beeren könnte unverträglich sein. Da kam auch schon eine Spaziergängerin, die uns schmunzelnd fragte, ob wir schon unsere Rucksäcke voll haben. Nein, auf keinen Fall…. viel könne man hier nicht pflücken, denn das pieke ja ganz schrecklich an den Fingern! Sie lachte – ja die sind schon lecker, aber einen Nachteil hat eben alles – und ging weiter…

Mit unserem kleinen Schächtelchen Beeren, die inzwischen hier trocknen, liefen wir zurück zu unserem Auto. Im Lagerhaus Dapfen gab es noch einen leckeren Kuchen – Nuss-Himbeere! – und große Freude über einen super schönen Wandertag, der auf alle Fälle im Frühjahr oder Sommer wiederholt werden muss, dann wenn es in voller Pracht blüht im auf dem Digelfeld und im Glastal.

Blüten im Hasenbach


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