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Für den letzten Tag habe ich mich für diese längere Wanderung entschieden:

Emmelshausen – Rheinhöhenweg – Gründelbachtal – St. Goar – Burg Rheinfels – Loreley – Rhein

Ich wollte von Emmelshausen über das Gründelbachtal nach St. Goar am Rhein, gegenüber der Loreley laufen. Dort wollte ich mit dem Schiff rheinabwärts nach Boppard fahren – den schönsten Teil des UNESCO-Welterbes „Mittelrheintal“ – und von dort mit der Hunsrückbahn, der steilsten Bahn nördlich der Alpen zurück nach Emmelshausen.

Ich spürte, dass ich mit jedem Tag kräftiger, wacher und fitter wurde und traute mir die angegebenen 16,67 km zu. Wettermäßig waren zwar über Mittag Regenschauer angesagt, aber ok, dafür war es nicht so warm. Ich schaute mir noch genau bei Google Maps die Straßen in den ersten Orten Emmelshausen, Dörth und Hungenroth an, damit ich mich nicht gleich zu Beginn verlaufe und Kräfte verliere, die ich immer noch nicht wirklich jederzeit einschätzen kann.

Ich startete gegen 10:30 Uhr mit bester Laune, Kondition und bei erfrischenden 11°C in Emmelshausen, wo ich mein Auto am Bahnhof abgestellt hatte. Das wird ein super Tag heute, das spürte ich ganz deutlich. Lief aus dem Ort und fand auch schon das erste Schild für den Wanderweg Nr. 9 Richtung Dörth und Hungenroth, den auch meine Wanderkarte auswies, was mich in gesteigerte Euphorie versetzte.

Doch damit war schnell Schluss. Irgendwann spürte ich, dass ich längst in Dörth hätte sein müssen. Ich fragte erst eine Joggerin, dann eine Frau, die ihren Hund Gassi führte, wo ich bin – ich befand mich noch bzw. wieder Emmelshausen, lediglich an einem anderen Ortsausgang! Wo ich hätte anders laufen müssen oder können, ist mir ein Rätsel geblieben.

Nach 1,5 Stunden und reichlich 2 km Umweg kam ich in Dörth an, wo die Beschilderung wieder erstklassig war und sogar schon die Richtung Gründelbach und St. Goar auswies, was ja meine Ziele waren.

Na prima, dann kann mir ja nichts mehr passieren, einfach diesen klasse Schildern nach. Die Karte nahm ich nur zur doppelten Sicherheit noch einmal aus der Tasche und genoss ansonsten die stille Landschaft.

Hinter Hungenroth begann der Wanderweg R, der mich nun bis zum Gründelbachtal begleiten sollte bzw. ich ihn. Er sollte ca. 5 km durch den Hunsrücker Wald führen. Der Beginn war auch noch gut ausgewiesen, ein penibles Schild mit exakten Pfeilen, Nummern und Ortsnamen. Schöner Wanderweg, links und rechts blühte es.

Ein Fuchs flitzte kurz vor mir über den Weg – ein richtig schöner ausgewachsener. Es tröpfelte immer mal, aber immer nur kurz. Ich war wieder frohgemut und immer noch gut bei Kräften.

Irgendwann gab es jedoch keine Schilder mehr, sondern nur noch auf Baumrinde gemalte „R“. Mmmm, es gab aber etliche Baumbemalungen, Buchstaben und Unleserliches. Wahrscheinlich eher ein Baum, der gefällt werden soll? Oder ist das noch mein „R“? An einer nächsten Kreuzung dann gar nichts! In welche Richtung muss ich gehen? Mist, kein Schild, kein Mensch, den ich fragen konnte, keine Sonne, an deren Richtung ich mich hätte orientieren können. Ich entscheid mich halt nach längerem Zögern für einen der beiden Möglichkeiten und lief und lief. Dann wieder das „R“. Gottseidank – noch richtig! Hier hätte es zwar kein „R“ gebraucht, weil das war ein gerader Weg ohne Alternativen, aber beruhigend….

Dann wieder so eine dumme Kreuzung. Wohin denn nun? Ach neee, das mag ich ja gar nicht. Ich bekam auch langsam Hunger, aber hatte jetzt echt keine Muse zum Pause machen und essen. Ich lief in die eine Richtung, kehrte um, blödes Gefühl. Lief in die andere. Ich musste mich entscheiden. Also lief ich weiter. Soll ich doch umkehren?

Dann wieder so ein halb abgewaschenes „R“. Naja, nun vertraue ich mal auf das Beste…
Und wieder – große Kreuzung, keine Markierung. Ich schaute auf meine Karte und musste es nun zugeben – ich habe völlig die Orientierung verloren. Ich weiß nicht, wo ich bin. Keine schöne Situation für einen Kopfmenschen wie mich. Noch am Tag vorher hatte sich ein anderer Wanderer über mich amüsiert, weil ich immer wissen muss, wo ich bin. Ja, bitteschön , das möchte ich gern! Ich bekam weiche Knie, aber richtig. 🙁

Schön ruhig bleiben. Handy einschalten, das hat doch eine GPS-Funktion. Haha, die zeigte mich viel weiter nördlich an. Bin ich den R-Weg vielleicht in die falsche Richtung gelaufen?

Jetzt erst mal hinsetzen. Ich betete in die Luft – oder vielleicht doch ausnahmsweise zum lieben Gott?, es möge doch bitte ein Wanderer vorbeikommen, den ich fragen kann. Es kam niemand. Ich war wirklich mutterseelenallein. Da auch keine Spaziergänger kamen, keine Gassigänger, NIEMAND!, musste ich mich ziemlich weit entfernt von einer Ortschaft befinden, kombinierte ich. Und bekam richtig Bammel. Stellte mir schon vor, wie es sein würde, allein im Wald zu übernachten. Man läuft ja manchmal im Kreis, ohne dass man es merkt. Ist mir sogar schon im Schönbuch passiert.

Ich hatte nun wieder 2 Wege zur Auswahl. An dem einen Weg entdeckte ich ein großes „R“ an einem Baum. Also lief ich erst mal diesen Weg. Aber – irgendwie gab er mir ein komisches Gefühl. Irgend etwas in mir sagte: STOPP. Also wieder hoch und den anderen Weg runter, wo es kein „R“ gab. Aber wieso ist hier kein „R“, aber auf dem anderen Weg, der mir nicht so gefällt? Der R-Weg muss der richtige sein, schaltete sich wieder mein Kopf ein. Wieder hoch zur Kreuzung. Jetzt setzt du dich erst mal auf die Bank. Ganz ruhig bleiben… Vielleicht kommt ja mal jemand vorbei , den ich fragen kann. Aber wer läuft schon zum Freitagnachmittag durch den Wald?

Unter einem Baum liegend entdeckte ich ein Pfeilschild aus Holz – Rundweg 34. Ah – auf meiner Karte sind doch diese Rundwanderwege eingezeichnet! … Ähm, aber ausgerechnet der 34 nicht, auch nicht in der Legende. 33 und 35 gab es, aber nicht 34.

So, nun muss ich mich entscheiden, es war inzwischen weit nach 15 Uhr, und die letzten Schiffe starten zwischen 17 und 18 Uhr in St. Goar. Eigentlich wollte ich spätestens 16 Uhr in St. Goar sein. Das kann ich vergessen. Naja es fahren dort auch Züge weg…

Aber welchen Weg laufe ich – den mit oder den ohne „R“? Mein Bauchgefühl sagte mir, der ohne R ist der richtige… Kann ich nicht erklären.
Ich lief also jetzt tatsächlich den Weg, der mir das bessere Bauchgefühl gab – den ohne „R“. Dann dachte ich – einfach weiterlaufen, irgendwo musst du ja rauskommen, irgendwann muss mal wieder ein Ort kommen, und dann kann ich zur Not ein Taxi nehmen. Ich kann dann zwar nicht mehr Schiff und Hunsrückbahn fahren, aber ich habe eine schöne Wanderung gemacht. So redete ich mir Mut ein… – als plötzlich ein „R“ vor meinen Augen aufblitzte!! Ich hätte nicht mehr damit gerechnet. Ob ich jedoch nicht doch in der falschen Richtung unterwegs war – laut Handy war ich es – war mir immer noch unklar. Ich lief und lief – immer bergab, das stimmte ja auch, ich muss ja zum Gründelbach runter, der zum Rhein führt.

Dann sah ich weiter unten eine Landstraße durch die Bäume schimmern. Gut, eine Straße führt immer zu Orten, die kann ich ja langlaufen. Lief den Schlängelweg hinunter bis zur Straße. Welche Landstraße ist denn das nun? Blick auf die Karte, Blick in die Wanderbeschreibung: Nach dem Weg durch die Wälder sollte ich die L206 kreuzen. Ich suchte eine Straßenmarkierung – juhuhh das war tatsächlich die L206. Ich war doch tatsächlich richtig angekommen!!! Nach 100 m an der Straße entlang fand ich tatsächlich den Einstieg ins Gründelbachtal. Ausgewiesen als Mühlental mit einem Mühlenrad-Zeichen und vielen Informationstafeln zu den einzelnen Mühlen. Jetzt brauche ich endlich meine Mittagspause! Ich hatte seit dem Frühstück nichts gegessen. Fand auch gleich zu Beginn ein unglaublich gemütliches Plätzchen mit Holztisch und -bänken direkt am Bach.

Hier wars schöööön. Vesper raus geholt, Beine hochgelegt auf den Tisch und Brote verschmaust. Es begann aber sogleich zu tröpfeln, die Tropfen wurden dicker, und dann regnete es sich richtig ein. Ich musste meinen schönen Platz verlassen und unter einem dichten Baum Schutz suchen. Das war auch gemütlich. Kostete mich aber wieder Zeit. Naja, ist nun auch egal, das Schiff schaffe ich eh nicht mehr.

Nach weit über 1 Stunde lief ich weiter, trotz Regen. Das störte mich nicht, ich hatte eine gute Jacke und Hose, nur leider waren meine Schuhe sofort von innen nass. Egal…

Weiter ging es den Weg „RV“ entlang an etlichen Mühlen, begleitet vom Plätschern des Baches. Das Zeichen „RV“ hatte anscheinend ein Künstler entworfen, der nicht wandert, es war nur mit viel Phantasie als „RV“ zu erkennen – 2 Pfeile ineinander mit einem Strich in der Mitte. So ungefähr:

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Es dauerte eine Weile, ehe ich es als „RV“ identifizierte. Aber verlaufen konnte ich mich jetzt ja nicht mehr – immer am Bach entlang, und es gab ja zusätzlich das Mühlenrad-Zeichen. Irgendwann kam ich im Ort Gründelbach an, direkt unterhalb der Burg Rheinfels.

Der RV-Weg führt dann auch zur Burg hoch, welche den Abschluss der Wanderung bilden sollte, aber das wollte ich mir nun ersparen in Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit und des Regens. Ich lief also jetzt immer an der Straße entlang bis zum Rhein und dann rechts nach St. Goar hinein. Es war nach 17:15 Uhr, als ich das Schiff nach Oberwesel rheinaufwärts kommen sah, mit dem ich 3 Tage zuvor gefahren war, und ich wusste, dass das letzte Schiff in die andere Richtung etwas später fuhr. Ich beeilte mich – bei strömenden Regen – zur Anlegestelle zu kommen – und erstand tatsächlich noch eine Karte fürs letzte Schiff in Richtung Koblenz! Sollte 17:50 Uhr starten. Riesen Freude. Hatte also noch Zeit, mich in ein gemütliches Cafe zu setzen, die nasse Jacke von mir zu werfen (die nassen Socken musste ich leider noch etwas aushalten), mir einen wohlverdienten Kaffee zu gönnen und meine abenteuerlichen Erlebnisse mit anderen Wanderern und Radlern auszutauschen.

Die Schifffahrt ging über 1 Stunde und war super entspannend und gemütlich, an Burgen (Katz, Maus und wie sie alle heißen) und Orten vorbei. In Boppard bin ich gleich zum Bahnhof, hatte aber wieder eine halbe Stunde Zeit bis zur Abfahrt. Die Hunsrückbahn fährt im Stundentakt, aber bis in die Nacht hinein. Hatte aber wieder nette Unterhaltung – eine Gruppe Radfahrer wollte auch die Richtung fahren und berichtete von ihrem Tag – auch mit mehrfachen Umwegen …

Die Fahrt mit der Hunsrückbahn war dann noch mal ein schönes Erlebnis mit herrlichen Aussichten auf den Rhein, Boppard und die Hunsrücker Wälder und Berge. Die Sonne kam wieder raus, und ich genoss es einfach nur, mich in diesen bequemen Sitzen durch diese wunderschöne Welt fahren zu lassen. Habe ich es gut!! Was war ich froh – und stolz, als ich in Emmelshausen in mein Auto stieg. Noch ein paar Stunden vorher hatte ich schon nicht mehr daran geglaubt, dass alles so klappen würde, wie ich es geplant hatte!

Fazite des Tages:
Fazit 1: Ich kann meinem Bauchgefühl vertrauen!
Fazit 2: Ich kann langsam wieder wandern wie früher!
Fazit 3: Ich brauche neue Wanderschuhe.

Länge: 16 km

Meine Karte: Hunsrück, Region Kastallaun und Emmelshausen

Die Tourenbeschreibung, Karte, GPS-Daten und weitere Fotos auf www.rhein-mosel-dreieck.de

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2 Kommentare

  1. Lieber Wanderfreund, zunächst stellen wir uns vor: Wir sind eine Gruppe von derzeit ca. 15 Männern zwischen 67 und 84 Jahren und wandern gemeinsam j e d e n Mittwoch seit 1998. Am kommenden Mittwoch findet unsere 743. Wanderung statt. Als wir noch jünger waren wanderten wir Strecken +/- 30 km pro Tag, jetzt haben wir doch schon auf +/- 15 km reduziert. Unser Wandergebiet ist ganz Rheinland-Pfalz plus Saarland plus „Rheinschiene“ von Wiesbaden bis Bonn beiderseits. Wir sind schon den Rhein eintlang gewandert als noch niemand an den Rheinsteig gedacht hat.
    Einer unserer Wanderfreunde ist zufällig auf Ihre Homepage gestossen. Wir sind am letzten Mittwoch, also am 19.9. von Emmelshausen gewandert. Im ZAP-Zentrum am Park erhielten wir eine recht gute Karte und wir entschieden uns, entlang der ehemaligen Bahntrasse nach Dörth zu laufen, entschieden uns dann aber am „Reitstall“ entlang zu gehen über einen kürzen Weg nach Dörth, allerdings ging es zunächst in ein Tal und dann aufwärts nach Dörth. Von dort nach Hungenroth ging es über die Autobahnbrücke und dann entlang der Autobahn zum Gemeindehaus in Hungenroth wo wir Mittag machten. Wir hatten erwartet, in Hungenroth eine Beschilderung ins Gründelbachtal zu finden.
    Aber nichts. Wir fragten mehrere Passanten, aber nur Kopfschütteln bis uns schließlich ein älterer Herr empfahl, entlang der L ? bis zur ersten Kurve zu gehen und dann „strack“, das heißt geradeaus in den Wald zu gehen.
    Dort ging aber ein Weg rechts- einer links. Da man uns gesagt hatte, vom Waldweg ginge ein Serpentinenpfad rechts runter ins Gründelbachtal sind wir mit zwei Mann diesen Weg gegangen – fanden aber den Pfad nicht. Wir waren insgesamt 12 und die restlichen 10 gingen den mit blauen Schildern gekennzeichneten R-Weg. Kollege Werner und ich gingen also den Weg rechts weiter der irgenwo im Nichts verschwand. Wir sind dann eine halbe Stunde durch den Wald geirrt bis wir zu einer Jagendhütte mit benachbarter Schweinesuhle fanden. Dort gab es auch einen Weg der uns schließlich wieder auf den ab und an beschilderten R-Weg führte. Den gingen wir talwärts bis wir nach einer guten Stunde wieder auf die L ? kamen und wir vermuteten, der Bach sei der Gründelbach – wir fanden aber keinen Wanderweg entlang des Gründelbaches und gingen folglich über die Asphaltstrasse gefühlte 4 km bis wir den Ortsteil Gründelbach erreichten. Wanderzeit von Emmelshausen bis zum Ort unter der Burg Rheinfels gut vier Stunden. Wir sind dann im Weingut Philipps an der Mühle gegenüber der Loreley-Klinik eingekehrt, fanden dort hervorragenden Wein und gutes Essen. Mit der Bahn ging es dann wieder über Koblenz zu unserem Zielort Bullay an der Mosel. Die Beschilderung in diesem Teil des Hunsrücks läßt viel zu wünschen übrig. Da sind die Wanderwege entlang der Mosel z.B. deutlich besser beschildert.
    Mit wanderfrohen Grüssen
    Gerhard Schommers
    von der Männer-Wandergruppe „wir haben immer Zeit“ aus mehreren Dörfern im Bereich Bullay-Zell.

  2. Schönbuche

    Lieber Gerhard,
    herzlichen Dank für deine Grüße und den Bericht über eurer Abenteuer auf dieser Strecke. Eine wirklich schöne Wanderung, doch ich erinnere mich noch gut an die weichen Knie, die ich so ganz allein und ohne Orientierung inmitten des Hunsrücker Waldes bekam. Damals war ich noch blutige Wanderanfängerung, ohne jede Erfahrung. Heute bin ich um einiges gelassener und wandere seit neuerdings auch mit GPS-Unterstützung. Da kann so eine Situation kaum noch passieren.
    Euer Bericht zeigt mir, dass die Beschilderung wirklich lückenhaft war und ich nichts übersehen hatte. Da sollte man wirklich etwas tun.
    Im Februar war ich weiter südlich im Hunsrück unterwegs, in der Gegend um Weißkirchen. Dort gibt es wunderbare und gut ausgeschilderte Traumpfade.
    Ich wünsche eurer Männer-Gruppe weiterhin fröhliche und spannende Wandertouren und grüße euch herzlich
    Katrin

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