03. Oktober 2011 · Kommentare deaktiviert für Weniger ist manchmal mehr · Kategorien: Österreich, Steiermark, Wandern
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Heute, am Sonntag, d. 25.09.2011 wurden wir uns nicht so richtig einig über unsere Wanderideen und -bedürfnisse, und ich spürte auch, ich will mal wieder für mich allein laufen. Eine Wanderung auf der Reiteralm, am berühmten Spiegelsee, dem schönsten Fotomotiv der Steiermark vorbei, stand auf meiner Wunschliste, der

Reiteralm Rundweg 66

Im Spiegelsee soll sich bei Windstille das Dachsteinmassiv spiegeln.

Verunsichert wurde ich durch meine und die Bedenken einiger MiturlauberInnen, ob die steile kurvige Mautstrecke hoch in die Berge nicht zu schwierig oder zu beängstigend sein könnte. Doch ich ließ mir noch einmal von Markus, einem der Wanderführer des Hotels Mut machen – es sei auch mit meinem Toyota gut zu schaffen.

Die Reiteralm befindet sich direkt gegenüber vom Hotel, auf der anderen Seite des Ennstals. Etwas aufgeregt fuhr ich los, und wie so oft waren alle Bedenken umsonst. Ich fuhr in Pichl-Preunegg Richtung Reiteralm und weiter Richtung Gasselhöh‘ Hütte, passierte die Mautstelle und kam nach einigen Schotter-Serpentinen an der Eiskar- und Reiteralmhütte und dem Reiteralmdorf vorbei ganz oben an der Gasselhöh‘ Hütte an.

Hier ist auch die Bergstation der Reiteralm-Gondelbahn, diese verkehrt momentan jedoch nur Freitags.

Ich stellte mein Auto ab, stieg in meine Wanderschuhe und schaute mich erst einmal um. Ich befand mich auf 1741 Metern Höhe. Ein herrliches Berg-Panorama bot sich mir bei strahlendem Sonnenschein, ein tief blauer Himmel hinter den weißen Felsen des Dachsteinmassivs. Traumhaft – die Fahrt hatte sich schon mal gelohnt.

Gleich neben der Hütte schon der erste See, der Reiteralmsee, dahinter die Bergstation der Gondelbahn.

Rings um den See luden Bänke zum Niederlassen ein, aber ich hatte ja noch eine Tour vor mir – mein erste leichte alpine (!!) Wanderung, wie ich später erfahren sollte!

(… Ok, als Student bin ich in der Hohen Tatra gewandert und noch vor ein paar Jahren habe ich 900 Höhenmeter in den Abruzzen geschafft.  🙂  )

Ich informierte mich auf einer großen Tafel am Parkplatz über die empfohlende Laufrichtung und stiefelte los, am See vorbei… Ui, da stand doch eine steile Wand vor mir, an der sich ein paar kleine bunte Punkte hinauf schlängelten. Da sollte ich hoch??

Ok, was soll es, das werde ich schon schaffen. Ganz langsam, ich habe alle Zeit der Welt. Und so kletterte ich los. Vor mir ein Pärchen mit einem kleinen Kind in der Rückentrage!

Immer mal schaute ich zurück, und der Anblick war traumhaft:

Auch in die andere Richtung, soweit die Bäume die Sicht frei gaben:

Ich kam glücklich oben auf dem Sattel an. Die Familie saß bereits auf ein paar größeren Steinen und hatte ihr Vesper ausgepackt. Ich sprach sie an, eine tschechische Familie, wie sich heraus stellte, und erzählte, wie wir früher unseren Felix so durch die Sächsische Schweiz getragen hatten.

Ich wartete, bis sich mein Atem wieder normalisiert hatte, trank reichlich Wasser und lief weiter. Natürlich weiter hinauf…

… zur Gasselhöh, dem Gipfel dieser Tour. Es war stellenweise eine wahre Klettertour über größere Steine und Felsen, und ich war froh über meine langen Beine. Und immer wieder eine herrliche Sicht auf die Bergwelt ringsum.

Und schließlich hatte ich es geschafft!! Ich sah das Gipfelkreuz der Gasselhöh‘ auf 2001 Metern Höhe!!

Traumhafte Sicht in alle Richtungen:

… auch nach unten zum Reiteralmsee, wo ich gestartet war:

… bis zu den Hohen Tauern, aber ich war erst mal ziemlich geschafft.

Ich ließ mich auf einer der Bänke nieder, packte mein Vesper aus, genoss die herrlichen Aussichten vor und hinter mir und das Beisammensein mit den anderen Wanderern. Alle waren gut drauf – was soll man sonst sein, wenn man von so weit oben auf eine so traumhafte Landschaft schaut.

Mit einer Frau neben mir kam ich ins Gespräch. Sie war vor Kurzem in der Eifel gewandert, und ich ließ mir ausführlich berichten, denn die Eifel hatte ich mir schon vor einiger Zeit als Wandergegend ausgesucht. Andere Familien berichteten von ihren Wandererlebnissen hier in der Gegend. Ein Mann gab zum Besten, wie seine Frau bei einem schwierigen Aufstieg das Drahtseil losgelassen hatte, weil ausgerechnet in diesem Moment ihr Handy klingelte – ein lang erwarteter Anruf von der Tochter. Typisch Mama – lässt die Seilsicherung los und geht ans Handy, wenn die Tochter anruft. Alles lachte, vor allem über den Kommentar eines anderen Mannes: „Sie ist doch gar nicht blond“, aber die Mama saß ja neben ihm mit ihren schönen dunklen Haaren – erschöpft, aber wohlbehalten.   🙂

Ich trug mich noch ins Gipfelbuch ein, packte meine Sachen zusammen und brach auf. Der Weg führt nun weiter zum nächsten Gipfel, dem Rippeteck. Kurz vor ihm  sollte der Rundweg links hinab ins Tal führen. Man kann zuvor den Rippeteck (2126 m) besteigen, aber ob ich das tun würde, wusste ich noch nicht. Der Weg dahin war auch schon mal ziemlich anspruchsvoll, fand ich –

… hoch und hinunter…

… und schließlich gab es schon die ersten Blicke auf die Oberseen unterhalb des Schober (2133 m), dem dritten Gipfel, den man auf dieser Tour ersteigen kann:

Schließlich sah ich den Rippeteck vor mir:

Als ich sah, wie steil es da noch einmal hoch geht, entschied ich mich, diesen Gipfel auszulassen. Auch in Anbetracht des Abstiegs, der sicher auch Kraft kosten würde.

Kurz vorm Rippeteck fand ich dann auch das Schild, das zum Rippeteck-Gipfel zeigte mit der Zeitangabe von 15 Minuten, was ich gar nicht glauben konnte, und in die andere Richtung zum Spiegelsee. Ich ließ mich noch einmal auf einem großen Stein nieder, neben einem Paar aus Österreich, das den Weg aus der anderen Richtung aufgestiegen war, den ich jetzt absteigen würde. Sie hatten vor, nun zum Rippeteck hoch zu klettern, und der Mann machte mir Mut: Das schaffen Sie auch! Doch als ich meine gesundheitlichen Beeinträchtigungen kurz andeutete und berichtete, dass ich erst im Februar mit 4-8 Kilometern angefangen hatte, stellte er bewundernd fest, was das für eine Steigerung war! Recht hatte er! Also versuchte auch ich, mich über den Verzicht dieser weiteren Gipfel nicht zu ärgern. Der Mann bot mir von seinen Bio-Zwetschgen an, die sehr lecker waren, und dann verabschiedeten sich die beiden mit den Worten: Vielleicht bis gleich auf dem Rippeteck. Aber ich sah nach unten und wusste, das war genug für mich.

Es ging nämlich nun wirklich sehr sehr steil über ein Geröllfeld nach unten. Ich schaute immer mal hoch zum Rippeteck und dessen Gipfelkreuz, das rasend schnell kleiner wurde.

Dann sah ich auch schon die Seen von oben, wunderschön eingebettet ins Kar.

Beim Anblick solcher Bilder sind doch alle Mühen schnell vergessen. Ziemlich schnell war ich dann auch am Obersee, wo es auch schon herrliche Spiegelungen gab:

Und weiter ging die Klettertour, und ich war einmal mehr froh über meine Wanderstöcke und das gute Profil meiner Schuhe.

Dann sah ich endlich den Spiegelsee vor mir. Und hörte wunderschöne Flötenmusik.

Am anderen Ende des Sees stand ein Mädchen und spielte Flöte. Einfach herrlich, dieser See, diese Berg-Kulisse, die sich im See spiegelte und dazu diese sanfte Musik, die weit zu hören war. Der keine schwarze Strich am anderen Ufer des Sees ist die Flötenspielern:

Eine große Schweizer Familie mit einigen lärmenden Kindern wollte ein Gruppenfoto machen, und ich bot mich als Fotograf an. Dann waren sie fort. Ich bleib eine Weile da und genoss den Anblick und die Stille. Wunderschön.

Am See vorbei ging es weiter stetig bergab, nun aber gemächlicher…

… Richtung Norden mit Blick zum Dachsteinmassiv. Rechts unten kam schon der Untersee zum Vorschein:

An diesem läuft man oberhalb vorbei.

Und auch an tierischen Kletterkünstlern, wunderschönen braunen Ziegen mit Glöckchen um den Hals:

Nach 4,5 Stunden kam ich schließlich wieder am Reiteralmsee an…

… und es zog mich magisch in die Gasselhöh‘-Hütte, wo ich mir einen Teller mit zwei Buchteln und ganz viel Vanillesoße, dazu ein Haferl Kaffee gönnte. Ich war echt happy, denn diese Wanderung war irgendwie ein neuer persönlicher Rekord für mich.

Dauer: ca. 3,5 Stunden

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