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Meine Freundin Sabine schloss sich vor einiger Zeit einer Single-Wandergruppe an: Alleine Wandern ist doof.
Seitdem ist sie regelmäßig sonntags mit dieser Gruppe unterwegs und glücklich darüber, sie gefunden zu haben.

Ich selbst habe schon oft darüber nachgedacht, mich einer Wandergruppe anzuschließen und hier und da bereits Kontakt aufgenommen. Alle 2 Wochen bekomme ich einen Newsletter einer Stuttgarter Wandergruppe mit attraktiven Touren. Ich bin bisher nie hingegangen. Zugegeben, probieren würde ich es schon einmal. Aber dazu fühle ich mich zum einen (noch nicht wieder) fit genug. Noch immer schwächle ich des Öfteren  auf meinen Touren aus gesundheitlichen Gründen. Es kommt vor, dass ich alle 10 Minuten Pause machen muss, ehe es dann irgendwann zügiger weiter geht. Ich würde zu sehr in Druck geraten, wenn Andere da auf mich Rücksicht nehmen müssten. Zum anderen hält sich mein Bedürfnis nach Gemeinschaft beim Wandern ohnehin zu sehr in Grenzen, als dass ich es doch einmal gewagt hätte. Wenn ich etwas sehr will, dann mache ich es in der Regel auch. Gruppenwandern will ich bisher nicht wirklich.

Einen Grund sprach mir die Kellnerin in dem Gasthof, in welchem ich gerade übernachtete, aus dem Herzen. Die auffallend attraktive und lebenslustige Frau in den 50-ern sprach mich an und fragte mich, ob ich denn immer allein unterwegs sei – eine Frage, die mir immer wieder gestellt wird.
Ja, bin ich, es macht mir Spaß – die Antwort, die ich dann immer gebe.
Sie auch, erwiderte sie. Sie habe inzwischen auch gar keine Lust mehr, in Gemeinschaft zu reisen und sich jemandem anzupassen. Dazu sei sie viel zu eigensinnig. Sie wolle sich ihre Zeit einteilen und ihr Tempo bestimmen, wie es gerade ihr Bedürfnis sei. Oft bleibe sie stehen, um ein Blümchen oder ein Vögelchen zu beobachten. Wenn dann jemand auf sie wartet oder gar drängt, könne sie das nicht genießen.

Exakt so geht es mir auch, antwortete ich, da sind wir uns ähnlich. Und ich dachte an meinen lieben Freund Hans, der sich immer mal über seine Christel „beschwert“, wenn sie alle paar Minuten stoppt, weil sie gerade wieder ein ihr bekanntes Kraut entdeckt hat oder ein Gezwitscher und Getriller, das grad eben aus den Bäumen schallt, ihrer neuesten Vogelstimmen-CD zuordnen möchte. Er dagegen möchte weiter, er möchte voran kommen, wie er dann ganz energisch betont. Ich bin trotzdem schon 2-mal mit Christel und Hans gewandert und werde es immer wieder gern tun, denn gegen 2 Frauen hat Hans ja keine Chance.  😉

Andere Wandertage in Gemeinschaft habe ich dagegen als sehr anstrengend in Erinnerung. Es gibt Menschen, die kommen beim Laufen so richtig ins Erinnern und Grübeln – jedoch ins laute. Ihr Redefluss ist nicht zu bremsen, da werden die Ereignisse der ganzen Woche, des letzten Jahres, ja des ganzen Lebens aufgearbeitet. Sowohl berufliche, als auch private. Das ist völlig in Ordnung und für die Betreffenden ganz bestimmt hilfreich. Für mich, die ich nicht nur aus Höflichkeit ein guter Zuhörer und Gesprächspartner sein möchte, ganz und gar nicht. Ich fühle mich nach so einer Tour nicht nur ausgelaugt, sondern stelle immer wieder fest, dass ich ansonsten keinerlei Erinnerungen vom Tag habe. Ich weiß nicht mehr so genau, wo ich gelaufen bin, erst recht nicht, wie es da aussah, wie es sich dort anfühlte, was dort zu hören war. Schade… Und kaputt bin ich außerdem. Mir entgeht jede Menge. Vor allem das, was man „Bei sich ankommen“ nennt – einer der wichtigsten Aspekte für mich beim Wandern. Von daher bevorzuge ich für Gespräche lieber ein gemütliches Café oder mein Wohnzimmer. Das Wandern hat für mich einen anderen Sinn.

Seit ich den Mut habe, mich einfach allein auf den Weg zu machen und dabei die immer wieder auftretenden Unsicherheiten bezüglich der Route aushalten kann, erlebe ich beim Wandern einen um ein Vielfaches erhöhten Gewinn an Genuss, Entspannung, Sinnlichkeit, Zufriedenheit, körperlicher Stärkung, Selbstvertrauen, Freiheit, Glücksempfinden und vielem mehr… was ja alles zusammen gehört.

Ich kann aus voller Überzeugung sagen: Alleine Wandern ist nicht doof, probiert es einmal!

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15 Kommentare

  1. Hallo Katrin,

    nun habe ich doch gleich mal geschaut, wer diesen schönen Kommentar bei mir hinterlassen hat.
    Ich habe mich schnell ein bissel umgesehen bei dir. Die Touren, die du beschreibst, erwecken in mir die Lust, sie auch mal zu gehen. Der Schluchtensteig reizt mich ebenso wie die Traufgänge.
    Ich möchte aber so gern auch in meiner alten Heimat wandern, auf dem Vogtlandpanoramaweg. Ja, da wohnte ich bis 1991. Und der Weg führt sozusagen an meiner früheren Haustür vorbei.
    Ich wandere auch gern alleine. Ich kann mal trödeln wenn ich will (oder muss) und es braucht keiner auf mich Rücksicht zu nehmen. Alleine, da kann man so wunderbar seinen Gedanken nachhängen. Das ist nirgendwo anders möglich als auf einer Wanderung allein.

    Ich werde ganz bestimmt öfter bei dir vorbei schauen. Vieles, was du schreibst, habe ich auch so erlebt.
    Meine schwere Erkrankung war vor nunmehr 15 Jahren.

    Viele liebe Grüße
    Frieder

  2. Hallo,
    hat mich dein Eintrag doch sehr amüsiert. Bin auch viel alleine auf meinen Wanderungen und Unternehmungen. Wie du muss auch ich immer wieder den Satz hören: Oh Gott alleine ist es doch nicht schön! Es kommt doch immer auf die Sichtweise einer Sache an! Habe viele Bekannte und enge Freunde um mich, aber es kann auch sehr beglückend sein sich mal von allem eine Auszeit zu nehmen und alleine auf Tour zu gehen. Es fördert unglaublich die Selbstständigkeit, die vielen Damen und Herren immer noch fehlt.
    Gehe weiter deinen Weg so wie ich meinen gehe auch wenn er manchmal sehr steinig und unbequem ist. 🙂

    …….. und alleine wandern ist wirklich nicht doof!!!!!

    Sonniger Gruß,
    Angie

  3. Schönbuche

    Hallo Angie,
    schön, dass du auch gern allein wanderst und dies als Bereicherung empfindest. Ich wandere nach wie vor viel allein, aber inzwischen auch gern in netter Begleitung – wenn es jemand ist der so tickt wie ich.
    Amüsieren würde ich mich nicht über andere, denn auch ich habe noch vor einiger Zeit gar nichts allein unternommen. Ich kann es also verstehen.
    Ich wünsche dir noch viele beglückende Touren!
    Herzliche Grüße
    Katrin

  4. Ich gehe auch gerne und oft alleine wandern. Das verstehen viele nicht. Darum hat mich Deine Seite so gefreut. Ich kann sie nur fast nicht lesen, weil der HIntergrund so intensiv ist. Gibt es da einen Trick?
    Ja, ich mag auch die Ruhe. Die Natur wirkt viel mehr, wenn man sie nicht „zerredet“. Aber ich habe mich auch schon oft verlaufen oder getraue mich gewisse Strecken dann halt doch nicht alleine auszuprobieren.
    In der Gruppe stört mich meist das schnelle Tempo. Mehr als das Reden.
    Trotzdem fliege ich jetzt am Freitag mit einer Wandergruppe nach Lanzarote. Bin gespannt.
    Gruss
    Blanca

  5. Schönbuche

    Liebe Blanca,
    tut mir leid, dass du meine Seiten nicht gut lesen kannst. Welchen Browser benutzt du denn? Sie werden im Firefox und Internet Explorer gut angezeigt.
    Schön dass du auch so gern wanderst, auch allein. Mir geht es in den Gruppen wie dir, es ist mir zu schnell und zu anstrengend.
    Nun habe ich mich gerade auf deiner Homepage umgesehen – Kompliment, was du alles machst. Traumhafte Wanderfotos. 🙂
    Deine Bücher klingen interessant. Ich war auch schon einmal in Afrika zum Trommeln.
    Wo kann man denn dein neues Buch „Wandern ist doof“ bestellen?
    Ich wünsche dir viel Spaß auf Lanzarote und schöne Touren
    Herzliche Grüße
    von Katrin

  6. Wunderbar. Mit Firefox kann ich es super lesen. Da ist der Text weiss hinterlegt. Bei meinem Browser ist der Hintergrund (Wald) ganz wild unter dem Text und ich kann nur mit grosser Anstrengung lesen. Werde mich jetzt in Ruhe und mit mehr Lust bei Dir umsehen.

    Das Buch „Wandern ist doof“ erscheint erst am 20. Mai. Dann wird man es sozusagen überall bekommen.

    Gruss
    Blanca

  7. ich habe mir vor ungefähr zehn minuten vorgenommen in der nächsten woche ebenfalls mal wandern zu gehen – das erste mal. ich wohne im zentrum einer großstadt und müsste dringend den kopf frei bekommen. auf begleitung kann ich nicht nur verzichten, ich möchte es auch. kennst du in nrw zufällig schöne wege, die nicht all zu besucher-lastig sind? müssen nicht völlig verlassen sein aber es soll halt einfach kein center parcs-feeling aufkommen – alle hundert meter ein rentner reicht mir vollkommen 🙂

    eine antwort würde mich sehr freuen. liebe grüße!

    • Schönbuche

      Hallo zurück,
      und herzlichen Glückwunsch zu deinem Entschluss! Den solltest du unbedingt in die Tat umsetzen.
      In NRW fällt mir spontan die Eifel ein und der Eifelsteig mit seinen Partnerwegen. Google mal danach, da wirst du sicher fündig.
      Ein paar Touren habe ich bei mir auch:
      http://wandern-tut-gut.de/category/eifel/naturpark-hohes-venn-eifel/
      Aber das Internet ist voller Tourenvorschläge.
      Hier findest du sicher auch etwas:
      http://www.wanderwege-nrw.de/
      Viel Spaß bei der Suche und vor allem beim Wandern – und gib Acht auf die Rentner, die sind nämlich teilweise ganz schön flott unterwegs! 😀
      Viele Grüße
      von Katrin

  8. ein weiteres hallo,

    danke für hinweise! die eifel hatte ich schon in erwägung gezogen; von dem eifelsteig konkret hatte ich allerdings noch nichts gehört. werde mich da noch mal schlau machen und mir die richtige route raussuchen – und okay, ich werde mich in acht nehmen 😀

    Ganz liebe Grüße!

  9. Jetzt habe ich doch falsche Daten verbreitet. Mein Buch WANDERN IST DOOF ist bereits erschienen und kann fast überall gekauft werden 🙂
    Dir würde ich auch eines schenken, wenn Du mir Deine Adresse über das Kontaktformular schickst.
    Gruss
    Blanca

    • Schönbuche

      Hallo Blanka,
      das Angebot nehme ich sehr gern an, vielen Dank. Ich habe dir meine Kontaktdaten geschickt und freu mich auf dein Buch. Bin gespannt. 🙂
      Herzliche Grüße
      Katrin

  10. Hallo Katrin,
    bin gestern, auf der Suche nach einer geeigneten Wanderung auf den Florian / Jusi, auf Deine Seite gestoßen. (Eigentlich wollte ich auf einen der drei Kaiserberge.)
    Heute geht mein Sohn (wenn auch nicht ganz freiwillig) mit. Ab nächstem Jahr möchte/muss ich meine Touren alleine gehen. Davor habe ich noch etwas Respekt, da ich Probleme mit der Orientierung habe.
    Für eine kurze Zeit konnte ich mit jemandem mitgehen. Kam aber mit dem Alleine sein danach, nach den herrlichen Wanderungen, nicht zurecht. Würde gerne die Zeit zurückdrehen, geht aber nicht.
    Aber so wie es aussieht, sind einige alleine unterwegs – und das macht mir Mut. Es gibt ja wirklich ganz tolle Wanderungen in unserer Gegend / im SWR Land.

    Viele Grüße und viele schöne Wanderungen im Jahr 2014. Schaue bestimmt noch öfter bei Dir vorbei.
    Inge

    • Schönbuche

      Hallo liebe Inge,
      ich freu mich, dass du mir geschrieben hast. Ich bin ja im Moment nur selten mal allein unterwegs, denke aber immer noch gern an meine Streifzüge allein. Ich hatte auch immer große Probleme mit der Orientierung, kann dir aber sagen, dass sich das mit der Zeit gibt. Ich weiß noch, wie ich im Hunsrück mal total die Orientierung verloren hatte und fast in Paik verfallen wäre. 😀
      Inzwischen gibt es ja viel mehr gut ausgeschilderte Wandertouren überall, da kann man sich kaum noch verlaufen. Vielleicht hast du auch die Möglichkeit, GPS zu nutzen? Da kannst du dir vorher einen Track runterladen und den ablaufen. Da kann dann wrklich nichts mehr passieren. Ansonsten würde ich am Anfang erst einmal nur gut besuchte Wege wandern. Man kommt dann immer so nett ins Gespräch mit anderen Wanderern, wenn man nach dem Weg fragt. Ich mache das auch gern, selbst wenn ich den Weg kenne. 😀
      Vielleicht magst du ja auch das Wandern in der Gruppe. Dann lohnt es sich, mal beim Schwäbischen Albverein vorbei zu schaun.
      Ich wünsche dir ein tolles Wanderjahr und freu mich, mal wieder von dir zu hören!!
      Herzliche Grüße
      von Katrin

  11. Hallo Schönbuche,
    Ich freue mich von jemandem zu lesen, der es genau wie mir nichts ausmacht gerne alleine zu wandern. Ich wandere zwar auch gerne in Begleitung, aber wie Du schon kommentiert hast, ist es auch dabei schön die Stille genießen zu können.
    Letztes Wochenende bin ich auf meiner Tour Tübingen-Stuttgart zum ersten Mal auch durch einen Teil des Schönbuchs gegangen. Es ist wirklich ein netter Fleck Erde und doch so nah an Stuttgart. Hast du ein paar persönliche Empfehlungen, was man sich bei einer Tagestour (30-50km) dort ansehen könnte? (Naturdenkmäler, schönste Aussichten oder einfach nur besonders schöne Waldwege, etc.)
    Ich habe dieses Jahr erst begonnen die Gegend um Stuttgart zu Fuß so richtig zu erkunden, insofern hätte ich auch ein offenes Ohr, was empfehlenswerte Tagesruten um Stuttgart herum angeht.
    Viele Grüße
    Valentin

    • Schönbuche

      Hallo Valentin,

      vielen Dank für deine netten Zeilen. 🙂 Schön, dass du den Schönbuch entdeckt hast!
      Wenn ich dir etwas empfehlen soll, fällt mir spontan der Uhlberg mit seinem Aussichtsturm ein. Von Aichtal-Neuenhaus führt ein Weg hoch, der s.g. Fratzenweg, ist schön gemacht. Oben hast du eine wunderbare Aussicht.
      Hier wäre eine kleine Runde, die du natürlich verlänfern kannst, wie du möchtest:


      http://wandern-tut-gut.de/liebesrulps-von-meinem-hundebloggerfreund/

      Sehr schön finde ich es auch überall am Schönbuchtrauf zwischen Herrenberg und Tübingen (beides auch sehenswerte Städte). Am Schloss Hohenentringen kann man eine Wanderung starten und dann einen wunderbaren Sonnenuntergang genießen.:

      http://wandern-tut-gut.de/von-fremden-aepfeln-und-100-kindern-im-schoenbuch-beim-schloss-hohenentringen/

      Du findest sicher noch viele schöne Runden, auch mit dem Rad. Das Siebenmühlental ist sehr schön mit seinen Mühlen, vor allem der Eselsmühle. Oder das Schaichtal zwischen Aichtal-Neuenhaus und Dettenhausen mit seinen Seen. Es gibt gute Karten, mit deren Hilfe du dir eine Tour zusammenstellen kannst, Bücher (Dieter Buck) und auch eine Schönbuch-Homepage.

      Ich wünsche dir viel Spaß beim Erkunden
      viele Grüße zurück
      von Katrin

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