19. September 2011 · Kommentare deaktiviert für Winterwandern im Spätsommer · Kategorien: Österreich, Steiermark, Wandern
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Heute sollte der angekündigte Wintereinbruch kommen, und tatsächlich, ein Blick morgens aus dem Fenster meines Zimmers im Hotel Steirerhof bestätigte die Vorhersage.

Ich hatte vor meiner Abreise über wetter.com erfahren, dass es am Montag, also heute, nur 4°C und Schnee geben soll und vorsorglich Mütze und lange Funktions-Unterhosen eingepackt. Die konnte ich nun gut gebrauchen, es war kalt und schneite kräftig, aber eher als Schneeregen. Eigentlich hatte ich geplant, heute die Kulmbergrunde laufen, eine der 3 Wandervorschläge, die ich von Wikinger-Reisen erhalten hatte, aber gleich 2 Miturlauber rieten mir, ich solle das sein lassen, der Weg durch die Wolfsschlucht, welcher auf dem Weg zum Kulmberg zu passieren war, sei sicher ziemlich matschig. Und so lief ich erst einmal warm eingepackt, aber immer noch ziemlich unentschlossen, aus dem Hotel…

dessen Anblick und Umgebung nun eher Weihnachtsstimmung verbreitete:

Weder vom Dachstein, noch von den Bergen der Schladminger Tauern war auch nur ein zarter Ansatz zu sehen. Doch irgendwie war es herrlich, die Luft war so schön kühl und klar, und so bekam ich doch Lust, die Kulmbergrunde zu laufen:

Steirerhof – Wolfsschlucht – Kulmbergrundweg – Wolfsschlucht – Steirerhof

Ich habe es überhaupt nicht bereut, es wurde eine super schöne Wanderung.

Der Weg ist vom Steirerhof aus lückenlos ausgeschildert als „Kulmbergrundweg“ mit der Nr. 2. Um auf ihn zu gelangen, musste ich zunächst Richtung  Wolfsschlucht und durch diese hindurch. Ich lief also erst einmal über verschneite Wiesen:

… und nicht weniger verschneite Waldwege:

… die durch die unter der Schneelast bis zum Boden gebogenen Äste der Laubbäume teilweise zur Klettertour geraten waren. Bis ich die verschneite Brücke über den Grießbach, den Eingang zur Wolfsschlucht erreichte:

Nun gehts immer bergan durch die Wolfsschlucht hindurch, die aber überhaupt nicht matschig war, wie mir vorausgesagt worden war.

Hinter der Wolfsschlucht musste ich dann an ein paar Häusern vorbei einen Wiesenpfad hoch.

Es schneite weiterhin ununterbrochen, und ich hätte mich nicht gewundert, wenn ich weihnachtliche Dekoration oder Lichter an den Häusern entdeckt hätte.

Nun noch ein Stück durch einen Winter-Märchenwald durch:

… und ich erreichte den Einstieg zur Kulmbergrunde:

Ich begann den Weg nach rechts, Richtung Osten, auf der Südseite. Hier soll man immer wieder einen schönen Blick auf die Tauern haben, aber heute blickte man natürlich nur in eine Wand aus Nebel und Schnee.

Auf dieser Bank könnte ich mich sooo gemütlich niederlassen und die herrliche Aussicht genießen:  🙂

Ich stapfte also weiter durch den Schnee, genoss die herrlich frische Luft, war dank meiner kuscheligen Wintermütze guter Dinge…

… und überwand erfolgreich jedes Hindernis.

Kurz vor Kulm führte der Weg durch eine kleinere Siedlung mit super schicken modernen Villen, aber auch ganz traditionellen Häusern hindurch. Ein Kleintransporter quälte sich, wahrscheinlich noch gar nicht mit Winterreifen ausgerüstet, eine Einfahrt hoch, schaffte es jedoch nicht, nahm immer wieder Anlauf, drehte sich etwas und rutschte seitwärts wieder hinunter. Mir stockte der Atem, aber der junge Fahrer grinste mich gelassen an und packte es schließlich.

Ich stieß auf die Straße nach Kulm, dem östlichen Ortsteil von Ramsau. Und einem verlockenden „Kaminstüberl“.

Kamin klingt gut. Das war doch was für mich. Ich trat ein und stand in einer kleinen Stube – mit brennendem Holzofen! Herrlich.

Ich nahm meine pitschenasse Mütze ab, setzte meinen pitschenassen Rucksack ab, zog meine pitschenasse Jacke aus und ließ mich an einem der zwei Tische, gegenüber eines älteren Herrn, der gerade Postkarten schrieb, nieder. Ich grüßte den sympathischen Mann, bestellte Kaffee und Käsebrot, und schon waren wir in ein nettes Gespräch vertieft. Er kam, was ich sofort an seinem Dialekt identifizierte, aus Berlin, wo ich auch fast 10 Jahre meines Lebens verbracht hatte, war, wie ich, in der IT-Branche tätig, nun aber pensioniert, arbeitet aber immer noch einmal in der Woche für die Verwaltung und Pflege einer mathematischen Datenbank. Er hatte sich in ein Hotel in Ramsau eingemietet; seine 92-jährige Mutter, die ihren Urlaub gleich im Anschluss an seinen antreten wollte (!!), hatte ihm diese Gegend empfohlen. Wir hatten uns jedenfalls viel zu erzählen, und ich wollte gar nicht wieder gehen, so gemütlich war es. Ok, eine zweite Tasse Kaffee muss dann jetzt sein. Und wir schwatzten weiter und freuten uns über den netten Nachmittag.

Er empfahl mir nun auch, nicht wie geplant den Kulmberg-Höhenweg zu laufen, das sei bei dem Wetter nix. Ich solle lieber den Philosophenweg nehmen, der stößt dann nach dem Höhenweg wieder auf den Kulmbergrundweg. Er selbst würde bald mit dem Bus zurück zum Hotel fahren.

Nun musste ich aber wirklich langsam weiter. Ich kramte meine nassen Klamotten zusammen, die ich zum Trocknen überall verteilt hatte, was natürlich noch nicht zu spüren war. Also tapfer das nasse Tuch um den Hals und in die nasse Jacke hinein. Während wir immer noch miteinander schwatzten und ich wegen der nassen kalten Sachen kichern musste. Ich zahlte, verabschiedete mich und zog weiter. Wie oft auf meinen Wanderungen war auch dieses Mal die Wanderbegegnung mit das Schönste.

Gegenüber des Kaminstüberl steht eine Milchsammelstelle. Links davon führt ein schmaler Pfad hinauf bis nach Kulm. Er führt zunächst etwas oberhalb an Kulm vorbei, man sieht die alte kleine Kirche…

… streift kurz Kulm…

… und gelangt dann über eine Holzbrücke in den Philosophenweg. Dieser war schnell durchwandert. Das Wetter wurde nun doch ungemütlich, es schneite immer mehr, jedoch eher als Schneeregen, und ich spürte, dass sich bereits meine Funktions-Unterhose mit Wasser vollgesaugt hatte. Schenkel und Knie waren nass. Mir war jedoch immer noch nicht kalt. Dank meiner schönen neuen Wanderschuhe hatte ich warme Füße.

Gleich hinter dem Philosophenweg kam ich an der Sprungschanzen-Anlage von Ramsau vorbei. Ich konnte nun wegen des heftigen Schneetreibens nicht fotografieren und suchte die richtige Fortsetzung meines Weges, als ich einen älteren Herrn mit Mütze und Schirm daher kommen sah – es war der sympathische Mathematiker aus dem Kaminstüberl. Wir begrüßten uns nochmals – um uns sogleich wieder voneinander zu verabschieden, denn ich hatte bei dem ungemütlichen Wetter keine Ruhe mehr zum Bleiben und Reden.

Ich stapfte also weiter den Kulmberg hoch, nun auf der Nordseite. Das Wetter beruhigte sich, es wurde wieder heller. Den frischen Spuren im Schnee nach zu urteilen war ich nicht allein unterwegs, aber nur selten kam jemand an mir vorbei.

Inzwischen hatten sich bestimmt 15 cm Schnee angesammelt.

Es lief sich durch den losen Schnee etwas schwieriger, aber gerade an stark abschüssigen Pfaden auch sicherer, weil weniger rutschig.

Schließlich gelang ich wieder an die Kreuzung, bei der ich in die Kulmbergrunde eingestiegen war und lief die Wolfsschlucht hinab, in der sich nun doch einige leicht matschige Stellen gebildet hatten – aber es war ja nur Schneematsch. Auf dem selben Weg, den ich heute Morgen zur Kulmbergrunde gekommen war, wanderte ich zum Hotel zurück. Nass bis auf die Knochen, aber zufrieden und glücklich über eine schöne Wanderung und in Vorfreude auf mein warmes gemütliches Hotelzimmer.

Länge: ca. 10 km (ohne den Weg zwischen Hotel und Kulmbergrunde, mit diesem ca. 13 km)

Meine Karte: Kompass Nr. 031, Der Dachstein, Ramsau, Filzmoos (braucht man aber nicht, der Weg ist bestens ausgeschildert)

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