Schon seit einiger Zeit trug ich den Wunsch in mir, einmal wieder ins Vogtland zu reisen, das Land zwischen Erzgebirge und Thüringer Wald. Vor nun genau 20 Jahren haben wir hier einmal Urlaub gemacht, und ich hatte das sanft hügelige Gebirgsland in idyllischer Erinnerung. Damals war es ein Urlaub auf einem Bauernhof bei Adorf mit unseren noch kleinen Kindern (3 und 5 Jahre alt), und an Wandern war nicht zu denken.
Vor kurzem lief Frieder ein paar Tage auf dem Vogtland-Panoramaweg ®, einem zertifizierten Qualitätsweg Wanderbares Deutschland, und so bekam ich Lust, meinen Wunsch in die Tat umzusetzen und buchte eine kleine Ferienwohnung in Bad Elster.
Das Vogtland ist eine recht unbekannte Region. Früher war das heutige Sächsische Vogtland die südlichste Gegend der DDR, eingezwängt zwischen der ehemaligen Tschechoslowakei und Bayern. Also links eine Grenze und rechts eine Grenze. Eine davon unüberwindbar. Eine vergessene Gegend. Heute eine immer (noch) unentdeckte, zu Unrecht, wie ich finde. Für mich ist das Vogtland eine wahre Perle zum Wandern und Erholen. Ausgedehnte Wälder mit Weihern und Bächlein, mit bemerkenswert hohen und kräftigen Bäumen, die einen wirklich gesunden Eindruck machen, saftige blühende Wiesen…
… mehrere Stauseen in einer sanft hügeligen Landschaft laden zum ausgedehnten Wandern ein.
Über 70 Orte im Vogtland tragen das Wort „grün“ in ihrem Namen wie Arnsgrün, Kottengrün, Arnoldsgrün, Hundsgrün, Gansgrün… Das sagt doch Alles! Idyllische Ortschaften, verbunden durch äußerst schmale Straßen, welche durch hohe Bäume sehr knapp eingesäumt sind. Man kann also kaum ausweichen und nur hoffen, auf recht wenig Gegenverkehr zu treffen! Ich hatte am Anfang schon ein wenig Bammel, etwas schneller zu fahren, aber hier gibt es so wenig Verkehr, und niemals hat jemand von hinten gedrängelt, wie das andernorts durchaus üblich ist.
Die größeren Ortschaften machten dagegen einen eher trostlosen und bedrückenden Eindruck auf mich. Ich habe Plauen, Adorf und Oelsnitz besucht. Ich kann es nicht wirklich definieren, was es ist, aber über den teilweise hübsch restaurierten Orten schwebte etwas Niederdrückendes. Schmuck erneuerte Fassaden neben grauen verfallenden (ein gewohntes Bild in den Städten der neuen Bundesländer), schreiende Markennamen über den Läden, die die schönen historischen Stadtbilder verschandeln, daneben Billigläden, vor denen die kitschig bunten Kittelschürzen aus Dederon aushängen, die zu DDR-Zeiten jede Hausfrau trug. Und heute auf den Dörfern die Frauen tatsächlich immer noch, wie ich unterwegs entdeckte! 🙂
Doch ich habe hier vom ersten Tag an nur wirklich sehr freundliche Menschen kennen gelernt. Aber nicht nur einfach freundliche, sondern wirklich offene und warmherzige. Egal ob im Wald oder in den Ortschaften, die Menschen freuen sich über ein Grüßen und ein Gespräch, und das habe ich reichlich genutzt.
Die Wanderwege sind hervorragend ausgewiesen – ob an den Bäumen frisch gemalte Zeichen oder die Schilder aus Holz. Und das sogar grenzübergreifend ins böhmische Vogtland (Tschechien) hinein. Alles stimmte perfekt mit der Karte überein, und es kann eigentlich nichts passieren, wenn man aufpasst und mit der Karte vergleicht (was mir natürlich nicht immer gelungen ist).
Inzwischen gibt es auch mehrere Fernwanderwege im Vogtland. Der bekannteste ist sicher der Vogtland Panorama Weg ®.
Ich habe ihn auf meinen Rundtouren immer wieder gestreift, und immer fand ich die Strecken total schön und abwechslungsreich. Viel dichter Wald, dann wieder offene Wiesen und Felder, Aussichten übers Land, Aussichtstürme, Schlösser und Museumsdörfer – man kann vieles erleben. Und es ist einsam. Ich habe meist den ganzen Tag nicht einen Menschen getroffen. Das Vogtland ist eben eine wirklich noch eher unbekannte Gegend. Das sollte sich ändern!
Ich habe in dieser Woche mehrere schöne Wandertouren unternommen. Ich hätte gern noch mehr gemacht, aber die Woche war einmal wieder zu schnell vorbei.
Dies waren die Quellen für meine Wanderideen:
Wandern, Sehen und Erleben im Vogtland – ein klasse Wanderführer der Sparkasse Vogtland in Zusammenarbeit mit zahlreichen Vogtländer Wandervereinen (den mir Ilona zugeschickt hat – Dankeschön!!)
Vogtland Panorama Weg ® – Wanderkartenset mit Streckenbeschreibung (den hat mir Frieder vorher zugeschickt, auch liebes Dankeschön!)
Wander-, Ski- und Radwanderkarte Schöne Heimat, Vogtländische Musik- und Bäderregion mit Ortsplan Bad Elster und Ringweg, Dr. Barthel Verlag
GPS-Tracks:
Hier geht es zu meinem Vogtland-Fotoalbum. Die ausführlichen Berichte folgen in den nächsten Tagen.
Hallo liebe Schönbuche,
ich freue mich sehr, dass es dir im Vogtland gut gefallen hat.
Früher sagte man mit einem Augenzwinkern, die Vogtländer seien ein „kleines zänkisches Bergvolk“. Du hast aber eine ganz andere Seite dieses Menschenschlags kennen gelernt.
Es stimmt, in vielen Städten ist die Zeit stehen geblieben. Wenn ich in meine alte Heimat komme, bemerke ich auch, dass Häuser unbewohnt sind und verfallen, dass aus Betrieben Ruinen wurden. Das tut weh!
Ich werde deine Bilder sicherlich öfters anschauen, schlägt doch gleich mein Herz etwas schneller, wenn ich die Fotos aus der Heimat betrachte.
Ich freu mich schon jetzt auf deine ausführlichen Berichte.
Vielen herzlichen Dank.
Ganz liebe Grüße
Frieder
Hallo du Wandervögelchen 🙂
mir scheint dein Urlaub war ein voller Erfolg?
Bei deiner Beschreibung bekomme ich ganz viel Sehnsucht nach Wald und Wiese und das Bedürfnis das Vogtland zu wandern.
Und was die Menschen dort betrifft; ich denke eine offener, herzlicher Mensch trifft auch auf Gleichgesinnte.
Ganz liebe Grüße aus dem Rheinland
Elke
Das hast du aber schön gesagt, Elke, vielen Dank. 🙂
Ja, der urlaub war wirklich gelungen. Aber ich glaube, es ist überall schön, jede Wandergegend hat ihre Reize. Im Vogtland war es vor allem diese Stille und Einsamkeit. Viele Wanderwege waren mit Gras zugewachsen, sicher weil dort selten jemand entlang wandert. Aber vielleicht ist im Sommer mehr Betrieb?
Lieber Frieder, ich habe auf meinen Touren wirklich ganz oft an dich gedacht, du wars quasi immer mit dabei! 🙂
Ganz liebe Grüße zurück!!