Vor 4 Tagen bin ich aus der Eifel zurück gekehrt – nach knapp 3 Wochen Wanderurlaub. Noch immer erzähle ich jeden Tag jemandem von meinen Erlebnissen, und heute nun hatte mich Roland „ermahnt“, es sei ja noch gar nichts in meinem Wanderblog zu lesen. Um mir meine Fans und alle Leser nicht zu vergraulen, hier nun der Start meiner Eifel-Wanderberichte. 🙂
Die Eifel bzw. deren vom Deutschen Wanderinstitut besiegelter Premiumwanderweg Eifelsteig standen schon im letzten Jahr auf meiner Wander-Wunschliste. Nach langer Überlegung hatte ich mich dagegen entschieden, den Eifelsteig Etappe für Etappe abzulaufen, um statt dessen an 2 Orten Station zu machen. In der ersten Woche wollte ich im Naturpark Hohes Venn – Eifel das belgische Hohe Venn sehen und den Nationalpark Eifel mit seinen Stauseen erkunden. Dazu hatte ich mir die ersten 2-3 Etappen des Eifelsteigs vorgenommen. Meine altbewährte Wanderfreundin Uschi, die in der Nähe von Aachen wohnt, hatte große Lust, mit mir zu wandern und mich zu diesem Zweck zu sich nach Hause, in ihr gemütliches Gästezimmer eingeladen. Somit hatte ich neben einer Unterkunft mit allem Komfort auch eine nette und kompetente Begleitung, nicht nur, was die örtlichen Gegebenheiten – die An- und Abfahrten und die Wege, besonders lohnende Umwege, betraf, sondern auch die kulinarischen Genüsse am Ende einer jeden Tour.
Am ersten Tag begleitete uns außerdem Uschis früherer langjähriger Kollege Willi – etwas über 70 Jahre alt und topfit. Gemeinsam wollten wir die erste Etappe des Eifelsteigs wandern, jedoch wegen der etwas mageren Eifel-Busverbindungen in Gegenrichtung und mit einer kleinen Verlängerung bis Brand, von wo aus uns der Bus am späten Vormittag nach Roetgen, dem Startpunkt unserer Tour brachte.
Dort stiegen wir am alten Bahnhof Roetgen in den Eifelsteig ein und liefen unsere erste Tour:
Roetgen – Kornelimünster – Brand
„Alt“ heißt der Bahnhof Roetgen deswegen, weil die Vennbahn, die einst zwischen Aachen und Luxemburg verkehrte und an diesem Bahnhof in Roetgen Station machte, seit 2001 nicht mehr in Betrieb ist. Satt dessen wird diese Trasse gerade zu einem sicher sehr attraktiven Radwanderweg ausgebaut, dem Venn-Radweg, der unter Radlern in dieser Region schon in aller Munde ist und teils auch schon beradelt wird. 2013 soll offizielle Eröffnung sein. Die Bahnhöfe wurden still gelegt oder zu hübschen Kneipen umgebaut, wie z.B. die Bahnhofsvision in Kornelimünster, wo der Gast über Lautsprecher immer wieder durch schnaufende und tuckernde Bahngeräusche in (Venn-) Bahngefühle versetzt wird, wie mir Uschi erzählte.
Kornelimünster war jedoch bislang noch unser Ziel, rund 14 km entfernt. Moderater Urlaubsstart…
Wir liefen zunächst – bei sommerlichen Temperaturen – einen idyllischen Weg parallel zur ehemaligen Vennbahn-Trasse und grüßten freundlich die Eifel-Kühe.
Also links vom Zaun, das sind der Willi und ich… 😀
Weiter ging es durch schattigen Wald…
… Richtung Filterwerk am Vichtbach, welchen wir dort überquerten. Dahinter führte ein steiler Weg hoch zur Dreilägerbachtalsperre.
Hier luden uns Bänke ein zu einer ausgiebigen Vesperpause. Wir teilten unsere Tomaten und Karotten und genossen die Aussicht auf den Stausee, welcher der Trinkwasserversorgung dient.
Ein Paar mit großen Rucksäcken gesellte sich zu uns und bat uns, ein Foto von ihnen zu machen, was wir gern taten. Im Gegenzug durfte Willi sich mit 2 netten Damen im Arm ablichten lassen…
… was er sichtlich genoss. 🙂
Das Ehepaar kam aus Mönchengladbach und war auf dem Eifelsteig unterwegs – Etappe für Etappe, das Gepäck immer dabei. Der Mann schleppte ganze 16 Kilo mit sich herum, die Frau hatte es mit 7 Kilo leichter. Respekt – die beiden waren im Rentenalter! Ich war einmal wieder voller Bewunderung für die Leistungsfähigkeit manch älterer Menschen. Große Freude kam auf, als ich erzählte, dass ich im Aichtal zu Hause bin, denn das kennen sie von der Durchfahrt. Ihr Sohn lebt in Reutlingen. Die Freude stieg an, als ich erzählte, dass mein Sohn in Reutlingen studiert. Wir erzählten noch eine Weile, wünschten uns weiterhin schöne Wandererlebnisse, und die beiden zogen weiter.
Wir kamen im Naturschutzgebiet Struffelt an, die Sonne strahlte auf uns herab, und mir wurde ganz schön heiß. Holzbohlen sorgten dafür, dass wenigstens die Füße trocken blieben.
Uns zeigte sich nun ein völlig anderes Landschaftsbild – das für diese nährstoffarmen feuchten Lehmböden typische Pfeifengras, Farne und Birken. Hier und da war zwischen dem Gras ein kleines Loch mit aufgestautem Wasser zu sehen.
1971 habe es hier einen gewaltigen Brand gegeben, erzählte Willi. Dabei hatte allein der Einsatzleiter sein Leben lassen müssen. Er war an einem Herzinfarkt gestorben, woran ein Gedenkstein erinnert.
Überhaupt möchte ich an dieser Stelle einmal erwähnen, dass Willi während der gesamten Tour interessante Geschichten und Details zu erzählen hatte, seien es geschichtliche, geologische, ökologische oder sonstige wissenswerte Informationen! Das fand ich schon sehr beeindruckend.
Die Birken- und Farne wuchsen wieder dichter – doch leider entlang einer geteerten Straße, was ich gar nicht mag. Aber da musste ich durch bzw. weiter.
Uschi und Willi tauschten pausenlos Anekdoten aus ihren 40-jährigen gemeinsamen Arbeitsleben aus, was wohl ziemlich lustig gewesen sein muss. Ich amüsierte mich köstlich, nahm aber hin und wieder etwas Abstand, weil ich dann doch auch immer mal wieder das Vogelgezwitscher und das Plätschern eines Baches hören wollte. 😀
Am Rand von Rott überquerten wir die Landstraße und kamen an der Unterfurt des Vichtbaches an, über welchen eine Holzbrücke führt.
Uns empfing hier eine stille idyllische Landschaft…
… Pferdekoppeln und schmucke Villen mit vorbildlichen Gärten.
Schließlich kamen wir an den Trichterbrennöfen der Kalkwerke Walheim an, Zeugnis der einstigen Kalkindustrie von Walheim. Hier wurde seit Ende des 19. Jahrhunderts Kalk gewonnen. Die Brennöfen bleiben als Denkmal erhalten.
Informationstafeln erklären die Funktionsweise dieser Öfen, aber noch besser konnte uns das alles Willi erklären, und ich hatte beinahe das Gefühl, er sei dabei gewesen. Schließlich ist er in dieser Gegend aufgewachsen und hat den Betrieb der Öfen miterlebt.
Auch zum naheliegenden Steinbruch konnte Willi viel Informatives erzählen.
Der naheliegende Kalkofen „In der Au“…
… ist ebenfalls restauriert. Eine Tafel zeigt alte Fotos von Arbeitern bei der Kalkgewinnung, und man kann sogar hinein gehen.
Ein Stück führte uns der Eifelsteig nun durch dichten Wald, bis wir wieder auf die Vennbahn stießen. Wir mussten eine steile schmale Treppe hinunter…
… was Willi gar keinen Spaß machte… und ich 2 Wanderwochen später noch besser verstehen konnte!
Dafür genossen wir den Blick zurück auf ein super schönes Viadukt.
Und noch ein Blick zurück…
Schließlich kamen wir, immer an der Inde entlang, im schmucken Kornelimünster an…
… wo wir im Café Napoleon, am Fuße des Benetiktinerklosters, nicht nur reichlich Abendsonne, sondern auch kühle Getränke und ein köstliches Abendessen serviert bekamen.
Durch super schönen Wald und über Weideflächen, wo der Bauer seinen Kühen wohl gerade die Gute-Nacht-Geschichte erzählte, liefen wir nach Brand zurück.
Wir drei bestätigten uns, welch schöner Tag dies gewesen war – und welch schöne Etappe. Ich freute mich nun auf den nächsten Tag, und die nächste Etappe durchs Hohe Venn.
Länge: 14 km, mit Rückweg nach Brand ca. 17,5 km
Buch und Karte: Wandertouren Eifelsteig, Ulrike Poller und Wolfgang Todt, Verlag ideemedia GmbH
Beschreibung und GPS-Track: www.eifelsteig.de
Hier geht’s zum Fotoalbum.
Hallo liebe Schönbuche,
das ist ganz toll, was du erlebt und erwandert hast.
Große Klasse.
Liebe Grüße
Frieder
Dankeschön Frieder. Ja, das war wirklich klasse, und es macht wie immer Spaß, alles noch einmal zu erzählen.
Liebe Grüße zurück 🙂
Liebe Schönbuche,
ich werde wohl endlich mal die Etappenwanderung für mich entdecken müssen, wenn ich solche schönen Strecken erwandern will. Mich schreckt in der Eifel und an der Mosel immer das umständliche zurück reisen ab.
Schöne Fotos, ganz toll beschrieben.
Ganz liebe Grüße
Elke
Hallo liebe Elke,
dankeschön. 🙂
Ja das war schon eine Überraschung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Das hatte ich mir wirklich leichter vorgestellt. Im Nachhinein war ich aber froh, dass ich nicht nur den Eifelsteig gesehen habe, links und rechts davon gibt es so schöne Flecken.
Mich reizt das Fernwandern trotzdem nach wie vor. Sich um nichts kümmern müssen, einfach wandern… Da kommt man gut zu sich. Ich kenne das von meinen mehrtägigen Radwanderungen. Mal sehen, was das nächste Jahr bringt. 😀
Viele liebe Grüße zurück
Katrin
Ein schöner Bericht, den ich mit Begeisterung gelesen habe. Dieses Jahr machen wir nämlich Urlaub zu Hause – und wandern einige Etappen des Eifelsteiges. Ich freue mich schon darauf.
Vielen Dank für das Lob, ich freu mich! 🙂
Da habt ihr es wirklich gut, dass ihr diese schönen Landschaften direkt vor der Haustür habt. Ich wünsche euch einen schönen Urlaub und viel Spaß auf dem Eifelsteig.