14. August 2011 · Kommentare deaktiviert für Immer schön links halten · Kategorien: Nordic Walking, Schwarzwald, Wandern
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Der Schluchsee ist mit seinen 7,3 mal 1,4 km der größte See im Schwarzwald.  Ich bin ihn heute umlaufen – komplett! Immer auf dem Seerundweg entlang:

Aha  – Unterkrummenhof – Staumauer – Seebrugg – Schluchsee – Aha

Ich habe mein Auto am Bahnhof Aha abgestellt, denn ursprünglich hatte ich geplant, den See nur auf der West-Seite bis zur Staumauer oder höchstens Seebrugg am südlichen Zipfel abzulaufen und dann in Schiff oder Bahn zu steigen, um mich auf der Ost-Seite bis Aha zurück fahren zu lassen. Denn zwischen Staumauer und dem Ort Schluchsee läuft man direkt an der Straße entlang, wie ein Blick in die Karte bestätigte. Ob ich mir das antun und dennoch weiter laufen will, wollte ich spontan entscheiden.

Direkt am Parkplatz gab es dann auch schon die ersten Richtungsweiser.

Schließlich verläuft ja auch der unter Wanderern populäre Schwarzwälder Schluchtensteig ein Stück über Aha am Schluchsee entlang. Die Markierungen waren jedoch um den gesamten Schluchsee herum vorbildlich – immer der gelben Raute nach, obwohl man sich zumindest auf dem Seerundweg nun gar nicht verlaufen kann. Als ich so vor dem Schild stand, kamen 2 sportlich gekleidete Nordic Walker auf mich bzw. das Schild zu, und einer der beiden fragte mich, ob er helfen könne. – Ich will den Seerundweg ablaufen. – Na dann diesen Weg hinein, riet er mir und wies in die Richtung, in die ich gerade starten wollte. Ich freute mich über die charmante Beratung, bedankte mich und lief los.

Es war kurz nach 10 Uhr, die Sonne strahlte, es war mild warm, und so ganz allmählich begann ein gemütliches Treiben am Ufer des Schluchsees – die ersten Segler rüsteten ihre Boote, während ihre Frauen es sich mit einem Buch oder Strickzeug auf einem Liegestuhl gemütlich gemacht hatten, Familien mit Campingstühlen und Kühltaschen suchten sich einen Platz am Wasser, und die ersten Jogger waren unterwegs. Ich genoss die ersten herrlichen Sichten auf einen der saubersten und schönsten Badeseen Deutschlands. Ich musste nur den Blick nach links wenden.

Die rechte Seite des Weges war allerdings nicht weniger idyllisch und verbreitete Urlaubsstimmung bei mir, denn sie erinnerte mich an die Wanderurlaube meiner Kindheit im Thüringer Wald – Berge, Nadelgehölz, Wiesen, Beeren, Moose und ein leichter Waldduft.

Ab und zu ein Bächlein, das den See mit Wasser speist…

Und Ziegen mit Glöckchen um den Hals, denen war jedoch ganz schön warm.

So lief ich vor mich hin, mit mir andere Wanderer – auch Radler, andere kamen mir entgegen…

… Bis ich an der Wandergaststätte Unterkrummenhof ankam, einer wunderschön gelegenen Möglichkeit für eine Pause. Da ich jedoch weder müde, noch hungrig war, genoss ich nur ausgiebig die herrliche Sicht auf den See…

… und wanderte bald weiter.

Direkt hinter Unterkrummenhof umläuft man eine Bucht, die s.g. Kaiserbucht. Am Ende der Bucht angekommen, beschloss ich nun doch, eine Pause zu machen und meinen Rucksack um das Wander-Vesperpaket zu erleichtern. Ich suchte mir einen schattigen Platz im Wald. Von hier aus konnte ich den Unterkrummenhof auf der anderen Seite der Bucht und Aha auf der anderen Seite des Sees erkennen – eine perfekte Platzwahl zum Entspannen und Genießen.

Dafür, dass schon die ganze Woche für Sonntag (heute) Regen voraus gesagt war, hielt sich das Wetter bestens. Die Sonne schien, ein paar Wolken bedeckten sie immer mal, was mir ganz Recht war, und ein nicht zu starker Wind sorgte für etwas Wellengang auf dem Wasser und große Freude bei zahlreichen Seglern.

An der nächsten Abzweigung nach rechts, also vom Schluchsee weg, blieb ich kurz stehen, nur um zu schauen, wohin es da geht. Just in diesem Moment kamen mir wieder die beiden Nordic Walker von heut Morgen entgegen, und wieder kam ich in den Genuss einer ungefragten Hilfestellung: „Da gehts lang… immer schön links halten!“ Ok, so werde ich es tun.   🙂

Der Weg füllte sich zusehens, vor allem aus der anderen Richtung. Aber auch von der gegenüberliegenden Seite des Sees wurde es nun richtig laut – auf der Straße zwischen Seebrugg und Schluchssee herrschte reger Verkehr, nicht zu überhören und nicht zu übersehen. Ob ich da entlang laufen will nachher?

Da sprach mich ein älteres Paar an, das in die Richtung unterwegs war, aus der ich kam. Wie lange es denn dauern würde, einmal um den See zu laufen, fragte mich der sympathische Herr im Alter meines Vaters. Ob man das in 2 Stunden schaffen könne? Seine Frau antwortete im umgehend: Das kommt darauf an, wie schnell du läufst. Ja, das denke ich auch, bestätigte ich, und berichtete, wann ich in Aha los gewandert war und dass ich denke, dass man eher so 5 Stunden benötigen würde. Dann schauten wir gemeinsam in meine Karte und kamen in ein nettes Gespräch. Ich erfuhr kurz einiges über den Schluchsee und die nahe Umgebung und dass es nicht mehr weit bis zur Staumauer sei. Dort gäbe es etwas zu essen und zu trinken, und ich solle unbedingt mal auf der anderen Seite der Staumauer hinunter schauen, da gehe es 30 Meter in die Tiefe. Und an der Straße könne man gut entlang laufen, es sei zwar unangenehm wegen der Autos, aber es gäbe einen breiten Rad- und Wanderweg. Ich könne aber auch den Zug oder das Schiff nehmen, die Schiffe fahren jede Stunde. Das sei auch sehr schön. Ich bedankte mich für die vielen Informationen. Wir wünschten uns noch einen schönen Tag und verabschiedeten uns. Die beiden netten Leute liefen in die andere Richtung davon.

Tatsächlich kam ich ein paar Minuten später an der Staumauer an. An einer Informationstafel erfuhr ich, wie klein der Schluchsee gewesen war, bevor er zum Stausee wurde.

An der Staumauer herrschte Sonntagsausflugstimmung, Radler, Wanderer, Spaziergänger, Ball spielende Familien, Hunde, junge und ältere Leute, auch Menschen mit Behinderung. Es gibt hier einen Kiosk mit Biergarten, Toiletten, Fahrrad- und Bootsverleih. Zuvor erkundigte ich mich jedoch an der Schiffsanlegestelle nach den Abfahrtszeiten, nun hatte ich Lust auf diese Schifffahrt bekommen. Ich hatte noch viel Zeit, also spazierte ich ein wenig herum, stellte mich erst an der Damentoilette und dann am Kiosk nach einem Kaffee an.

Auf der Suche nach einem Platz im Schatten und mit Blick auf den See erreichte mich ein freudiges „Halloo“ von der Seite – es war das nette ältere Pärchen von vorhin, das direkt am Ufer auf einer Bank saß. Ich setzte mich zu ihnen, und wieder kamen wir in ein schönes Gespräch. Die beiden erzählten von ihrem Sohn, der Wirtschaft studiert hatte und nun in der IT unterwegs sei – oh so wie ich auch! Er sei schon für ein halbes Jahr in Japan gewesen und dann in Korea. Seine Freundin schreibe ihre Doktorarbeit. Der Stolz war ihnen deutlich anzumerken. Ja, aber es sei auch anstrengend, wenn er zu Besuch kam – er esse kein Fleisch – oh, ich auch nicht! Und es müsse alles biologisch sein – ups, ja bei mir auch! Ich beichtete, dass genau dies auch meine Nahrungsgewohnheiten und -bedürfnisse seien, wir lachten über diese weitere Gemeinsamkeit, und ich beschloss, mich bei Gelegenheit mal bei meinen Eltern zu bedanken für den Stress, den ich ihnen bereite mit meinen Besuchen! Na, ich sei sicher auch eine gute Frau für seinen Sohn, stellte der Mann dann fest, sein Sohn sei auch so groß und 48 Jahre alt. Ja, genau so alt bin ich auch. Wieder große Freude, und ich musste dann doch schmunzeln über die Vorstellung dieses sympathischen Herrn über mich als seine potentielle Schwiegertochter.

Ob ich denn immer allein unterwegs sei, fragte mich die Frau. Ja, zur Zeit schon, und es mache mir richtig Spaß. Das habe sie sich früher nicht getraut, gestand sie. Na ich doch auch nicht, gestand ich meinerseits. Außerdem ist das heute schließlich viel leichter als früher. Heute ist eine allein herumziehende Frau nichts Ungewöhnliches mehr, und heute gibt es gut ausgebaute Wanderwege, Internet, Handy und zuverlässige Navigationshilfen.

So saßen wir eine ganze Weile zusammen, die beiden erzählten, ich erzählte von mir und meinen Söhnen. Schließlich verabschiedeten sich die beiden, sie wollten noch zum nicht weit entfernten Titisee. Wir gaben uns die Hand, bestätigten uns gegenseitig, wie schön es war, dass wir uns kennengelernt hatten, und das kam wirklich von Herzen. Es hatte gut getan, diesem liebenswürdigem Paar zu begegnen. Ich lief über die Staumauer und schaute auf der anderen Seite hinunter, so wie mir der Mann empfohlen hatte.

Da ich nach der langen Pause noch Lust zum Laufen hatte, dagegen aber keine, mich in eines der offensichtlich sehr vollen Schiffe zu drücken, wagte ich nun doch den Weg an der Straße entlang. Den Kopf hielt ich immer schön nach links auf den See gerichtet, das hatte ich ja seit heut morgen geübt, und den Verkehrslärm der vorbei brausenden Fahrzeuge versuchte ich, akustisch und mental auszublenden, was mir auch gut gelang. Somit war es gar nicht soooo schlimm.

Zumal der See auch auf dieser Seite optisch für alle Unannehmlichkeiten entschädigte.

So passierte ich Seebrugg und kam schließlich in Schluchsee an. Ich suchte mir kurz eine Bank in der Nähe der Schiffsanlegestelle und war in Anbetracht der Menschentraube davor noch einmal froh, mich für den Fußweg entschieden zu haben.

Nun folgt noch mal ein langer sehr schöner Abschnitt. Man wandert nun teils direkt am Ufer des Sees entlang, zunächst zwischen Ufer und Schienen, auf denen man momentan sogar mit einer richtigen Dampflok fahren kann. Von der Straße bekommt man nun nichts mehr mit.

Vorbei gehts an Jugendherbergen, auch an zwei Cafés, und irgendwann wurde es immer ruhiger auf dem Weg, je weiter ich mich vom Urlaubsort Schluchsee entfernte. Noch einmal ein langes Stück zum Genießen..

.. und der Sommer gab sich alle Mühe:

Kurz vor Aha suchte ich mir noch einmal eine Bank. So langsam wurde ich müde, meine Füße wurden schlapp, und auch der angesagte Wetterumschwung schien sich anzukündigen – die Sonne war verschwunden, und es kam ein kräftigerer Wind auf. Ich war froh, dass ich dieses Mal ein paar leichtere Schuhe im Auto gelassen hatte, so war die Rückfahrt angenehmer…

Noch größer war die Freude, als die Sonne sich in Wutach wieder zeigte und ich mir wieder auf der Terasse vor der Pension mein Abendessen – Salat und Reibekuchen mit Apfelmus – servieren lassen konnte.

Länge: 18 km.

Meine Karte: Freizeitkarte F509 Waldshut-Tiengen, Schluchsee / Naturpark Südschwarzwald

Die Strecke ist auch als Nordic-Walking-Tour prima geeignet. Mehr Informationen zum Schluchsee bei Wikipedia

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