Nachdem wir gestern nach der 5. Etappe des Saar-Hunsrück-Steigs in Weiskirchen angekommen waren, hatten wir dort in der Jugendherberge ein wunderbares und sehr preiswertes Quartier gefunden.
Das Frühstück, das wir in dem hellen und ruhigen Speisesaal genießen konnten, war reichhaltiger als in einigen der Hotels, die wir in den Tagen zuvor kennengelernt hatten. Wir wurden fürsorglich und herzlich bedient und konnten uns für einen geringen Preis ein ausreichendes Wandervesper zubereiten. So beschlossen wir, nun auch nach der heutigen und für uns letzten Etappe 6 noch einmal hier zu übernachten. Das hatte den Vorteil, dass wir heute einmal mit leichterem Gepäck wandern konnten. Es hatte aber auch den Grund, dass wir am Ende der 6. Etappe, die offiziell von Weiskirchen bis Grimburgerhof führt, keine Möglichkeit gehabt hätten, zu unserem Auto oder nach Weiskirchen zurück zu gelangen. Auf den Seiten des Saar-Hunsrück-Steigs hatte ich den Fahrplan eines Wanderbusses gefunden, der nur am Wochenende verkehrt, den des 3-Seen-Busses. Hier hatte ich die Station Wadrill entdeckt. Von Wadrill aus könnte man zur Hochalm Wadrill laufen, an der man gegen Ende der 6. Etappe vorbei kommt. Wir könnten also die 6. Etappe von Wadrill über die Hochalm Wadrill nach Weiskirchen zurück laufen. So taten wir es dann auch.
Pünktlich, nein überpünklich starteten wir, um in den Ort hinein zur Bushaltestelle gegenüber der Kirche zu laufen. Wer lief uns da über den Weg? Das ältere Ehepaar, das wir gestern auf dem Steig mehrmals getroffen hatten! Freudiges „Hallo“ und „Frohes Wandern“. Sie waren auf dem Weg nach Grimburgerhof, wo sie übernachten wollten. Da wir entgegengesetzt unterwegs waren, könnten wir ihnen also heute nochmals über den Weg laufen, mutmaßten wir.
Wer nicht kam, war der Bus. Schon 15 Minuten nach Abfahrtszeit… Wir waren gerade dabei, nach Alternativ-Wanderplänen zu suchen, als er endlich auftauchte. Wir waren die einzigen Fahrgäste, und der freundliche Busfahrer fragte uns nach unserem Vorhaben. Wir wunderten uns erst einmal über die Abwesenheit weiterer Fahrgäste; schließlich war es Wochenende, da hatten wir schon ein wenig Andrang erwartet. Diesen Wanderbus gibt es nun schon seit 3 Jahren, meinte er. Aber er würde nicht so richtig angenommen. Eine Erklärung habe er dafür auch nicht. Wir erklärten ihm unseren Plan, und er bot uns an, uns nicht erst in den Ort Wadrill hinein zu fahren, sondern uns bereits am Ortseingang, direkt am Weg zur Hochwaldalm abzusetzen. So tat er es auch.
Hier starteten wir. Bald hatten wir den Ort verlassen und wunderschöne Blicke über das Land.
Herrliche Stille umgab uns wieder. Die Vögelchen trällerten sich in den Tag hinein. Nach 2-3 Kilometern über Waldwege stießen wir auf den Saar-Hunsrück-Steig.
Nach links führte der Weg Richtung Weiskirchen zurück. Wir wollten jedoch zunächst der Hochalm Wadrill einen Besuch abstatten und liefen nach rechts, wo wir nach ein paar Hundert Metern die Hochalm erreichten. Da sich inzwischen ein feiner Regen eingenieselt hatte, beschlossen wir, uns heute einmal eine zusätzliche Tasse Morgenkaffee zu gönnen. Wir ließen uns unter dem Vordach vor der Hütte nieder, schlürften unseren Kaffee und schauten dem Regen und den Piepmätzen zu.
So langsam mussten wir aber dann doch aufbrechen. Bis Weiskirchen hatten wir noch 15,3 Kilometer zu bewältigen. Wir verpackten uns und unsere Rucksäcke wetterfest und starteten – nun in Richtung Weiskirchen.
Wir waren noch gar nicht weit von der Hochwaldalm entfernt, da kamen sie uns entgegen – die Beiden von gestern und heute Morgen, das ältere Ehepaar. Ich hatte sie ja schon als ziemlich flott zu Fuß eingestuft, aber dass sie es so schnell von Weiskirchen bis hier her geschafft hatten… Gegen 9:30 Uhr hatten wir sie in Weiskirchen getroffen, jetzt war es kurz nach 12 Uhr. Respekt! Aber, nein, das ist doch kaum möglich… ?
Wieder ein freudiges „Hallooh!“ Wir haben ein wenig abgekürzt heute, erklärte der Mann. Ahhh, haha. Heute sei mal eine gemütliche Etappe dran. Naja, wir fanden sie dann zuletzt nicht so gemütlich, es erwarteten uns noch kräftige Auf und Ab’s. Aber wenn man abkürzt… 😀
Wieder fielen mir ihre relativ kleinen Rucksäcke auf, und ich fragte nach. Ja, sie wandern mit Gepäcktransfer. Mit Rucksäcken, das sei ihnen zu schwer. Seine Frau organsiere das immer alles, erklärte der Mann. Sie sei regelmäßig unterwegs, meist mit ihrer Freundin, er selbst begleite sie nun das zweite Mal. Unlängst seien sie auf Madeira wandern gewesen – herrlich, habe ihm gefallen. Nun planen sie den Rothaarsteig. Ja, sie rufe in den Hotels direkt an und bucht Gepäcktranser dazu, das funktioniere klasse, meinte sie. Sie würden noch die ganze Woche unterwegs sein – bis Idar-Oberstein. Dann fahren sie mit dem Zug nach Orscholz zurück, wo ihr Auto steht. Das Hotel „Schinderhannes“ in Weiskirchen sei aber nicht so toll gewesen, kein gutes Preis-Leistungsverhältnis… Wir berichteten von unseren sehr positiven Jugendherbergs-Erfahrungen.
So tauschten wir noch eine Weile Wander- und Schlaferfahrungen und -erlebnisse aus, dann verabschiedeten wir uns von den sympathischen Leuten und wünschten uns gegenseitig alles Gute, denn nun würden wir uns ja nicht noch einmal treffen.
Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen. Wir liefen nun weiter im Wald, auf schmalen Wegen, kreuzten mal ein Bächlein, mal einen Teich.
Alles sehr gemütlich und schön, aber unspektakulär, und wir fragten uns schon, woher denn die 5 Sterne ***** Bewertung in den Rubriken „Erlebnis“ und „Landschaft“ kämen für die Etappe.
Kurz vor Reidelbach dann wieder eine Zwangspause unter einem schützendem Blätterdach. Mmm, da kam ganz schön was runter. Ich nutzte die Pause, um meine Brotbüchse ein wenig zu erleichtern, leider im Stehen, denn es war überall ziemlich nass.
Hätte ich gewusst, was uns kurz darauf für eine gemütliche Bank mit Aussicht erwartete, hätte ich mir das Vesper noch aufgespart. Wir mussten ziemlich lange warten, bis es nicht mehr ganz so heftig nass von oben kam. Dann streiften wir den wunderbar idyllisch gelegenden Ort Reidelbach am Rand…
… und fanden diese herrliche Bank, die Thomas sogleich vom Wasser befreite.
Wir ließen uns darauf nieder, und kurz darauf war mein Thomas neben mir eingeschlummert- wie sich das für einen richtigen Urlaub gehört.
Ich leerte indessen meine Vesperbüchse ganz, widmete mich meinen Notizen und genoss die Ruhe und die herrlichen Aussichten. Schön wars hier. Achjaaa, hier kann man es aushalten. 😀
Irgendwann mussten wir aufbrechen. Wir tauchten wieder ein – in urwüchsigen Wald. Hier stand alles in Saft und Kraft.
Es folgten lange Passagen durch den Wald, an blühendem Ginster vorbei…
… über Wiesen…
…und immer wieder mit einem schönen Blick in die Ferne.
Eine wirklich wieder sehr abwechlungsreiche Etappe.
Schließlich erreichten wir das Wahnbachtal, schon ganz in der Nähe von Weiskirchen.
Hier sah es wieder ziemlich verwildert aus. Wunderbare abwechslungsreiche Wege erwarteten uns, schmale weiche, aber auch felsige, voller Wurzeln. Ganz so, wie es der Wanderer halt liebt. Dazu ging es mehrfach kräftig aufwärts und natürlich wieder hinab. Wie gesagt: Mehrfach. Da kam dann schon irgendwann das Bedürfnis nach einer Bank auf.
Leider waren nun meine Akkus leer. Ich meine die von der Kamera. Der vom Handy auch. So kann ich keine weiteren Eindrücke von plätschernden Bächen und schmalen Waldpfaden zeigen. Das sollte einem Blogger eigentlich niemals und nie passieren! Aber eigentlich habe ich diese Etappe auch ausreichend gewürdigt, denke ich. Sie ist wirklich sehens- und wandernswert, in jedem Fall!
Irgendwann beschlossen wir, den letzten großen Bogen, den der SHS oberhalb von Weiskirchen beschreibt, auszulassen und den direkten Weg – leider ein etwas langweiligerer Forstweg – nach Weiskirchen hinein zu laufen. Eine kluge Entscheidung, denn bis zur Jugendherberge war es noch ziemlich weit. Das letzte Stück durch Weiskirchen hindurch war sehr, sehr mühsam, und ich war gottfroh, als wir endlich in der Jugendherberge ankamen und uns, wie gestern auch schon, im Foyer der Jugendherberge in die gemütlichen Sitzmöbel fallen lassen konnten und mit einer köstlichen Tasse Kaffee bedient wurden. Ach wie schöööön.
Es war unser letzter Abend. Ich konnte mich erinnern, bei meinem letzten Urlaub in Weiskirchen einmal kurz in Die Zwo hinein geschaut zu haben, ohne zu essen. Dies wollte ich gern mit Thomas nachholen. Und so speisten wir heute lecker in dieser urigen Kneipe.
Schwer fiel uns der Abschied vom Saar-Hunsrück-Steig. Ich könnte noch viel erzählen – von der warmherzigen Herbergsmutter der Jugendherberge Weiskirchen, einer Ungarin. Von einer anderen Frau, der ich in Not geholfen habe und die mir dann einen schönen Brief schrieb und ein dankbares Geschenk machte. Von den freundlichen offenen Saarländern, die wir oft nach dem Weg fragten und die sich jede Mühe gaben, uns weiter zu helfen. Und überhaupt – dass ich das erste Mal seit Ausbruch meiner Krankheit so gut wandern konnte – bei solch einer Hitze und mit Gepäck! Für mich wieder eine neue Steigerung, ein richtiger Sieg! Dass wir auch hier und da mal kräftig genervt waren und uns angemault haben oder dass der 3-Seen-Bus, der uns am nächsten Morgen von Weiskirchen nach Scheiden zu unserem Auto bringen sollte, in Stich gelassen hat, ist jetzt irgendwie gar nicht mehr präsent. Also habe ich das weitestgehend weggelassen. 😀
Auf der Heimfahrt hielten wir, um noch einmal eine dieser vielen wunderschönen Aussichten auf den Hunsrück zu genießen.
Aber eigentlich wollte ich ja gar nicht nach Hause. Und das will was heißen, denn ich habe ein sehr schönes Zuhause. 😀
Wir waren uns einig, am liebsten würden wir weiter wandern. Und vielleicht tun wir das auch irgendwann. Aber vielleicht auch warten andere spannende Wege auf uns?
Hier das Fotoalbum dieser Etappe.
Unsere Karte:
“Saar-Hunsrück-Steig” von PUBLICPRESS
Unsere elektronischen Unterstützungen:
www.saar-hunsrueck-steig.de und die kostenlose Saarland Touren-App
Hallo liebe Katrin,
ach, ist das schön. Solche Erlebnisse, wie du hier berichtest, hat man doch nur beim Wandern. Das ist wundervoll.
Ich freu mich mit euch, dass euch das Vorhaben SHS so toll gelungen ist.
Viele liebe Grüße
von Frieder
Lieber Frieder,
mich hat glatt beim Schreiben das Fern- und Wanderweh gepackt, und ich lese mir die Berichte selbst immer wieder durch. 😀
Hach ja, das macht einfach Spaß, so durch die Wälder zu streifen, in die Ferne blicken und an nix denken müssen. Und am Abend ist man so schön kaputt und zufrieden und spürt den Körper.
Es ruft nach baldiger Wiederholung.
Ich schicke euch ganz liebe Grüße nach Ulm
eure Katrin
Ach KAtrin,
wie schön, dass ihr sogar die Ruhe gefunden habt eine so ausgiebige Pause auf dieser Liegebank zu machen. Schöne Erlebnisse, die ein Unterwegs sein so herzhaft würzen und zu einer liebevollen Erinnerung machen. Dein persönlicher Sieg, den Körper zu dieser Leistung zu bewegen war sicherlich auch so ein Highlight.
Ich wünsche dir weiterhin alles alles Liebe und noch viele solche schönen Erinnerungen, an denen wir Leser hier in gewissem Umfang teilnehmen dürfen.
Ganz liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
vielen Dank. 🙂
Ich staune selbst noch, dass ich das so gut geschafft habe. Noch im letzten Jahr habe ich sehr unter Hitze gelitten, hatte auch einige Bedenken vorher, als sich dieses Wetter ankündigte. Hab mich echt gefreut, dass alles so gut geklappt hat.
Ich danke dir für deine lieben Wünsche, und dasselbe wünsche ich dir ja auch. Wie ich bei dir lesen kann, unternimmst du gerade viele wunderschöne Touren, die dir sicher total gut tun. Da freu ich mich für dich!!
Lass dich mal drücken, ganz liebe Grüße
von Katrin
Hallo Katrin,
so eine schöner Bericht voller Informationen und so lebendig beschrieben.
Die persönlichen Begegnungen mit Natur, Mensch und Tier man hat beim Lesen eine Ahnung wie schön eure SHS -Tour war.
Freue mich auf weitere tolle Berichte,die ich mit Begeisterung und Freude lesen werde.
Danke fürs Berichten man kann quasi teilweise mit wandern.
Liebe Grüsse Ilona
Dankeschön, liebe Ilona. Ich freu mich, wenn du weiter bei mir mitliest und hoffe, dass bald die nächsten Berichte folgen werden. 😀
Liebe Grüße zurück an dich
von Katrin
Hallo Ilona,
ja – unsere Wanderung auf dem SHS war wirklich sehr schön und erlebnisreich – und wir würden es sofort wieder tun.
Das mit dem „teilweise mit wandern“ können wir ja gerne einmal in die Praxis umsetzen. Irgendwie bekommen wir das bestimmt hin. Würde mich freuen.
Liebe Grüße in das schöne Vogtland
Thomas
Hallo Thomas,
ja dass ihr sofort weiter wandern würdet auf dem SHS merkt man beim Lesen und so sollte es ja auch sein.
Ein Teilstück Mitwandern irgendwann gerne allerdings werdet ihr viel Zeit für schöne Fotos haben denn ich bin ungeübt und mehr Spaziergänger als Wanderer.
Schönen Sonntag und liebe Grüsse an Dich und Katrin
Ilona
Liebe Karin, hat Spaß gemacht, Deine schönen Bericht über Eure SHS-Erfahrungen zu lesen und die Bilder vermitteln einen guten Eindruck von dem, was einen erwartet. Manches hat mich erinnert an unsere ersten 5 Eifelsteig-Etappenwanderungen, auch mit Mehrtagesrucksack. Später haben wir es uns leichter gemacht und sind täglich mit Autos gependelt; das geht auch nur, wenn man mit mehreren Leuten wandert. Es hat auch die Quartiersuche erleichtert. Gefreut habe ich mich auch über Eure positiven JH-Erfahrungen. Ich war schon immer ein Fan. Freue mich heute schon auf den SHS im kommenden Mai. LG. Guido
Lieber Guido,
ich freu mich, wenn dir meine Berichte gefallen. Ja, auf dem Eifelsteig war ich auch schon unterwegs, das war im letzten Jahr. Da bin ich die Etappen allerdings von 2 Unterkünften aus gewandert. Gerade am Eifelsteig fand ich es ziemlich kompliziert mit der Fahrerei… und hatte zum ersten Mal den Wunsch, mal wirklich von Ort zu Ort zu wandern.
Nun haben wir es umgesetzt und Lust bekommen auf eine richtige Pilgerwanderung über mehrere Wochen.
Vielleicht werden wir das bald planen.
Ich wünsche euch ganz viel Vorfreude und Spaß beim Planen, und ich bin schon gespannt auf deine Berichte.
… achso, die kann ich ja sicher gar nicht lesen. Aber dann schau ich mir die Fotos an. 😀
Liebe Grüße zurück an dich
von Katrin
Hallo Katrin,
ich habe mir den ausführlichen Bericht dieser Etappe durchgelesen.
Ihr habt ja einiges erlebt auf dem Weg. Leider hat dass mit dem
Wetter nicht so ganz gepasst.
Aber ich denke, es war trotzdem schön für Euch, ohne Zeitdruck einfach so, durch die Natur zu streifen, oder auf der Ruhebank zu liegen und die Aussicht zu genießen.
Ein Bericht, der einem die Wanderschuhe packen lassen möchte! 🙂
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
dankeschön. 🙂
Ich freu mich, wenn du beim Lesen Lust auf deine Wanderschuhe bekommen hast. Mir ging es ja genauso bei Schreiben. Im Nachhinein sind alle Mühe und Wettereskapaden schnell vergessen. Ohne Vorbuchungen ist man wirklich flexibel und kann je nach Wetterlage entscheiden, ob man weiter wandern möchte oder nicht. Das war in unserem Fall wirklich von Vorteil!
Ich schicke dir auch viele nette Grüße zurück
Katrin