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Die erste Wanderung meines Vogtland-Urlaubs führte mich ein klein wenig in die Vergangenheit. Im Sommer 1992 hatten wir mit unseren Söhnen Felix und Axel (damals 3 und 5) eine Ferienwohnung auf einem Bauernhof bei Adorf gemietet. Damals war an Wandern noch nicht zu denken, und unsere Urlaubstage sahen oft so aus: Ein paar Schritte aus dem Ort heraus… bis zur ersten spannenden Pfütze…  😀

Felix‘ Wanderstock war schon mal klasse, aber wir sind natürlich nicht weit hinein gekommen in diesen herrlichen Wald, der im Hintergrund zu sehen ist.

Denn auf einem Vogtländer Bauernhof gibt es so viele wichtige Dinge zu erledigen für zwei Jungs:

           

 

Unsere Wirtin lachte sich oft schlapp, wenn sie unsere verschlammten Jungs sah und ihr gelassener Spruch „Das Wasser trägt es wieder weg!“ passte irgendwie in diese Idylle und begleitet mich bis heute.  🙂

Ein Paradies für die Kinder, und ich habe z.B. in Arnsgrün gesehen, dass da noch heute Urlaub auf dem Bauernhof angeboten wird.

Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, in welchem Ort wir damals waren. Wir mussten jedoch auch einmal nach Adorf zum Kinderarzt, und somit kann ich mich an dieses Städtchen mit seinem langgezogenen Marktplatz erinnern.

Meine erste Route plante ich also so:

Bad Elster – Adorf – Bad Elster (auf dem VPW)

Schon gegen 09:30 Uhr verließ ich die Pension in Bad Elster – ganz ungewöhnlich für mich, aber das war die ganze Woche so. Ich lief durch den Kurpark, am Königlichen Kurhaus vorbei, in welchem die Touristinformation untergebracht ist, und vorbei am historischen Schmuckstück Albert Bad, das ganz bestimmt einen Besuch wert ist.

Hinter dem Kurpark gelangt man auf den grün markierten Weg Richtung Bahnhof, der ein ganzes Stück außerhalb des Ortes liegt, ca. 3 km zu laufen.  Dabei kommt man am schmucken Waldschlösschen vorbei, wo ich zum ersten Mal halten musste, um es von allen Seiten zu bewundern.

Die ausgehängte Speisekarte nicht weniger – frischer Spargel wurde angepriesen, lecker!

Weiter ging es immer auf dem grünen Weg durch den Wald. Herrliche Ruhe, nur Vogelzwitschern war zu hören. Sonst – nichts!

Solche hübschen Schutzhütten habe ich im Vogtland immer wieder gesehen, wie diese mit der aus Holzstämmchen gebastelten Aufschrift „Wandersruh“.

Der Bahnhof machte dagegen einen wirklich trostlosen Eindruck. Nicht nur die Bahnhofsuhr, sondern tatsächlich die Zeit schien hier stehen geblieben.

Schnell weiter. Ein Stück hinter dem Bahnhof überquerte ich die Bahngleise…

… und hätte nun noch ein Stück nach rechts Richtung Mühlhausen gehen müssen. Ich lief jedoch nach links und musste ziemlich lange an der Straße entlang laufen, ehe ich die nächste Abzweigung Richtung Adorf fand.

Nun ging es bis Adorf auf dem gelb markierten Weg weiter. Hier waren einige Radfahrer unterwegs, und eine Frau, die mich mit Nordic-Walking-Stöcken überholte, rief mir im Vorbeigehen zu: „Eine schöne Wanderung wünsche ich Ihnen!“ Ich war so überrascht über diese herzliche Begrüßung und den schönen sächsischen Dialekt, den ich seit vielen Jahren eher selten höre, dass ich sie nach dem Weg zum Zentrum von Adorf fragte, unabhängig davon, dass ich mir sicher war, ihn auch allein finden zu können. So schwatzten wir noch kurz, und diese schöne Begegnung hebte meine Stimmung gleich nochmals um ein Vielfaches.

Adorf begrüßte mich mit den zu DDR-Zeiten beliebten Kleingartenanlagen am Rande der Stadt:

Auch hier hatte sich scheinbar nichts verändert.      🙂

Ansonsten leider eher trostloses Gewerbegebiet. Doch wie immer fand ich auch hier ein wahres Schmuckstück, ein ganz altes liebevoll restauriertes Fachwerkhäuschen mit einem hübschen Garten davor, in welchem eine Firma untergebracht war.

Und dann stand ich auf dem langen Marktplatz von Adorf, und er war natürlich noch so, wie ich ihn in Erinnerung hatte mit seinem Rathaus und der Kirche am Ende.

Nur dass viele Gebäude schön restauriert waren. Dazwischen leider auch ziemlich verfallene.

Ein typisches Bild für ostdeutsche Städte. Ich fand auch das „Ambulatorium“ am Markt, das wir mit unseren Kindern aufsuchen mussten, und es heißt heute noch immer so.

Und natürlich entdeckte ich das Eiscafé, wo wir uns nach dem Arztbesuch jeder ein großes Eis gegönnt hatten. An den Tischen vor dem Café saßen auch die einzigen 2 Menschen, die ich auf dem ganzen großen Markt entdecken konnte, ansonsten wirkte das Städtchen wie ausgestorben. Aber es war ja auch Sonntagmittag.

Ich bestellte einen Kaffee, der mir von der freundlichen Inhaberin serviert wurde. Ihr Mann begann später, die Kübel mit den kräftig gewachsenen Oleanderpflanzen zu gießen, ich sprach ihn an und erzählte von unserem Besuch vor 20 Jahren. Ja, da habe er die Eisdiele schon gehabt, erwiderte er erfreut. Auch schon an diesem Platz, davor in einer Querstraße weiter unten. Er sei eigentlich aus Halle. Jaaa, ich auch, erzählte ich, ich bin auch Hallenserin. Das ist ja klasse, und tatsächlich, nun hörte ich auch den sachsen-anhaltinischen Einschlag heraus. Er habe in Schkopau gewohnt, direkt gegenüber dem VEB Chemische Werke Buna. Oje, da habe ich vor meinem Studium für 1 Jahr gearbeitet. Ganz schlimm, die Luft, der Dreck. Naja damals hatte mich das nicht gestört… Ja, er sei deswegen mit seiner Familie hier her nach Bad Brambach gezogen… So erzählten wir noch eine Weile, und ich spürte, ich bin ein klein wenig zu Hause, aber eher in einem früheren Zuhause. Ich habe heute ein neues, anderes Zuhause.

Eigentlich wollte ich das Perlmuttermuseum besuchen, wo man etwas über die Vogtländische Flussperlenfischerei erfahren und aus Perlmutt hergestellte Gegenstände und Schmuckstücke bewundern kann. Die Perlenfischerei in der Elster war vor 500-600 Jahren eine wichtige Einkommensquelle für die Vogtländer. Doch seit 1960 fand man in den Flüssen keine Perlmuscheln mehr.

Das Museum befindet sich im Freiberger Tor, einem ebensolchen Schmuckstück.

In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit wanderte ich jedoch weiter. Hinter dem Freiberger Tor geht es im Wolfsgässchen aus dem Ort heraus, und ab hier wurde die Wanderung richtig schön, also noch schöner.

Auf dem grün markierten Weg ging es durch Wiesen und Felder…

… und ein Stück Wald…

… bis zum Tetterweinbach. Dieser wird überquert, und nun verläuft die Tour eine ganze Weile im Tetterweintal entlang. Dabei kommt man an diesem idyllisch gelegenen Schutzteich vorbei:

Hinter dem Schutzteich geht es ein Stück ohne Markierung Richtung Gettengrün.

Kurz darauf stößt man auf den Vogtland Panorama Weg ® (VPW) mit der blauen Markierung.

Diesem folgte ich nun per GPS-Track bis Bad Elster. Ein wirklich schöner abwechslungsreicher Weg.

Zunächst weiter im Tetterweintal, einem ausgewiesenen Naturschutzgebiet.

Weite saftige Wiesen prägten hier das Bild. Ich traf auf eine kleine Gruppe älterer Leute, die miteinander im Gespräch waren und mich trotzdem herzlich begrüßten, wie einen Gast auf den man sich gefreut hat.   🙂

Ein Stück ging es auch mal durch den Wald…

… dann wird der Bach nach links überquert.

Auf einer Informationstafel kann man etwas über die Renaturierung – ein wohlklingendes Schlagwort in vielen Naturschutzgebieten – des einst künstlich begradigten Tetterweinbaches lesen, was zur Rückkehr zahlreicher Pflanzen- und Tierarten führte.

Immer weiter auf dem VPW – durch urigen Wald.

Irgendwo geht es unter dieser Brücke hindurch. Und da kamen mir tatsächlich 2 Radfahrer entgegen – wie es schien Vater und Sohn. Also ich würde hier nicht radeln wollen. Zum Wandern aber wunderschön.

Der grün bewachsene Wanderweg sagte mir, dass hier nicht allzu viel Wanderbetrieb herrscht. Auch eine Tatsache, die mir auf mehreren Abschnitten des VPW aufgefallen ist, die ich gelaufen bin.

Auf diesem Bänkchen legte ich noch mal eine Rast ein, umgeben von friedlicher Ruhe und Vogelgeträller.

Auf einen breiteren, schon eher für Radfahrer geeigneten Weg lief ich weiter und entdeckte diesen aufgebockten hohlen Baumstamm, wozu auch immer er dienen sollte.

War das eine Klettergelegenheit für Kinder oder eine Behausung für Insekten? Wahrscheinlich beides.

An der nächsten Kreuzung lief ich nach links weiter der VPW-Beschilderung nach in das Zeidelweidetal Richtung Bad Elster. Hier befand ich mich im Naturschutzgebiet Zeidelweide, einem wunderschönen Gebiet aus Bergwiesen voller Blüten und Kräuter und Gewässern. Auf Schildern am Wegesrand werden Maßnahmen zur Renaturierung und  Reinhaltung des Gebietes erläutert. Doch ich kam nicht weit, als mich der Routenalarm meines Smartphones darauf hinwies, dass ich von der Strecke abgekommen war. Was ich gar nicht verstand, denn die Ausschilderung war eindeutig. Laut Karte war ich ebenso verkehrt. Ich befand mich im Zeidelweidetal, der VPW verlief aber weiter südlich Richtung Bad Elster. Ich befragte eine Frau, die gerade mit Nordic-Walking-Stöcken vorbei kam. Sie kramte ihre Karte heraus und verstand auch nicht… „Hier führt doch irgendwie jeder Weg nach Bad Elster zurück“, klärte sie dann auf.

Stimmt, wenn man sich die Karte ansieht, gibt es einen größeren Wanderweg-Ring um Bad Elster herum, das ist der ausgeschilderte „Ringweg“. Und von diesem aus führen strahlenförmig mehrere Wege nach Bad Elster hinein. In den nächsten Tagen stellte ich dann jedoch nochmals fest, dass es offensichtlich markierte Nebenstrecken des VPW gibt.

Ich lief zurück, um wieder auf den VPW meines GPS-Tracks zu gelangen. Dadurch kam ich nun auch an einem Bodendenkmal, dem Alten Schloss Schönfeld, Reste einer frühdeutschen Ringwallanlage oder auch einfach Wasserburg genannt, vorbei.

Für mich heute eher eine Insel auf einem runden Teich. In jedem Fall ein idyllisches Plätzchen zum Entspannen. Man kann auch einmal herum laufen, und dies ist auf einem Schild aufgemalt, damit man sich in diesem Kreis nicht verläuft.   😉

Ich hatte jedoch für heute genug und lief auf dem Schlossweg (immer noch VPW und immer noch blaue Markierung) nach Bad Elster zurück. An einer Kreuzung kurz vor Bad Elster erkannte ich in einiger Entfernung von links her die Frau mit den Nordic-Walking-Stöcken. Es führt hier halt jeder Weg nach Bad Elster zurück.

Länge: 16,7 km (Ich bin insgesamt heute 19,5 km gelaufen und hatte 480 Höhenmeter überwunden!)

Quelle: Wandern, Sehen und Erleben im Vogtland, Sparkasse Vogtland

Karten:

Vogtland Panorama Weg ® – Wanderkartenset mit Streckenbeschreibung
Wander-, Ski- und Radwanderkarte Schöne Heimat, Vogtländische Musik- und Bäderregion mit Ortsplan Bad Elster und Ringweg, Dr. Barthel Verlag

Hier geht’s zum Fotoalbum.

GPS-Track:

 

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Ein Kommentar

  1. Hallo liebe Schönbuche,

    wunderschön beschreibst du deine Begegnung mit der Erinnerung an deinen ersten Urlaub in Adorf. Die Landschaft um Bad Elster hast du auch sehr intensiv genossen. Das freut mich sehr.

    Mir ist es, als hätte ich die Wanderung zusammen mit dir gemacht.
    Dein anschaulicher Bericht unterstreicht den Titel deines Blogs – Wandern tut gut.
    Vielen Dank.

    Liebe Grüße
    Frieder

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