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Nicht nur zum Schnabulieren gut

Gern wären Uschi und ich die 3. Etappe des Eifelsteigs von Monschau nach Einruhr oder auch in Gegenrichtung gewandert. Doch auch nach längerer Suche war einfach keine praktikable Busverbindung zwischen Monschau und Einruhr zu finden. Wir hätten entweder zu nachtschlafener Zeit aufstehen müssen oder unsere Wanderung erst gegen Mittag in Einruhr starten können. Diese Etappe ist mit 24 km und einer Steigung von 695 Meter (in Gegenrichtung über 800 Meter!) jedoch ohnehin schon eine der sportlicheren Strecken. So entschieden wir uns für einen der Partnerwege an dieser Etappe, die Rundwanderung:

Heckenland-Route

… welche zwischen Eischerscheid, Dedenborn und Hammer eine weniger anspruchsvolle Runde dreht und den Eifelsteig auf dieser Etappe wenigstens auf knapp 7 km berührt.

Am Abend wollten wir Monschau besichtigen, was auf der gestrigen Etappe von Monschau nach Roetgen zu kurz gekommen war, und die Monschauer Senfmühle besuchen.

Wir schliefen aus, wie es sich für einen Urlaub gehört, frühstückten in aller Gemütlichkeit und fuhren am späten Vormittag los. Gegen 11 Uhr starteten wir am Parkplatz Grünental, an der Rur. Allerdings war es schnell vorbei mit gemütlich. Es ging erst einmal ca. 1,5 km immer bergan auf einem Zubringerweg, der hoch zur Heckenlandroute führte. Dieses Stück gehört zum Eifelsteig. Beim Einstieg in die Heckenlandroute trennten wir uns vom Eifelsteig und liefen nach links, Richtung Eischerscheid. Und auch hier ging es weiter aufwärts, und so hatten wir bis Eischerscheid ca. 3,5 km später schon einmal 200 Höhenmeter überwunden.

Doch dahin mussten wir erst einmal kommen. Denn aufgehalten wurden wir recht bald von einer schönen Aussicht, und für dieses Foto hab ich mich auf eine Bank gestellt.

Danach ging es weiter stramm  aufwärts. Bald schon waren wir im Heckenland. Links und rechts des Weges durch mehr oder weniger hohe Hecken umsäumte Wiesen- bzw. Weideflächen.

Mit diesen Hecken aus Hainbuche wurden in früheren Zeiten die Wiesen und Felder vor den rauen Eifelwinden geschützt. Heute machen sich nur noch wenige Besitzer die Mühe, diese Hecken regelmäßig zu schneiden und zu pflegen, was auch heute noch sehr arbeitsintensiv von Hand getan wird.

Durch Heckenstraßen, oder besser –alleen hindurch kamen wir in Eischerscheid an, liefen durch den Ort, vorbei an schmucken Häuschen mit herrlich beneidenswerten Aussichten, und ich bekam einmal wieder eine Lektion im Übersetzen von Straßennamen:

.. ich hätte übersetzt mit: „Offenes Kneipchen“… oder so…   😀

Klar, das Einkehren hat nun einmal eine große Bedeutung für mich. Hier gabs aber keine Kneipe. Die Straße heißt ganz einfach: „Auf dem Berg“. Was auch der Realität entsprach. Hinter Eischerscheid ging es fast 4 km immer nach unten, teils in Serpentinen ins Rurtal hinab,  durch herrlich duftenden Wald.

Schließlich kamen wir im Rurtal an und fanden einen einladenden Rastplatz, wo wir unsere Mittagspause einlegten. Ich machte noch ein paar Fotos von diesem idyllischen Fleckchen…

… und Uschi widmete sich einer ihrer Lieblingstätigkeiten:

… dem Studium der Wanderkarte.   🙂

Nun ging es ein kurzes Stück an der Rur entlang…

… dann hatten wir die Rur an einer besonders schönen Stelle zu überqueren…

… um auf der anderen Seite links am Wald wieder nach oben zu schnaufen.

Dafür hatten wir hier und da einen super schönen Blick hinab ins Rurtal und auf die Berge gegenüber, die wir vorhin hinab gewandert waren.

Wir überquerten, nun schon ganz schön schwitzend, die Landstraße. Ein schattiger Waldweg…

… führte hoch nach Dedenborn, entlang am Ortrand, mit einem schönen Blick auf den Ort.

Ab hier verläuft die Heckenlandroute wieder auf dem Eifelsteig, und zwar auf der Etappe 3 zwischen Monschau und Einruhr, nur dass wir sie wieder in Gegenrichtung liefen.

Es folgte ein wunderschöner meist sonniger Abschnitt –

… offene Wege in halber Höhe mit Sicht über Wiesen und auf das bergige Land ringsum.

Dann auch mal wieder schattige Waldwege. Absolut angenehm und überhaupt nicht anstrengend – es geht nämlich nun wieder ständig leicht bergab – zurück ins Rurtal, nach Hammer. In Hammer soll es ein kleines Hotel, das „Haus Waldblick“ geben, in dessen Café unsere Wanderbekannten aus Mönchenglattbach, die wir nun schon 2-mal auf dem Eifelsteig getroffen haben, so gut gespeist hatten. Dort wollten wir eine Kaffeepause einlegen, und die Aussicht auf eine Tasse Kaffee und ein leckeres Stück Kuchen trieb uns voller Schwung die Pfade hinunter.

Aber wie sollte es anders sein – wir waren nicht allein auf dem Steig, und wer in Gegenrichtung läuft, trifft immer wieder dieselben Fernwanderer. Als erstes trafen wir auf zwei Männer, die uns vorgestern auf der ersten Etappe in Mützenich entgegen gekommen waren. Wir hatten sie gegrüßt, doch sie hatten uns nicht wirklich registriert. Einer der beiden Herren war uns vorgestern wegen seines hochroten Kopfes aufgefallen, und er hatte ganz schön geschnauft. Heute wirkten beide entspannt, wir grüßten sie und sprachen sie auf das Treffen vorgestern an. Sie konnten sich nicht an uns erinnern, freuten sich aber über die erneute Begegnung. Es waren 2 ältere Herren aus Belgien, einer aus der Nähe von Brüssel, der andere aus Antwerpen. Und ehe wir uns versahen, hatten wir uns festgequasselt – über Brüssel, über deutsche Wandergebiete und natürlich den Eifelsteig. Wanderer haben sich ja immer jede Menge zu erzählen – wie sind die Wege, die Ausschilderung, das Wetter, wo kehrt man ein, wo übernachtet man… Doch wir mussten uns  an unseren Zeitplan erinnern und verabschieden. Wir sollten ja bis 18 Uhr in Monschau sein, wenn wir die Senfmühle noch sehen wollten bzw. den kleinen Laden mit der Senfverkostung… Und eine Kaffeepause in Hammer hatten wir auch noch vor.

Wir kamen jedoch nicht weit – der nächste Bekannte kam uns entgegen. Ein Mann, den wir ebenso vorgestern in Mützenich gesehen und gegrüßt hatten. Auch er konnte sich nicht an uns erinnern. Ob das daran lag, dass wir die Etappe vorgestern in männlicher Begleitung unterwegs gewesen waren? (Lieber Gruß an Willi…  :-D)

Aber heute blieb der Mann gern stehen auf einen Schwatz mit uns. Er war Kölner, der heute in der Schweiz lebt. Auch er hatte alle Etappen des Eifelsteigs geplant und das Ganze als „Wandern ohne Gepäck“ bei Eifel Touristik gebucht. Die organisieren dann wirklich alles, von der Übernachtung bis zum Gepäcktransfer. Völlig problemlos, er sei sehr zufrieden. Ich erzählte, dass ich das auch überlegt hatte, mir aber unsicher war, ob ich jeden Tag Lust haben würde, die anstehende Tour dann auch zu absolvieren. Gebucht ist gebucht, da muss man dann auch los und zum Ziel kommen. Schließlich habe mich auch der Preis abgeschreckt. Aber er fand es klasse. So findet jeder seine Art zu wandern, und vielleicht probiere ich das Wandern ohne Gepäck im nächsten Jahr ja doch einmal.

Wir fragten ihn dann noch nach der heutigen 3. Etappe, die ja ganz schön sportlich sei. Er meinte nur, naja – den schwierigsten Berg habe er gerade hinter sich. … was bedeutete, wir haben ihn gerade vor uns!   😮

Aber nun erst einmal unsere Kaffeepause in Hammer… Die nun wohl etwas kürzer ausfallen musste. Denn nochmals blieben wir bzw. blieb Uschi bei einer entgegenkommenden Familie hängen bzw. deren Hunden. Noch ein Schwatz… Kaffeepause im „Waldblick“ musste nun wohl ausfallen, wenn wir am Abend noch die Senfmühle besuchen wollten. Aber wir sagten uns, solche Begegnungen gehören schließlich zum Wandern dazu und zu den schönen wertvollen Erlebnissen unterwegs.

Endlich, endlich, wir kamen in Hammer an. Super schöner Campingplatz an der Rur.

Wir überquerten den Campingplatz und fanden an der Straße das „Haus Waldblick“ – und es hatte Ruhetag! So hat doch im Leben immer wieder alles seine Richtigkeit.   😀

Also dann auf – zum schwierigsten Teil der Wanderung – einem ganz ganz steilen Stück nach oben.

Hammer-steil! Aber wir waren ja nun im Training, und es war nur ca. 1 Kilometer.

Oben gab es leider nicht mal eine Bank, sondern nur pralle Sonne, so dass wir schnell wieder in den schattigen Wald eintauchten. Der Pfad führte natürlich wieder hinab…

Aber nicht weit. Am Aussichtspunkt „Uhusley“ gab es die Belohnung in Form zweier gemütlicher Bänke…

… und einer gigantischen Aussicht.

Uschi brauchte mal wieder ein Update auf der Wanderkarte.

Ich hatte ja GPS-Unterstützung und meine Karte online dabei, machte die Beine lang und lauschte Uschi nochmals bei der Erläuterung unserer Route. Schließlich ließ ich mir erklären, dass „Ley“ im rheinischen Sprachgebrauch die Bezeichnung für „Fels“ oder auch „Schiefergestein“ bzw. „Schieferfelsen“ ist, was ich nach meinem Besuch der Loreley im letzten Jahr eigentlich hätte wissen können.

Hier gab es jede Menge „Ley“.

Nach der letzten schönen Rast hatten wir nun noch ca. 2 km bis zum Ausgangspunkt der Rundtour zu wandern, zunächst an  Felsenwänden entlang…

… dann durch Fichtenwald. Am Einstiegspunkt verließen wir den Eifelsteig und liefen die 1,5 km Zubringerweg hinab zum Parkplatz zurück.

Da ja nun die Kaffeepause ausgefallen war, kamen wir auch noch rechtzeitig bei der Senfmühle Monschau an…

.. wo wir fast alle der leckeren Senfsorten kosteten und den einen und anderen Likör. Es gibt hier total leckere Sachen, und mein Vorrat an Senf reicht nun sicher bis weit ins nächste Jahr hinein.

Wir bestellten im gegenüberliegenden Schnabuleum noch einen Tisch fürs spätere Abendessen, ließen das Auto an der Senfmühle stehen und liefen zum Ort hoch. Uschi ist ja regelmäßig in Monschau, aber ich wollte diesen hübschen Ort, die Perle der Eifel, wie er genannt wird, nun auch einmal sehen. Ich war wirklich begeistert, hat mir gut gefallen.

Nachdem unsere Füße nun endgültig erlahmt waren, schleppten wir uns zur Senfmühle zurück, um uns im Schnabuleum kulinarisch verwöhnen zu lassen.

Das Schnabuleum – sicher abgeleitet von „schnabulieren“ (schlemmen, genüsslich speisen) – ist ein liebevoll restauriertes altes Haus gleich gegenüber der Senfmühle, gehört zur Senfmühle und ist quasi dessen Feinschmecker-Restaurant. Hier sind alle Speisen irgendwie mit Senf gemacht, auch die Desserts. Die Auswahl an vegetarischen Gerichten ist leider nicht besonders vielfältig. Ich entschied mich für eines der beiden: Käsespätzle. Ein typisch schwäbisches Gericht – Gruß nach Hause! Hier, in der Monschauer Senfmühle halt verfeinert mit Bärlauchsenf. Naja, jeden Tag möchte ich das nicht essen, aber es war sehr sehr lecker. Gut dass der Wanderer immer erst am Abend „reinhauen“ kann, denn nach diesem Essen wäre nun gar nichts mehr gegangen, und ich war froh darüber, wie schön Uschi uns nach Hause fuhr. Ein Senfwickel um die Füße wäre jetzt nicht schlecht. Senf ist schließlich nicht nur zum Schnabulieren gut. Aber dafür war mir mein gerade erworbener guter Monschauer Feigen- oder Honig-Mohn-Senf dann doch zu schade…

Also ab ins Bett, wir hatten ja schon die nächste Tour für morgen geplant.

Länge: Heckenlandroute 14,5 km (510 Höhenmeter), mit unserem Zubringerweg ca. 17,5 km

Quelle: Wandertouren Eifelsteig, Ulrike Poller und Wolfgang Todt, Verlag ideemedia GmbH

Beschreibung und GPS-Track: Eifelsteig – Partnerwege

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