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Nass und (an)mutig bei Erlbach

Im Fernsehen hatte ich unlängst eine Reportage über die Wander-Gegend rund um Erlbach gesehen, einem Ort  im s.g Musikwinkel des Naturparks Vogtland. Diese Gegend erhielt ihren Namen daher, weil es hier einige Orte  gibt, die durch den Musikinstrumentenbau berühmt und teilweise sehr reich geworden sind, wie im Sächsischen Vogtland, in dem ich mich befand, die Orte Markneukirchen, Klingenthal oder eben auch Erlbach. Hier sind noch heute etliche Geigen-, Gitarren- Klarinetten- oder auch Bogenbauer ansässig, die ihre Musikinstrumente in alle Welt verkaufen.

Zudem schien die Landschaft um Erlbach herum, nahe der tschechischen Grenze, besonders reizvoll zu sein, und der Vogtland Panorama Weg ® (VPW) streift diesen Ort ebenso, so dass ich auch hier unbedingt eine Wanderung geplant habe:

Erlbach – Juliusstein – Dreirainsteine – Erlbach (teilw. VPW)

Heute sollte ich richtig nass werden. Angesagt war das ja mehr oder weniger für die ganze Woche. Schon beim Frühstück beobachtete ich mit zunehmender Sorge den feinen Nieselregen draußen. Egal, ich fuhr trotzdem los. Vielleicht ließ sich der Wetterfrosch von meiner Risikobereitschaft beeindrucken. Ich fuhr also mutig los und fand einen Parkplatz in der Kirchstraße in Erlbach.

…welches auf mich spontan einen ziemlich trostlosen Eindruck machte, was aber an dem gerade heftig einsetzenden Regen liegen mochte. Unentschlossen blieb ich erst einmal eine Weile im Auto sitzen, lief dann mal kurz ein Stück die Straße hinunter, rettete mich wieder ins Auto. Nach einer reichlichen halben Stunde hatte der Regen soweit nachgelassen, dass ich es wagte, loszuwandern. Später hörte er auf, leider aber nur vorübergehend.

Ich lief aus dem Ort hinaus – und fragte mich erst einmal durch nach dem Weg mit der grünen Markierung Richtung Kegelberg.  Eigentlich wollte ich eine größere Schleife weiter südlich über Eubabrunn laufen, wo es ein weiteres scheinbar interessantes Freilichtmuseum gibt, ähnlich dem in Landwüst, das ich gestern besucht hatte.

Doch das Wetter lud bis jetzt weder zu einer Ausdehnung der Tour, noch zu einem Freilichtmuseum ein. Eventuell könnte ich das Museum ja am Nachmittag mit dem Auto anfahren. Ich lief also irgendwann nach rechts aus dem Ort hinaus und fand die grüne Markierung, wie mir ein Erlbacher erklärt hatte. Dies war dann auch für heute der letzte Mensch, mit dem ich reden würde.  Auf der ganzen Tour traf ich nicht einen einzigen Menschen. Wer geht bei so einem Wetter auch schon aus dem Haus, wenn er nicht muss!   😀

Noch ein lohnenswerter Blick zurück auf das zwar verregnete, aber dennoch herrlich anmutig gelegene Erlbach…

… bilderbuchgemäß eingebettet zwischen Hügeln, Wäldern und Wiesen mit Schafherden.

Ich lief ein Stück durch den Wald und kam an die Kreuzung zum Vogtland Panorama Weg…

… der hier, östlich von Erlbach eine wunderschöne romantische Strecke durch dichten Wald, Bachtäler und an 2 Teichen vorbei beschreibt, immer wieder nahe der tschechischen Grenze.

Dieser kam ich auf dem VPW, hier immer noch grün markiert, auch ziemlich schnell nahe. Auch hier stehen noch die Reste der früheren Grenzzäune, die nun viel sinnvoller als Träger für die Wegmarkierungen verwendet werden.

Ein kleines Stück geht es nun direkt an der Grenze zu Böhmen entlang, und zwar richtig romantisch über einen Holzsteg.

Gut dass es etwas zum Festhalten gab, denn das Holz war vom Regen dermaßen glitschig, dass die Sohlen meiner Wanderschuhe kaum Halt fanden.

Das wäre gerade der richtige Platz für mein zweites Frühstück gewesen:

Leider war es mir überall zu nass. Doch trotz des feuchten Wetters war die Stimmung hier absolut schön und wohltuend. Wie an stillen nebeligen Herbsttagen, an denen man sich völlig in sich zurück ziehen kann.

Bis zum Juliusstein ging es nun noch ein Stück bergan, wieder in ein dichtes Waldstück hinein.

Sehr viel Licht drang nicht durch die hohen dichten Bäume hindurch, es war ziemlich duster.

Hier steht dann auch – neben dem aktuellen Grenzstein – der Juliusstein, ein Wappenstein aus dem Jahre 1544, der langjährige Grenzstreitigkeiten zwischen der damaligen Herrschaft Schönbach und den sächsischen Herrschaften beenden sollte.

Von beiden Seiten schön bunt bemalt mit den jeweiligen Wappen.

Ein Markneukirchner Bürger namens Julius hat sich dieses Schmuckstück dann einfach in seinem Garten aufgestellt, von daher der Name Juliusstein. Heute steht er wieder ordnungsgemäß an seinem Platz. Nachzulesen auf einer Tafel neben dem Stein.

Nach der geschichtlichen Lektion und einigen Gedanken darüber, warum der Mensch, nicht anders als seine tierischen Mit-Erdbewohner, nur auf zivilisiertere Art und Weise, so sorgfältig darauf bedacht ist, seine Grenzen zu markieren und zu verteidigen, wanderte ich weiter – weiter auf dem VPW, auf schönen einsamen Waldwegen. Ich hatte nun endgültig Hunger und suchte mir einen regengeschützten Platz (erwähnte ich schon, dass es beinahe ununterbrochen feiner bis stärker nieselte? Naja eigentlich konnte man das nun wirklich als Regen bezeichnen!).

Unter diesem Baum blieb ich tatsächlich nahezu trocken, auch von unten, denn die kluge Wandersfrau, die nach mehrfacher bitterer Selbsterfahrung weiß, was eine Blasenentzündung ist, hat natürlich immer eine faltbare Sitzunterlage aus Schaumstoff dabei – das kleine grüne Fleckchen am Baum. Der gelbe Sack daneben ist eigentlich mein roter Wanderrucksack, überzogen mit einer Regenhülle meiner Fahrradtaschen. So blieb mein Rucksack einschließlich Inhalt einigermaßen trocken. Und noch direkt vor meinem Urlaub hatte ich mir eine Gürteltasche, eigentlich eine Kameratasche, fürs Garmin und mein Handy gekauft, die ich außen an meinem Rucksack befestigt hatte. Diese hat eine angenähte Regenschutzhülle gleich dabei, und auch diese hielt dicht, trotz mehrstündiger Nässe von oben. Prima, wie angenehm es der heutige Wanderer doch haben kann. Goethe hat da sicher andere Erfahrungen gemacht. Er führte allerdings auch noch keine wasserempfindlichen Geräte mit sich.   🙂

So schaute und hörte ich dem Regen zu und konnte eine längere Pause genießen. Total entspannend.

Apropos „wasserempfindliche Geräte“: Spätestens heute zeigte sich ein deutlicher Vorteil des GPS-Gerätes gegenüber dem Smartphone – abgesehen von der Qualität der Tracks. Während ich das Handy, mit dem ich ja auch fotografiere, wirklich gut schützen und immer wieder schnell trocken reiben musste, ja zeitweilig gar nicht mehr aus der Tasche holen konnte, machte dem Garmin das Wasser gar nichts aus. Das kann sogar mal in einen Bach fallen und überlebt das noch.

Und wieder folgte ein schöner Weg durch Wald…

… welcher sich irgendwann öffnete.

Ich befand mich nun im Skigebiet Kegelberg bei Erlbach.

Hier ist man voll und ganz auf Skifahrer eingestellt, aber natürlich nicht zu dieser Jahreszeit. Es wirkte auch hier alles wie ausgestorben. Bestimmt schön hier im Winter. Ja, das Vogtland ist natürlich auch ein klasse Skigebiet, wie ich später an noch weiteren Wegweisern feststellen konnte. Es gibt hier einige gut gekennzeichnete Langlaufloipen.

Heee, und da sah ich doch von weitem ein Gasthaus mit Biergarten. Mir war schon die ganze Zeit nach einer Tasse Kaffee! Bei diesem Wetter um so mehr…

Aber leider ist die „EinkehrSchwung“ von Montag bis Donnerstag geschlossen. Und heute war Mittwoch.  Aber schööööön ist es hier.

Also musste ich so weiter – mit Schwung ohne Einkehr, Richtung Dreirainsteine.

Hier verließ ich nun erst einmal den VPW, denn dieser verläuft nun auf der anderen Talseite weiter.

Ein ganzes Stück ging es an der Straße, der Alten Klingenthaler Straße entlang, weiter Richtung Osten. Ohne Verkehr und ausnahmsweise mal kurze Zeit ohne Regen. Aber den Kühen war das eh egal.

Ich hatte immer noch Lust auf eine Tasse Kaffee, denn das Wetter war schon etwas ermüdend. Da stieß ich auf das nächste Wirtshaus, welches an der Straße mit Kaffee und Kuchen warb. Leider war auch „Zum Gottlieb“ geschlossen…

Ich fand das gar nicht lieb, auch nicht vom Allmächtigen – falls dieser hier seine Hände im Spiel haben sollte. Mir war jetzt einfach nach einer gemütlichen trockenen Stube und einer Tasse Kaffee! Wie in meinem Artikel von gestern schon erwähnt – mit der Möglichkeit zur Einkehr hapert es hier und da ein wenig im Vogtland…

Bis zum Hinteren Floßteich lief ich wieder auf einem schönen Waldweg, leider jedoch total glatt, weil es ein Teerweg war. Ich befand mich jetzt auf dem Schwarzbachtal-Radweg. Ein wahrscheinlich sehr schöner ausgezeichneter Radweg, benannt nach dem Schwarzbach zwischen Adorf und Erlbach. Hier fließt allerdings schon der Floßbach in einem wunderschönen Bachtal. Nur nicht so schön für meine festen Wanderschuhe…

Das Wasser des Floßbaches wird am Hinteren Floßteich , später am Vorderen Floßteich, an dem ich nachher auch noch vorbeikommen werde, gesammelt. Am Hinteren Floßteich herrschte totaler Frieden.

Ein Entenpärchen führte seine Küken aus. Süß, diese kleinen flauschigen Wesen, die ich eine ganze Weile aus gebührender Entfernung beobachtete.

Im Sommer ist das wohl ein beliebter Badesee. Gut, dass heute kein Sommer war!

Und weiter diese Teerstraße – ziemlich lange immer bergan.

Ab der scharfen Linkskurve wurde es dann ein wieder angenehmerer Kiesweg, der Radweg führte weiter geradeaus Richtung tschechische Grenze im Süden. Und wieder schöner dichter saftiger Wald.

Vogelgezwitscher begleitete mich, ein Specht klopfte sich sein Mittagessen aus dem Stamm. Dafür setzte nun der Regen wieder ein, und zwar nicht zu knapp. Plötzlich hörte ich ein Tier mordsmäßig brüllen. Keine Ahnung, was für eins, ein größeres in jedem Fall. Es klang so beängstigend, dass ich unwillkürlich meine Schritte beschleunigte. Der Regen wurde aber nun wieder so stark, dass ich mich noch einmal unterstellen musste.

Und so stand ich eine ganze Weile und wartete, dass der Regen nachließ. Meine Hose war inzwischen nass bis oben, aber es war eine leichte Hose, sie würde schnell trocknen. Die Jacke hielt dicht, auch die Schuhe schienen noch von innen trocken zu sein. Was sich schnell ändern konnte, wenn man auf solch gut begrasten Wegen wandert.

Irgendwann regnete es auch durch diesen Baum durch, und ich lief weiter – Richtung Osten bis zur Grenze, wo sich die Dreirainsteine, wohl eine alte Grenzmarkierung zwischen drei Bistümern, befinden.  Ich habe von ihnen leider wegen des starken Regens überhaupt nichts gesehen, denn mir war gerade nicht danach, mir ein paar Grenzsteine anzuschauen. Ich bin an ihnen vorbei gelaufen.

Hinter den Dreirainsteinen stieß  ich wieder auf den VPW, nun gelb markiert, und wanderte auf ihm in westlicher Richtung nach Erlbach zurück. Bevor man dieses erreicht, kommt man am Vorderen Floßteich vorbei, ebenfalls sehr idyllisch gelegen, wie der Hintere Floßteich.

Hier kann man auf Informationstafeln etwas über den Vogtländischen bzw. Sächsischen Holzhandel und der sich daraus ergebenden Flößerei erfahren, deren Geschichte fast 300 Jahre währte und welche erst nach 1850 durch Erfindung der Eisenbahn ein Ende fand. Bis dahin wurde vogtländisches Holz auf dem Wasserweg, über einen der zahlreichen Bäche in die Weiße Elster und über diese bis nach Leipzig und Halle transportiert. Am Vorderen Floßteich steht noch ein alter Zapfen, über welchen man bei Bedarf über den Floßteich den Wasserstand im Floßbach reguliert hat.

Am Bächlein entlang ging es weiter. Schöner idyllischer Weg.

Leider musste ich mich noch mehrmals unterstellen. Dichter Regen… naja ich wiederhole mich… Aber das gehört dazu zum Wandern! An solchen schönen Stellen kann man es ja auch eine Weile aushalten. Vielleicht sollte man diese Informationstafeln mit einer größeren Überdachung versehen. Dann könnte der Wanderer solche Schlechtwetter-Pausen geistig sinnvoll nutzen.   😀

Aber ich hatte ja Zeit. Und Nichtstun soll auch ziemlich sinnvoll sein.

Kurz bevor der Weg den Wald verlässt, fand ich eine überdachte Sitzgruppe und machte es mir hier bequem. Über mein Smartphone funkte ich Ilona, meine Plauener Freundin an. Sie berichtete, dass das Vogtland-Radio ein Nachlassen des Regens erst für den Abend angekündigt hatte. Mir wurde langsam kalt, also lief ich mutig weiter…. Und musste über einen Wiesenpfad durch hohes und natürlich pitschnasses Gras, welches mir bis über die Knie reichte! Falls es bis jetzt noch eine trockene Faser an meiner Hose gegeben haben sollte – damit war es nun vorbei! An dem nassen Stoff klebten zudem tausende kleine weiße Blüten. So wunderhübsch dekoriert erreichte ich den Erlbacher Ortsrand.     😀

Auf einem Schild las ich: 1,3 km bis zum Erlbacher Markt. Als ich nach diesen 1,3 km an meinem Auto ankam, hatte es endlich aufgehört zu regnen, und meine Hose war – Kunstfaser sei Dank – wieder fast trocken. Eines muss ich noch im Nachhinein feststellen: Das Wetter an jenem Tag ist mir ungleich lieber als dieses heute, wo ich diesen Bericht schreibe (wir haben um die 30°C; man sollte jede Bewegung tunlichst vermeiden), und ein Wanderweg, der trotz grauem Regenwetter so idyllische und an-mutige Erinnerungen hinterlässt, ist ein ganz besonders erwähnenswerter Wanderweg!

Länge: 16 km

Quelle:

Wandern, Sehen und Erleben im Vogtland, Sparkasse Vogtland

Karten:

Vogtland Panorama Weg ® – Wanderkartenset mit Streckenbeschreibung, Karte 7
Wander-, Ski- und Radwanderkarte Schöne Heimat, Vogtländische Musik- und Bäderregion mit Ortsplan Bad Elster und Ringweg, Dr. Barthel Verlag

Hier geht’s zum Fotoalbum.

GPS-Track: